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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Drama um US-Star Rapinoe Ein Albtraum
Megan Rapinoe ist das Gesicht des Frauenfußballs in den USA. Die WM ist ihr letztes großes Turnier. Und es endete mit einer großen Enttäuschung.
Nach 99 Minuten wurde es laut in Melbourne. Im WM-Achtelfinale zwischen den USA und Schweden war zwar immer noch kein Tor gefallen, doch an der Seitenlinie stand Megan Rapinoe. Der Star der USA wurde eingewechselt. Rapinoe kam für Alex Morgan, sollte einen neuen Impuls bringen, im Idealfall sogar den entscheidenden.
Sie, die kurz vor der WM ihr Karriereende nach der Saison angekündigt hatte. Die jahrelang den US-Fußball prägte und Titel für Titel gewann. Die sich mit Donald Trump anlegte, die sich für eine bessere Bezahlung im Frauenfußball einsetzte. In ihrem letzten großen Turnier für die USA sollte sie in diesem engen, umkämpften Spiel gegen Schweden dabei helfen, das erlösende Tor zu erzielen, nachdem Rapinoes Teamkolleginnen mehrfach an der skandinavischen Torhüterin Zećira Mušović gescheitert waren.
Doch in ihren rund 20 Minuten auf dem Platz konnte die 38-Jährige mit den grün gefärbten Haaren nicht viel ausrichten. Ein aussichtsreicher Ball versprang ihr, ihre Standards blieben ohne Gefahr. Doch Rapinoe hat noch eine andere Stärke: Sie schießt sehr gute Elfmeter. Als nach 120 Minuten also weder die USA noch Schweden ein Tor geschossen hatten, war klar, dass Rapinoe noch einmal zu sehen sein würde.
Wie ein wirklich schlechter Scherz
Als vierte Schützin der USA schritt sie im Elfmeterschießen zum Punkt. Bisher hatten ihre drei Vorgängerinnen getroffen, Schweden hingegen hatte nur zweimal Erfolg. Mit einem Treffer konnte Rapinoe den Viertelfinaleinzug fast sicher machen.
Die Stürmerin lief an, schoss – und vergab. Sie drosch den Ball über das Tor. Rapinoe konnte es nicht fassen. Ungläubig fing sie an zu lächeln. Eine Reaktion, die bei einigen Fans schlecht ankam. Darauf angesprochen sagte sie dem TV-Sender Fox: "Es fühlte sich an wie ein schlechter, wirklich schlechter Scherz. Ich habe noch nie drüber geschossen. Wenn ich verschieße, dann, weil die Torhüterin hält."
Doch der schlechte Scherz war Realität, sie hatte verschossen. Und den Schwedinnen neuen Mut gegeben. Kurze Zeit sah es so aus, als bliebe Rapinoes Fehlschuss ohne Folgen, weil Gegnerin Rebecka Blomqvist an Torhüterin Alyssa Naeher scheiterte und die USA einen Matchball bekamen. Doch auch Rapinoes Nachfolgerin Sophia Smith verschoss vom Punkt.
Ein historisches Scheitern
Der Rest ist bekannt. Vier Schützinnen später zog Schweden ins Viertelfinale ein, die USA waren raus. Zum ersten Mal stehen die "Stars and Stripes" bei einer Fußball-WM der Frauen nicht mindestens im Halbfinale. Ein historisches Scheitern mit einer tragischen Figur: Megan Rapinoe.
Mit Tränen in den Augen lief sie durch das Stadion in Melbourne, realisierte schnell, dass nun, nach mehr als 200 Spielen, Schluss war. Vor allem die Art und Weise tat weh. Genau wie die Brasilianerin Marta, die mit ihrem Team gar nicht erst das Achtelfinale erreicht hatte, war ihr letztes Spiel eine schwere Enttäuschung. "Das ist dunkle Comedy, ich habe einen Elfmeter verschossen. Das ist die andere Seite des schönen Spiels", sagte sie.
Nach zwei WM-Titeln (2015, 2019) und einer Vize-Weltmeisterschaft (2011), einer Olympischen Goldmedaille (2016) und einmal Bronze (2020) sowie vielen weiteren Titeln mit den USA ist nun Schluss für Rapinoe. "Ich bin wirklich dankbar und glücklich, und ich weiß, dass dies das Ende ist, und das ist traurig. (...) Es war mir eine Ehre."
- TV-Übertragung in der ARD
- dailymail.co.uk: "Megan Rapinoe slammed by USA fans for LAUGHING after missing a crucial penalty in the World Cup shootout against Sweden... before crying on the field as her team are knocked out" (engl.)
- justwomenssports.com: "USWNT star Megan Rapinoe offers ‘horrible’ penalty kick advice" (engl.)