Offenbar wegen Prügelei Hochrangiger Fifa-Funktionär festgenommen
Rund um das Endspiel der Copa América in Miami gibt es chaotische Szenen. Zu den Festgenommen gehören auch Kolumbiens Verbandspräsident und sein Sohn.
Man stelle sich vor, der Präsident des Deutschen Fußballbunds (DFB) wäre nach dem Finale der Europameisterschaft im Stadion mit Ordnern aneinandergeraten und hätte sich, sekundiert von seinem Sohn, mit den Sicherheitsleuten eine handgreifliche Auseinandersetzung geliefert. Stellen wir uns weiterhin vor, der DFB-Präsident wäre daraufhin festgenommen, auf die Wache gebracht und erkennungsdienstlich behandelt worden – inklusive Mugshot, jener berüchtigten Porträtaufnahme, die in Amerika von Festgenommenen angefertigt wird.
Keine Sorge, Bernd Neuendorf, hat das EM-Finale mit Anstand über die Bühne gebracht; wie es sich für den Präsidenten des größten Einzelsportverbands der Welt gehört. Auch wenn die eigene Mannschaft schon früh im Turnier ausgeschieden ist, DFB-Boss Neuendorf wahrte natürlich die Etikette.
Nicht so Ramón Jesurún und sein Sohn Ramón Jamil Jesurún. Die beiden waren offenbar nach dem verlorenen Copa America-Finale ziemlich enttäuscht darüber, dass ihr Team es nicht geschafft hatte, gegen Weltmeister Argentinien mit Superstar Messi zu siegen. Kolumbien verlor die Partie in Miami mit 0:1. Jesurún eilte daraufhin in Begleitung seiner Entourage, zu der auch sein Sohn Ramon Jamil zählte, aus dem Stadion. Dabei wurden sie offenbar von Ordnern angehalten, was schließlich in einer Handgreiflichkeit mündete.
Funktionäre werden dem Haftrichter vorgeführt
Jesurún ist nicht nur der Präsident des kolumbianischen Fußballverbands, er sitzt auch im Fifa-Rat und pflegt beste Kontakte zu Weltfußball-Boss Gianni Infantino. Laut des Festnahmeprotokolls des Miami-Dade Police Departments soll der 71-Jährige äußert aufgebracht gewesen sein und "wütend" auf Sicherheitskräfte zugestürmt sein. Videos, die auf X kursieren, zeigen eine Gruppe offenbar kolumbianischer Funktionäre, die sich mit dem Personal im Hard Rock-Stadion anlegen. Allerdings konnte bislang nicht verifiziert werden, bei wem genau es sich bei den Personen handelt.
Angaben der Polizei zufolge wurden insgesamt 27 Personen festgenommen, darunter auch Jesurún sowie sein Sohn. Dies bestätigte die Polizei der Nachrichtenagentur AP. 55 Menschen wurden des Stadions verwiesen. Jesurún selbst soll inzwischen von den US-Behörden wegen tätlichen Angriffs in drei Fällen angeklagt worden sein. Den Festnahme-Protokollen zufolge wurde Jesurúns Sohn wegen des Vorwurfs der Körperverletzung in Gewahrsam genommen.
Wie Medien berichten, soll der hochrangige Funktionär zunächst einen der Ordner angeschrien haben, als dieser Jesurúns aufforderte, sich zu beruhigen. Als der Ordner ihn bat, einen Schritt zurückzutreten, soll es zu einem Handgemenge gekommen sein, bei dem auch Jamil Jesurún mitgemischt habe. Die beiden wurden noch in der Nacht zu Montag in das Turner Guilford Knight Correctional Center in Miami überstellt. Sie sollten noch am Montag vor einem Haftrichter erscheinen.
Bei dem Finale im Hard Rock Stadium waren am Sonntag mehr als 800 Polizeikräfte im Einsatz. Das Spiel, das Weltmeister Argentinien um seinen Star Lionel Messi 1:0 nach Verlängerung gewann, begann erst mit fast anderthalbstündiger Verspätung. Grund waren Fans, die versuchten, ohne Ticket in das Stadion zu gelangen. Es spielten sich teilweise chaotische Szenen ab. Das Stadion ist in zwei Jahren auch Spielort bei der WM-Endrunde, die in den USA, Kanada und Mexiko ausgetragen wird.
- Nachrichtenagentur AFP