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EM | Spaniens Rodri im Porträt: Der, der nicht verliert


Spaniens Superstar Rodri
"Cruyff hätte sich für Rodri entschieden"


Aktualisiert am 13.07.2024Lesedauer: 4 Min.
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Spaniens Nummer 16: Rodri feiert den Einzug ins EM-Finale nach dem 2:1 gegen Frankreich.Vergrößern des Bildes
Spaniens Nummer 16: Rodri feiert den Einzug ins EM-Finale nach dem 2:1 gegen Frankreich. (Quelle: IMAGO/Frank Hoermann/SVEN SIMON/imago-images-bilder)

Rodri ist der Fixpunkt im Zentrum der spanischen Nationalmannschaft. Mitspieler und Experten schwärmen – und er selbst weist unglaubliche Zahlen vor. Ein Kurzporträt.

Er wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch am Sonntagabend ruhig bleiben. Konzentriert. Ganz bei sich. Und das, obwohl es das bisher größte Spiel seiner an großen Spielen bereits nicht armen Karriere ist.

Aber die Chancen stehen mehr als gut, dass sich Rodri auch vom Endspiel der Fußball-Europameisterschaft und Gegner England nicht aus seiner Seelenruhe bringen lassen wird. Der 28-Jährige zieht die Fäden im Mittelfeld der Iberer, und das tut er bei diesem Turnier derart überragend, dass die deutsche Sprache fast schon nicht genug beschreibende Superlative bereithält.

"Er ist mein Spieler des Turniers", schwärmt auch t-online-Kolumnist Stefan Effenberg. "Diese Sicherheit, diese Stabilität, die er seiner Mannschaft aus dem Mittelfeldzentrum heraus gibt – das ist herausragend, das ist Weltklasse." (mehr dazu lesen Sie hier)

Drei Pleiten – dreimal fehlte Rodri

Wobei – neu oder gar überraschend sind Lobeshymnen auf Rodri nicht. Denn auch im Verein bei Manchester City ist er der Fixpunkt im Zentrum, verteilt Bälle mit traumwandlerischer Sicherheit, erzwingt Fehler beim Gegner, besticht mit Zweikampfstärke, Übersicht und dem untrüglichen Blick für den freien Mann. Dass er dabei und mit den vielen anderen kleinen und auch größeren Dingen, die er zum Erfolg seiner Teams beiträgt, kaum auffällt, ist das ultimative Testament an seine Spielintelligenz und sein Verständnis der Rolle, die er einnimmt: Er steht nicht im Mittelpunkt, er stellt seine Mitspieler ins Rampenlicht.

Wie wichtig der 1,91-Meter-Mann für seine Mannschaften ist? Er verleiht ihnen ein gewisses Maß der Unbesiegbarkeit: In insgesamt 50 Pflichtspielen mit City und Spaniens Nationalmannschaft in der abgelaufenen Saison verlor Rodri nur drei. Mehr noch: Manchester City kassierte in der abgelaufenen Premier-League-Saison drei Niederlagen – in allen drei Spielen fehlte Rodri. Seine letzte Niederlage mit Spanien indes datiert vom 28. März 2023. Von bisher insgesamt 55 Länderspielen mit der "Furia Roja" verlor er nur sieben.

City-Trainer Pep Guardiola, der ihn 2019 für 70 Millionen Euro von Atlético Madrid in den Norden Englands holte, adelte ihn mit einem besonderen Kompliment: Rodri hätte gut und gerne auch in der Mannschaft des FC Barcelona spielen können, die 1992 den Europapokal der Landesmeister gewann. "Er hätte aber mit mir um den Platz im Mittelfeld kämpfen müssen, das wäre schwer für ihn geworden", juxte Guardiola Mitte Mai beim englischen Sender TNT Sports. Aber: "Ich als Trainer hätte mich aufgestellt, aber Johan Cruyff (der damalige Barça-Trainer, Anm. d. Red.), der viel schlauer als ich war? Der hätte sich für Rodri entschieden, ohne Zweifel." Er weiß, wovon er spricht: Im Champions-League-Finale 2021 vercoachte sich der Katalane fatal, ließ Rodri überraschend und unerklärlich auf der Bank – ohne einen Bezugspunkt in der Mitte verloren die "Sky Blues" 0:1 gegen den FC Chelsea.

Rodri selbst spielt sich nur ins Rampenlicht, wenn es fast unvermeidlich ist: 2023 dann erzielte er den Siegtreffer für City im Finale der "Königsklasse" gegen Inter Mailand, nun bei der EM traf er zum wichtigen 1:1 im Achtelfinale gegen Georgien.

Spaniens Nationaltrainer Luis de la Fuente bestätigte im Verlauf der EM: "Er ist der Mittelpunkt unseres Spiels. Die Achse von allem", sagte der 63-Jährige. "In ihm haben wir einen perfekten Computer, der alle Situationen und Emotionen meisterlich verwaltet."

"Mir gefällt diese Rolle"

Der "perfekte Computer" selbst beschrieb nach dem 2:1 gegen Deutschland seinen Ansatz: "Ich versuche, dem Spiel Dynamik zu verleihen", sagte Rodri in einem bemerkenswerten Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". Und wurde fast poetisch: "Ich will, dass die Mannschaft funktioniert, dass unser Spiel gedeiht." Ganz im Dienste seiner Mannschaft: "Ich verstehe meine Rolle als Sechser auch so, dass ich den Mitspielern signalisiere: Pause!"

Er sei immer der Überzeugung gewesen, "dass der defensive Mittelfeldspieler eine wichtige Führungsfunktion hat, konzeptionell und taktisch. Es ist schwierig, dass ein Außenstürmer oder ein Außenverteidiger aus ihren Positionen heraus organisieren. Sie haben nicht die Perspektive eines Sechsers. Mir gefällt diese Rolle."

Eine Rolle, auf die sich Rodri akribisch vorbereitet, indem er oft die eigenen Spiele noch im Nachgang analysiert. "Ich schaue mir den normalen TV-Stream an. In voller Länge – und allein."

Denn: "Wenn man ein Spiel von außen oder auf dem TV-Schirm sieht, erkennt man viele Dinge, die man auf dem Platz nicht wahrnimmt – oder gar nicht wahrnehmen kann, weil man auf 180 ist." Er könne sich manchmal "beim Schlusspfiff schon nicht mehr an Dinge erinnern, die andere für Schlüsselszenen halten. Manchmal kommt jemand und sagt: Weißt du noch, wie das und das passiert ist? Und ich muss dann sagen: Wovon redest du?"

In den sozialen Medien wird Rodri dann nicht nachschauen – er ist weder bei Instagram noch X oder Facebook mit einem eigenen Profil vertreten, meidet die Netzwerke aus Prinzip. "Ich bin ein einfacher Junge, nicht mehr", sagte der gebürtige Madrilene bereits 2019. "Für mich ist es am wichtigsten, in dieser Welt, in der wir leben, auf dem Boden zu bleiben. Ich war schon immer ganz normal, das ist meine Art, und das ist das Leben, das ich führen möchte."

Seine Teamkollegen aber sind weniger bescheiden, wenn sie von ihrem Taktgeber sprechen: Auf einer Pressekonferenz der Spanier im Teamquartier in Donaueschingen, berichtete "Süddeutsche"-Autor Javier Caceres, habe ein Reporter zur Frage ansetzen wollen, ob "Rodri vielleicht der herausragendste Spieler ..." der Mannschaft sei. Stürmer Joselu, der am Mikrofon saß, habe ihn aber direkt unterbrochen und gesagt: "… der Welt!"

Am Sonntagabend wird er trotzdem ruhig bleiben. Konzentriert. Ganz bei sich. Im bisher größten Spiel seiner Karriere.

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