Streit um Boykott in Spanien "Sie drohen uns" – Hermoso wirft Verband Manipulation vor
Am Freitag treffen Spaniens Fußballfrauen in Göteborg auf Schweden. Doch sie wollen nicht antreten. Die Lage spitzt sich zu.
Wenige Tage vor dem ersten Nations-League-Spiel Spaniens gegen Schweden eskaliert die Diskussion um einen Boykott der spanischen Weltmeisterinnen. 81 Spielerinnen aus dem WM-Kader und dem Dunstkreis der Fußballnationalmannschaft hatten angekündigt, die kommenden Partien zu boykottieren.
Daraufhin schaltete sich die spanische Regierung in Person des Chefs der obersten Sportbehörde, Víctor Francos, ein. Er kündigte einen Schlichtungsversuch an. "Morgen früh werde ich eine Reihe von Leuten aus der Nationalmannschaft anrufen, um mit ihnen zu sprechen. Ich denke, es gibt einen Punkt, an dem die Regierung eingreifen muss; nicht alles ist zulässig", sagte er dem Radiosender El Larguero am Montagabend. "Wenn die Spielerinnen nicht antreten, muss die Regierung – so leid es mir tut – handeln und dem Gesetz Geltung verschaffen", warnte er.
Die Verweigerung der Länderspiele kann Geldstrafen zwischen 3.000 und 30.000 Euro sowie Sperren zwischen 2 und 15 Jahren nach sich ziehen.
"Es hat sich bis heute nichts geändert"
Jennifer Hermoso wollte das nicht auf sich sitzen lassen, meldete sich am frühen Dienstagmorgen zu Wort. In einem Statement auf der Plattform X (ehemals Twitter) schrieb sie unter anderem: "Die Spielerinnen sind sich sicher, dass dies eine weitere Strategie der Spaltung und Manipulation ist. Sie drohen uns mit rechtlichen Konsequenzen und wirtschaftlichen Sanktionen, um uns einzuschüchtern." Ihr Fazit: "Es ist ein weiterer Beweis dafür, dass sich bis heute nichts geändert hat."
Die Weltmeisterin beklagte fehlende Unterstützung vom spanischen Fußballverband RFEF: "Wir haben Wochen, Monate damit verbracht, diesen Schutz zu suchen, den wir in der RFEF selbst nicht finden konnten. Die gleichen Leute, die uns um Vertrauen bitten, sind diejenigen, die heute eine Liste von Spielerinnen veröffentlichen, die darum gebeten haben, nicht berufen zu werden."
Hermoso war von der neuen Nationaltrainerin Montse Tomé nicht in den Kader berufen worden. Zu den Gründen hatte die Trainerin gesagt, man wolle Hermoso so "beschützen". In ihrem Statement schrieb die 33-Jährige dazu nun: "Mich vor was schützen? Und vor wem?"
Die Weltmeisterinnen und viele andere Spielerinnen hatten gefordert, dass im Verband nach Luis Rubiales auch noch weitere Personen aus der Führungsriege gehen müssen, um eine wirkliche Veränderung herbeizuführen. Bisher ist das noch nicht passiert.
- Nachrichtenagentur dpa