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Zum journalistischen Leitbild von t-online.DFB-Kader bei Olympia Ihnen könnte es an den Kragen gehen
Im Sommer stehen für die DFB-Frauen die Olympischen Spiele an. Während einige Spielerinnen gesetzt sind, müssen andere um ihren Einsatz bangen. t-online gibt einen Überblick.
Mit dem Beginn der Olympischen Spiele am 26. Juli starten auch Interimsbundestrainer Horst Hrubesch und einige Stars der deutschen Frauennationalmannschaft in ihr vorerst letztes großes Turnier. Der 72-Jährige wird seinen Posten nach Olympia an U17-Weltmeistertrainer Christian Wück abgeben. Ebenso könnten Stars wie Alexandra Popp oder Marina Hegering, die bereits ein hohes Fußballalter erreicht haben, aus der Nationalmannschaft zurücktreten.
Deutschland spielt in Marseille noch vor der offiziellen Eröffnungsfeier der Spiele am 25. Juli direkt gegen den WM-Vierten Australien. Drei Tage später wartet das nächste Highlight der Gruppe B: die USA. Das dritte Gruppenspiel wird gegen den Gewinner der Partie Sambia und Marokko ausgetragen.
- Trainerüberraschung beim DFB: Eine Mammutaufgabe für den Neuen
Eine auf den ersten Blick anspruchsvolle Gruppe für die DFB-Frauen, die sich die Ziele bei Olympia hoch gesteckt haben: "Jetzt musst du sehen, dass du ins Endspiel kommst", sagte Hrubesch noch im Februar unmittelbar nach der Qualifikation. Entscheidend wird dabei das deutsche Personal sein – das den Bundestrainer vor eine Herausforderung stellen könnte. Denn die Kadergröße ist dabei anders als sonst: Hrubesch darf insgesamt nur 18 Spielerinnen mitnehmen – darunter zwei Torhüterinnen.
Wer darf mit, wer bleibt zu Hause? Während einige Nationalspielerinnen gesetzt sind, müssen andere noch um ihren Platz im Kader für Olympia kämpfen. t-online hat den aktuellen Kader eingeordnet.
Eine aus dem Trio wird zu Hause bleiben
Torwart: Zwei Plätze sind zu vergeben. Merle Frohms ist dabei die klare Nummer eins. Die Wolfsburgerin hütete schon 49-mal das Tor und gilt als gesetzt. Das Backup für sie wird wohl Ann-Katrin Berger sein. Zuletzt sprang sie für Frohms ein, ist seit Jahren die Nummer zwei und profitiert auch von ihrer jahrelangen Erfahrung beim FC Chelsea. Damit setzt sie sich Stand jetzt vor Stina Johannes durch.
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Die 24-Jährige von Eintracht Frankfurt zählt zwar zum Trio des aktuellen Aufgebots von Hrubesch bei den EM-Qualifikationsspielen, für Olympia ist es aber vermutlich noch zu früh. Ebenso wie bei den Kolleginnen auf Abruf, Ena Mahmutovic und Maria Luisa Grohs. Sollten weder Frohms noch Berger zu Olympia reisen, rückt Johannes am ehesten nach.
Überraschender Name für die Defensive
Abwehr: Die Viererkette aus Giulia Gwinn, Kathrin Hendrich, Marina Hegering und Sarai Linder hat Hrubesch vor einigen Spielen gefunden und hält daran fest. Gegen Österreich wird sich zeigen, wen er anstelle der verletzten Hegering aufstellt. Sara Doorsoun hat mit 50 Spielen die meiste Erfahrung im DFB-Trikot und wird wohl auch mit zu Olympia reisen. Doch dann wird es schon schwierig.
Zuletzt hatte Hrubesch immer wieder überrascht, verzichtete auf Experimente wie Paulina Krumbiegel oder Nicole Anyomi auf rechts außen und holte Pia-Sophie Wolter nach Jahren in den Kader zurück. Nach ihrem Wechsel in die USA ist auch Vizeeuropameisterin Felicitas Rauch wieder mit der Mannschaft vereint. Ob sie es zu Olympia schaffen wird, ist aber fraglich.
Ähnliches gilt für die Frankfurterin Sophia Kleinherne. Bei der EM 2022 sammelte die Innenverteidigerin Spielzeit auf der linken Seite, die Konkurrenz ist jedoch groß. Spannend kann Debütantin Bibiane Schulze Solano werden. Die 25-Jährige wurde erstmals von Hrubesch nominiert und könnte bei den EM-Qualifikationsspielen positiv überraschen. "Sie bringt alles mit: Sie hat eine gute Körpergröße, sie spielt körperbetont und hat ein gutes Passspiel – was jetzt nicht verwundert in Spanien", sagte Hrubesch über die 1,74 Meter große Abwehrspezialistin von Athletic Bilbao.
Schulze Solano wurde in Bad Soden am Taunus geboren und sportlich in der Jugend des 1. FFC Frankfurt groß. 2019 wechselte sie zu Bilbao und bekam nach viel Überzeugungsarbeit ihrer Mutter die doppelte Staatsbürgerschaft. So wurde die Urenkelin vom Bruder der Klublegende José María Belauste Anfang 2023 auch ins spanische Nationalteam berufen. Verletzungen bremsten sie aber aus.
Auch Carolin Simon, die sich vor der WM 2023 einen Kreuzbandriss zuzog und mittlerweile wieder im Training ist, kann sich mit Blick auf Olympia empfehlen.
Bayern und Wolfsburg stellen Offensive
Mittelfeld: Hier ist die Personallage wohl am härtesten. Zwar sind mit Lena Oberdorf und Sjoeke Nüsken die beiden Positionen im zentralen Mittelfeld gesetzt. Fraglich ist aber, wen Hrubesch als Backup mitnehmen wird. In der engeren Auswahl stehen Sara Däbritz – die ihren Stammplatz zuletzt verloren hat – und Lina Magull, die seit ihrem Wechsel vom FC Bayern zu Inter Mailand in den Kader zurückgekehrt ist. Im engen Kreis befindet sich zudem die derzeit aussortierte Linda Dallmann.
Schwierig wird es für Lena Lattwein, von der Hrubesch enttäuscht ist (mehr dazu lesen Sie hier), ebenso wie für Chantal Hagel, Elisa Senß und Melissa Köster. Allesamt spielten sie zuletzt keine Rolle auf dem Feld – und dürften höchstens auf eine Überraschungsnominierung hoffen.
Offensive: Der Angriff Deutschlands besteht nur aus den Topspielerinnen des FC Bayern und des VfL Wolfsburg: Klara Bühl auf links, Jule Brand auf rechts sowie Lea Schüller und Alexandra Popp in der Sturmspitze. Alle Spielerinnen sind derzeit in Topform, überzeugen bei ihren Klubs – sie haben ihre Reise zu Olympia so gut wie sicher. Für Popp dürfte es dabei das letzte große Turnier im DFB-Dress sein. Um die Stürmerin waren zuletzt Spekulationen um ihre Zukunft aufgekommen. Ihre langjährige Mitspielerin und Vizekapitänin Svenja Huth hatte ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft erst vor Kurzem bekannt gegeben. Popp wird sich Olympia nicht nehmen lassen und ihr Team wohl ein letztes Mal als Kapitänin auf dem Feld anführen.
Bayerns Sydney Lohmann zeigte zuletzt, dass sie auf der Zehn und auf dem Flügel überzeugen kann. Ihren Platz wird sie sich wohl nicht mehr nehmen lassen. Neu ins Rampenlicht gerückt ist Vivien Endemann. Im Februar feierte sie beim 2:0-Sieg gegen die Niederlande ihr Debüt. Beim VfL Wolfsburg drehte sie zuletzt ebenso auf. Im Halbfinale des DFB-Pokals war sie mit ihrem Dreierpack am überragenden 9:0-Sieg gegen ihren Ex-Klub SGS Essen beteiligt. Dass Hrubesch die 22-Jährige mit nach Paris nehmen muss, steht fast schon außer Frage. Endemann wird zum bereits begonnenen Umbruch in der deutschen Frauennationalmannschaft beitragen.
Schwer wird es hingegen für Stimmungsmacherin Laura Freigang. Die Frankfurterin, die sich selbst auf der Zehn am wohlsten fühlt, wurde zuletzt zwar immer wieder von Hrubesch nominiert. Freigangs Konkurrenz in der Offensive ist aber groß. Obwohl sie in insgesamt 24 Spielen für Deutschland zwölf Tore schoss, saß sie zuletzt nur auf der Bank. Teamkollegin Anyomi sowie Janina Minge werden die Olympischen Spiele vermutlich ebenso von zu Hause aus verfolgen. Sie spielen unter Hrubesch keine Rolle.
Damit wären 15 Spielerinnen so gut wie gesetzt. Wie sich Deutschland auf die Olympischen Spiele einspielt, wird sich in den kommenden Qualifikationsspielen für die EM zeigen. Am Freitag trifft das Hrubesch-Team auf Österreich (ab 20.30 Uhr im Liveticker bei t-online). Nur vier Tage später geht es ins Heimspiel gegen Island.
- Eigene Beobachtungen
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