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DFB-Frauen im Abwehr-Alarm: Das hat Christian Wück gerade noch gefehlt


Abwehr-Alarm bei den DFB-Frauen
Das hat gerade noch gefehlt


24.09.2024 - 21:59 UhrLesedauer: 5 Min.
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Christian Wück: Er steht vor einer Mammutaufgabe.Vergrößern des Bildes
Christian Wück: Er steht vor einer Mammutaufgabe. (Quelle: IMAGO/Eibner-Pressefoto)

Den Start bei den DFB-Frauen hat sich Christian Wück sicherlich anders vorgestellt. Weil ihm die Spielerinnen wegbrechen, muss er plötzlich kreativ werden.

Als sich die deutsche Frauennationalmannschaft Anfang August die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen erkämpfte, schien die Welt noch in Ordnung zu sein. Der damalige Trainer Horst Hrubesch sprach von einem guten Fundament, das er seinem Nachfolger hinterlassen werde. Dann ging er mit seinem Edelmetall dekoriert und mit bestem Gewissen in den verdienten Ruhestand.

Knapp zwei Monate später droht das gute Fundament jedoch Stück für Stück wegzubrechen. Denn inzwischen musste sich der neue Bundestrainer Christian Wück mit zwei hochkarätigen Rücktritten auseinandersetzen: Die langjährige Nummer eins Merle Frohms und Abwehrchefin Marina Hegering entschieden sich, ihre Karriere im DFB-Dress zu beenden.

Während sich die Torwartfrage schon vor Olympia geklärt hatte (Ann-Katrin Berger hatte Frohms als Nummer eins abgelöst), entstand in der Innenverteidigung durch den Hegering-Rücktritt eine klaffende Lücke. Ersatz schien zwar gefunden zu sein, doch nun trifft Wück ein neuer Rückschlag.

Bibiane Schulze Solano hat sich das Kreuzband gerissen und wird monatelang ausfallen. Das steht seit Montag fest. Eine Nachricht, die Wück gerade noch gefehlt hat. Denn mit Schulze Solano hatte Hrubesch bereits hervorragende Vorarbeit geleistet, was die Zukunft in der Abwehrzentrale angeht. Er beobachtete die 25-Jährige über die Jahre, lud sie dann zur Nationalmannschaft ein und integrierte sie bei bislang sieben Spielen in das DFB-Team. Eine logische Nachfolgerin für Hegering – die aber plötzlich erst mal keine Rolle mehr spielt. Die ohnehin große Baustelle in der Defensive im Team wird dementsprechend größer und größer.

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Viel gibt der Markt nicht her

Der Bundestrainer steht noch vor seinem ersten Spiel vor einer Mammutaufgabe. Denn: Ohne Hegering und Schulze Solano bleiben dem 51-Jährigen gerade mal Kathrin Hendrich und Sara Doorsoun als Innenverteidigerinnen übrig. Beide profitieren immerhin von ihrer langjährigen Erfahrung in der Nationalmannschaft. Während Doorsoun 56 Länderspiele absolviert hat, stand Hendrich sogar 81-mal für die A-Nationalmannschaft auf dem Platz und trug zum vergangenen Erfolg bei der Europameisterschaft 2022 und bei Olympia entscheidend bei.

Hendrich steht als neue Abwehrchefin nahezu fest, Doorsoun hingegen hadert immer wieder mit dem Spielaufbau und der Vorwärtsverteidigung und konnte sich so zuletzt nicht durchsetzen. Allein auf sie zu setzen, wäre ein großes Risiko.

In einer seiner ersten Amtshandlungen als Bundestrainer wird Wück also definitiv neue Spielerinnen einladen müssen, sollte er Alternativen im Kader haben wollen. Die Suche könnte sich dabei als schwierig erweisen, denn der Markt gibt nicht viel her.

Größere Chancen auf einen Kaderplatz unter Wück hat Sophia Kleinherne von Eintracht Frankfurt. Sie absolvierte bereits 27 Länderspiele, zählte unter Hrubesch und auch Vorgängerin Martina Voss-Tecklenburg allerdings nur sporadisch zum Kader. Kleinherne kann in der Abwehr auch außen eingesetzt werden, in der Nationalmannschaft konnte sie sich auf dieser Position bisher aber nicht ansatzweise gegen Sarai Linder und Giulia Gwinn durchzusetzen. In der Liga hingegen setzt Eintracht-Trainer Niko Arnautis fest auf Kleinherne in der Innenverteidigung neben Doorsoun – die davon nun auf einmal in der Nationalmannschaft profitieren könnte. Ein Comeback im DFB-Team erscheint als wahrscheinlich, sollte Wück auf Erfahrung in der Abwehrzentrale setzen wollen.

Ein neues Experiment?

Die bringt auch Maximiliane Rall mit. Die neunmalige Nationalspielerin spielte zweieinhalb Jahre beim FC Bayern, ehe sie sich ihren Traum erfüllte und im Winter auf eigenen Wunsch in die USA zu den Chicago Red Stars wechselte. Als Außenverteidigerin profitiert die 30-Jährige in der Abwehr von der Erfahrung von insgesamt 120 Ligaeinsätzen in der Bundesliga bei den Münchnerinnen und zuvor bei der TSG Hoffenheim. Ihr früherer Bayern-Trainer Alexander Straus sagte im vergangenen Jahr: "Sie kann auf verschiedenen Positionen spielen und ist sehr flexibel, das ist eine ihrer großen Stärken." Rall ins Zentrum zu beordern, könnte Wücks erstes Experiment sein.

Spiele

Ähnliche Versuche mit der Abwehr startete in den vergangenen Jahren vor allem Voss-Tecklenburg. So spielte Offensivakteurin Pauli Krumbiegel (Juventus Turin) auf Außen. Auch Stürmerin Nicole Anyomi (Eintracht Frankfurt) bekam die Chance, sich als Stammspielerin in der Defensive zu etablieren. Beide scheiterten jedoch daran, weshalb Hrubesch Voss-Tecklenburgs Experiment beendete.

Die aktuelle Lage erfordert allerdings fast schon einen neuen Versuch in diese Richtung. Möglicherweise hilfreich: Im deutschen Olympia-Kader befand sich eine Spielerin, die eine Saison lang Erfahrungen als Innenverteidigerin gesammelt hat.

Die eigentliche Mittelfeldstrategin Sjoeke Nüsken spielte vor ihrem Wechsel zum FC Chelsea 2023 in Frankfurt in der Abwehrzentrale neben Doorsoun. Dort erwies sie sich nach anfänglichen Schwierigkeiten als Glücksgriff. Mit ihrem Antizipationsvermögen und guten Ideen im Spielaufbau entwickelte sie ein wohl einzigartiges Innenverteidigerverständnis.

Unter Hrubesch spielte sich Nüsken in die DFB-Startelf – allerdings im Mittelfeld. Problematisch nun für Wück: Durch die Knieverletzung von Abräumerin Lena Oberdorf könnte auch er sie eher auf ihrer bevorzugten Position gebrauchen, sollte er nicht die zuletzt außer Acht gelassenen Mittelfeldroutiniers Sara Däbritz, Lina Magull und Linda Dallmann ins Team zurückholen.

Hoffnungsträgerinnen aus der Jugend

Bliebe noch ein möglicher Rücktritt vom Rücktritt von Marina Hegering. "Jetzt fühlt sich der Schritt absolut stimmig und richtig für mich an", schrieb die erst vor elf Tagen zurückgetretene Defensivspielerin zum Ende ihrer DFB-Karriere. Angesichts der aktuellen Lage bleibt womöglich bei Wück die Resthoffnung, dass Hegering ihre eigenen Worte noch einmal überdenken könnte.

Denn auch aus den jüngeren Generationen haben sich bislang noch keine Hoffnungsträgerinnen nachhaltig aufgedrängt, doch bei der U20-Weltmeisterschaft in Kolumbien haben zuletzt immerhin zwei Spielerinnen auf sich aufmerksam machen können. Das deutsche U20-Abwehrduo mit Jella Veit (Eintracht Frankfurt) und Kapitänin Vanessa Diehm (TSG Hoffenheim) zeigte über weite Strecken gute Leistungen. Beide sind unangefochtene Stammspielerinnen. Besonders Diehm konnte mit ihrem starken Spielaufbau immer wieder gefährliche Offensivsituationen einleiten.

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Angesichts ihres jungen Alters – Diehm ist 20, Veit 19 – ist der direkte Weg in die A-Nationalmannschaft für beide aktuell äußerst schwer – auch durch die neu gegründete U23. Nach dem bitteren Aus im Viertelfinale der U20-WM gegen die USA (1:3 nach Elfmeterschießen) kehren beide nun erst mal in ihre Ligateams zurück, müssen sich dort zunächst gegen die Stammspielerinnen durchsetzen und wieder Fuß fassen. Wück, der bereits Erfahrung mit Jugendspielern gesammelt hat, könnte sie aber zumindest im Auge behalten.

Dass der Bundestrainer mit jungen Spielern grundsätzlich erfolgreich arbeiten und sie hervorragend ausbilden kann, stellte er bereits als Coach der männlichen U17-Mannschaft unter Beweis. Wück führte das Team im Dezember 2023 zum WM-Titel, entwickelte dabei Top-Talente wie Noah Darvich (FC Barcelona), Paris Brunner (AS Monaco / Cercle Brügge) oder Max Moerstedt (TSG Hoffenheim) weiter. Eine Erfahrung, auf die er vielleicht schon in der Anfangsphase seiner neuen Tätigkeit zurückgreifen muss – nur eben bei den DFB-Frauen.

Bereits im Oktober wird Wück erstmals den Kader seines neuen Teams nominieren. Dieser wird, angesichts der kritischen Lage, einige Überraschungen bereithalten. Erstmals an der Seitenlinie steht Wück dann im Wembley-Stadion – ausgerechnet bei der Neuauflage des EM-Finals von 2022. Am 25. Oktober trifft Deutschland auf England. "Es gibt Schlimmeres, als in Wembley sein Debüt zu geben", sagte Wück zuletzt: "Wir wollen uns mit den Besten messen." Spannend bleibt aber vor allem, wer die Nachfolge Hegerings antritt und wie Wück sein Team perspektivisch auf die anstehende Europameisterschaft in der Schweiz im kommenden Sommer vorbereitet. Das Spiel gegen England könnte ersten Aufschluss darüber geben.

Verwendete Quellen
  • fcbayern.com: "FC-Frauen: Maximiliane Rall wechselt zu den Chicago Red Stars"
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