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Supercup: So kann Eintracht Frankfurt ohne Kostic Real Madrid knacken


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Frankfurt gegen Real Madrid
Sensation ohne Heilsbringer?


Aktualisiert am 10.08.2022Lesedauer: 4 Min.
Filip Kostic verlässt die Eintracht Richtung Turin.Vergrößern des Bildes
Filip Kostić: Der Star verlässt Eintracht Frankfurt in Richtung Turin. (Quelle: IMAGO/Joaquim Ferreira)

Der Star ist weg, gegen Bayern gab es eine Klatsche. Die Vorzeichen vor dem Supercup könnten für Frankfurt eigentlich schlechter nicht stehen. Eigentlich.

Eine weitere Hängepartie in diesem Transfersommer ist vorüber: Filip Kostić wechselt von Eintracht Frankfurt nach Turin zum italienischen Spitzenclub Juventus. Mit dem Abgang des serbischen Flügelläufers könnte eine neue Zeitrechnung in Frankfurt beginnen. Denn Kostić prägte das taktische System der Hessen wie kein anderer. Salopp gesagt, wurde lange alles auf ihn abgestimmt. Die Dreierabwehr war notwendig, um Kostićs linke Seite mit einem Sicherheitsnetz auszustatten – Martin Hinteregger und zuletzt Evan N’Dicka fungierten als Wachhunde für die Räume im Rücken des Offensivgeists.

Auch der Spielaufbau war in Teilen so konzipiert, dass Kostić regelmäßig auf der ballfernen linken Seite angespielt und in isolierte Sprintsituationen gelangen konnte. Deshalb verlagerten die zentralen Mittelfeldspieler ihren Fokus nach rechts, um zunächst die Balance des Spiels dorthin zu forcieren und anschließend Kostić abseits des Spielgeschehens zu suchen. Seitdem Oliver Glasner die Frankfurter trainiert, hat sich die Eintracht-Erde nicht mehr nur um Kostić gedreht, zumal der Serbe gerade in der erfolgreichen Europa-League-Kampagne der vergangenen Saison auch selbst viel Defensivarbeit verrichtete.

Umstellung auf Viererkette zwangsläufig

In jedem Fall wird sein Abgang nach Turin jedoch große Auswirkungen auf Frankfurt haben. Ein Blick in den aktuellen Profikader verrät bereits, dass die Hessen über keinen Spielertypen für den linken Flügel verfügen, der Kostić qualitativ und vom Spielerprofil her nahekommt. Christopher Lenz zum Beispiel, der eigentlich Linksverteidiger ist, könnte bei all seiner Qualität und Erfahrung bei Weitem nicht die Akzente nach vorn setzen. Immerhin war Kostić mit seinem Tempo und Zug zum Tor nur schwerlich zu bremsen, nachdem er erst einmal freigespielt wurde.

Ohne einen offensivstarken linken Flügelläufer – oder Wing-Back, wie es im Englischen heißt – funktioniert das 3-4-2-1-System von Glasner nicht oder würde offensiv zahnlos bleiben. Die Post-Kostić-Zeit könnte folglich mit einem Systemwechsel eingeleitet werden. Anbieten würde sich etwa ein 4-3-3 oder 4-2-3-1, also in jedem Fall eine Viererkette, in welcher der erwähnte Lenz seinen Paradepart als Linksverteidiger übernehmen dürfte. Davor bedürfte es einiger Verschiebungen, aber Mittelfeldakteure wie Sebastian Rode und Daichi Kamada sind flexibel und erfahren genug, um diese Umstellungen recht reibungslos umzusetzen.

Dass Frankfurt in der kürzlich zu Ende gegangenen sowie der letztjährigen Sommerpause einige Verstärkungen für die Offensive holte, könnte sich nun umso mehr bezahlt machen. In der untenstehenden Formation, die als reines Gedankenspiel zu verstehen ist, fehlt etwa Jesper Lindström, der in der Vorsaison einer der Topangreifer von Frankfurt war. Er könnte genauso gut in die Formation reinrutschen und Europapokal-Held Ansgar Knauff verdrängen. Der neu hinzugestoßene Mario Götze könnte wiederum ins Mittelfeld zurückgehen und Kamadas Platz übernehmen. Glasner hat genügend personelle Optionen vor der Abwehr.

Real als erster Test

Nun kommt der Abgang Kostićs zu einem besonders ungelegenen Zeitpunkt. Zum Bundesliga-Auftakt am vergangenen Freitag verloren die Frankfurter zu Hause mit 1:6 gegen Bayern München. Heute Abend folgt das Supercup-Spiel gegen Real Madrid in Helsinki, für das sich die Eintracht als Europa-League-Sieger qualifiziert hat. Die Ligasaison beginnt für Madrid erst in ein paar Tagen, aber allein die Qualität des amtierenden Champions-League-Triumphators verheißt wenig Gutes.

Eine Umstellung auf eine der angesprochenen Formationen würde die Kräfteverhältnisse gegen Madrid nicht umkehren. Aber vielleicht hätte die Umstellung auf eine Viererkette einen positiven Effekt auf die Performance. Gegen die Bayern – noch im 3-4-2-1 – versuchten die Frankfurter, insbesondere ihre Präsenz in der Mitte zu nutzen. Mit drei zentralen Verteidigern, zwei Mittelfeldspielern sowie zwei offensiven Halbspielern davor lag diese Ausrichtung auf der Hand. Aber besonders Bayerns Jamal Musiala wurde trotz Doppel- und Dreifachbewachung nahezu nie vom Ball getrennt. Stattdessen behauptete er die Kugel und nahm durch Weiterleitungen die Gegenspieler in seiner unmittelbaren Umgebung für den Moment aus dem Spiel.

Räume richtig besetzen

In einem 4-3-3 etwa müssten die Verteidiger der letzten Linie ihre Positionen vornehmlich halten und könnten bei Ballbesitz des Gegners nicht nach vorn stoßen. Die drei Offensivkräfte könnten sich weniger in die Mitte bewegen, sondern müssten beispielsweise die Vorstöße der gegnerischen Außenverteidiger bewachen. Ergo wären Frankfurts Mittelfeldspieler auf sich gestellt. Das klingt im ersten Moment eher wie ein Nachteil, wenn es gegen Giganten wie Luka Modrić und Toni Kroos geht. Aber aufgrund der geringen numerischen Präsenz wären Frankfurts Mittelfeldspieler dazu gezwungen, die Räume clever zu besetzen und zuzustellen, statt sich etwas unbedacht auf gegnerische Ballführende zu stürzen.

Taktikpsychologisch könnte eine solche Systemumstellung bewirken, dass sich die Frankfurter eben nicht mehr so dezidiert auf das Führen und Gewinnen von Zweikämpfen fixieren, sondern den Gegnern die Pass- und Bewegungsoptionen nehmen. Dann hätte der Abgang von Kostić sogar mittelfristig eine positive Konsequenz. Kurzfristig könnte es aber für Frankfurt recht bitter werden. Denn Umstellungen brauchen trotz aller Erfahrung im Kader Zeit.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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