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"Wolfsgruß"-Skandal bei EM: Auch Mesut Özil zeigt umstrittenes Tattoo


Rechtsextremes Symbol
Özil zeigt umstrittenes Tattoo – Zeitpunkt ist auffällig

Von t-online, cc

Aktualisiert am 04.07.2024Lesedauer: 3 Min.
Mesut Özil im Trikot von Istanbul Basaksehir. Der Ex-Weltmeister beendete seine Karriere in der Türkei.Vergrößern des Bildes
Mesut Özil im Trikot von Istanbul Basaksehir. Der Ex-Weltmeister beendete seine Karriere in der Türkei. (Quelle: Anadolu/Getty)

Merih Demiral sorgte mit seinem "Wolfsgruß" bei der EM für Empörung. Am selben Tag zeigte auch Mesut Özil ein rechtsextremes Tattoo. Der Zeitpunkt ist auffällig.

Mesut Özil, der ehemalige Weltmeister und Star von Arsenal London, hat vor dem Spiel der Türkei gegen Österreich für Aufsehen gesorgt, als er nach einem Fitness-Workout ein Foto seines nackten Oberkörpers bei Instagram postete. Dabei kam auf seiner linken Brust ein Tattoo zum Vorschein, das das Symbol der rechtsextremistischen Gruppierung "Graue Wölfe" zeigt.

Özil lacht in die Kamera, offenbar stolz auf seinen Trainingserfolg, präsentiert er die gestählte Brust – mit dem rechtsextremen Tattoo darauf. Er kann zu dem Zeitpunkt noch nicht wissen, dass Stunden später der türkische Nationalspieler Merih Demiral einen veritablen Skandal bei der EM auslöst. Sehr wohl aber, dass der 2. Juli, also der Zeitpunkt des Postings, nicht irgendein Tag in der Türkei ist.

Demiral hatte am Dienstag im Achtelfinale der EM für Empörung gesorgt, als er nach einem Treffer für sein Team den Wolfsgruß zeigte, ein Handzeichen, das mit den "Grauen Wölfen" in Verbindung gebracht wird. Diese Geste wird von vielen Experten als Zeichen der Unterstützung für eine rechtsextreme Ideologie gewertet. Demiral hingegen distanzierte sich umgehend von dieser Interpretation. Er verwies darauf, dass er die Geste lediglich als Zeichen seiner Freude über seine Tore und den 2:1-Sieg seiner Mannschaft verstanden wissen wollte.

"Graue Wölfe" werden vom Verfassungsschutz beobachtet

Özils Tattoo könnte die Debatte nun erneut entfachen. Der Weltmeister von 2014 hatte schon 2018 eine Debatte ausgelöst, als er kurz vor der WM seine Nähe zum Autokraten Erdogan zeigte. Im Mittelpunkt stehen damals wie heute Bedenken hinsichtlich der Verbreitung umstrittener Symbole und Ideologien im Fußball, die nicht mit der vermeintlichen Vorbildfunktion der Stars vereinbar sind.

Der Sport allgemein, so die Position vieler Funktionäre, solle sich doch ohnehin nicht politisch geben. Politik habe im Sport nichts zu suchen, so argumentiert etwa seit Jahren der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, Thomas Bach. Oder auch Fifa-Boss Gianni Infantino.

Innenministerin Nancy Faeser (SPD) forderte wegen des Vorfalls die Uefa auf, Sanktionen zu prüfen. "Die Symbole türkischer Rechtsextremisten haben in unseren Stadien nichts zu suchen", schrieb Faeser im Onlinedienst X. "Die Fußball-Europameisterschaft als Plattform für Rassismus zu nutzen, ist völlig inakzeptabel", fügte sie hinzu. Die Innenministerin verwies zudem darauf, dass die Grauen Wölfe vom Verfassungsschutz beobachtet werden.

Zeitpunkt der Gesten wirkt kaum wie Zufall

Die Uefa hat auf die Geste Demirals im Spiel gegen Österreich jedenfalls eindeutig reagiert: Sie leitete ein Ermittlungsverfahren gegen den Spieler ein. Bei einer Verurteilung droht dem Doppel-Torschützen aus dem Achtelfinale eine Sperre für das laufende Turnier.

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Die Türkei protestierte umgehend gegen die empörten Reaktionen aus der Bundespolitik. Das Land des autokratisch regierenden Präsidenten Recep Tayyip Erdogan bestellte den deutschen Botschafter in Ankara ein. "Die Reaktion der deutschen Behörden gegenüber Herrn Demiral sind selbst fremdenfeindlich", erklärte das türkische Außenministerium. Es verwies ebenfalls auf die Einschätzung des deutschen Verfassungsschutzes, wonach "nicht jeder Mensch, der den Wolfsgruß zeigt, als rechtsextrem bezeichnet" werden könne.

Der Zeitpunkt von Demirals Jubelgeste oder Özils Tattoo-Posting kann nur ein Zufall sein. Auffällig ist er dennoch. Fallen beide Aktionen doch auf den 31. Jahrestag des Massakers von Siva. Damals, am 2. Juli 1993, griffen türkische Ultranationalisten ein Hotel in der Stadt Siva an, in dem sich Teilnehmer eines alevitischen Literaturfestivals aufhielten. 35 von ihnen starben. Unter den Angreifern waren auch Mitglieder der "Grauen Wölfe."

Verwendete Quellen
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