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Holstein-Kiel-Trainer Ole Werner: Das ist der 32-jährige Pokalheld


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Kiel-Trainer Ole Werner
Das ist der Mann, der den FC Bayern entschlüsselt hat


Aktualisiert am 14.01.2021Lesedauer: 4 Min.
Ole Werner: Der Cheftrainer schmiss mit Zweitligist Holstein Kiel den FC Bayern aus dem DFB-PokalVergrößern des Bildes
Ole Werner: Der Cheftrainer schmiss mit Zweitligist Holstein Kiel den FC Bayern aus dem DFB-Pokal (Quelle: Holsteinoffice/imago-images-bilder)
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Holstein Kiel hat den Triplesieger aus München sensationell bezwungen und steht im Achtelfinale des DFB-Pokals. Das ist auch ein Verdienst von Ole Werner, dem erst 32-jährigen Cheftrainer der "Störche".

"Siehst du das Spiel mit dem Ball im Vordergrund oder eher das Verteidigen?", ist für Ole Werner die zentrale Frage im Fußball. Für die Zweitrundenpartie im DFB-Pokal gegen den Rekordsieger FC Bayern München entschied sich der Cheftrainer des Zweitligisten Holstein Kiel dafür, mit so viel Ballbesitz wie möglich auf einen individuell haushoch überlegenen Gegner zu antworten – und damit das Münchner Star-Ensemble zu schocken.

8:7 nach Elfmeterschießen siegten die "Störche" im heimischen Holstein-Stadion gegen den FC Bayern. Doch auch wenn Thomas Müller im anschließenden TV-Interview versuchte, die Sensation und damit die Leistung der Kieler herunterzuspielen, wird diese Partie als eine der größten Überraschungen der jüngeren Pokalgeschichte im Gedächtnis bleiben.

Dass es überhaupt zur Verlängerung und dann zum entscheidenden Elfmeterschießen kommen konnte, lag auch an Werners Überzeugung, das Spiel als eine Aneinanderreihung von Chancen zu sehen. Statt eine 1:2-Niederlage gegen die beste Vereinsmannschaft Europas hinzunehmen und sich im Anschluss auf die Schultern klopfen zu lassen, wie gut man ihr doch die Stirn geboten habe, liefen die Kieler in der Schlussphase an, drängten den Gegner in seinen Sechzehner – und nutzten in der 90.+5 Minute kaltschnäuzig die Möglichkeit zum 2:2.

Werner entwickelt Kiels Spielphilosophie weiter

Dabei hätte dieses ballbesitz- und offensivorientierte Spiel der Schleswig-Holsteiner die Bayern keineswegs überraschen dürfen. Seit dem Zweitliga-Aufstieg 2017 machen die Kieler damit von sich reden. Werner, mit 32 Jahren der jüngste Cheftrainer im deutschen Profifußball, ist seit seiner Amtsübernahme im Oktober 2019 damit beschäftigt, diese Spielphilosophie zu verbessern und weiterzuentwickeln. Für diese Aufgabe hätten sie an der Förde wohl kaum eine geeignetere Person finden können.

Denn Werner ist Kieler durch und durch. Geboren wurde er zwar in der Nachbargemeinde Preetz – aber auch nur, weil im Mai 1988 kein Kieler Krankenhaus freie Kapazitäten hatte, um seine Mutter aufzunehmen. Werner wuchs in der Ostseemetropole auf, durchlief die Jugendteams des KSV Holstein, galt als Talent. Zwei Mal sagte er dem Hamburger SV, der ihn in seine Jugendakademie holen wollte, ab, aus dem Internat des Berliner Bundesligisten Hertha BSC floh er schon nach wenigen Monaten aus Heimweh, und schloss sich wieder seinen geliebten "Störchen" an.

Der Traum von der Karriere als Profifußballer endete für Werner mit gerade einmal 20 Jahren aufgrund eines Hüftschadens früh und jäh. Doch auch diesen Rückschlag sah er als Chance, blieb dem Fußball und Holstein Kiel erhalten und nahm seine Arbeit als Jugendtrainer auf, stieg 2014 zum Trainer der zweiten Mannschaft auf. Nach über 15 Jahren im Verein wusste Werner bei seiner Beförderung zum Übungsleiter der Profis ziemlich genau, welcher Fußball an der Förde gespielt werden sollte.

Kiel: passsicherste Mannschaft in der 2. Bundesliga

"Wir wollen weiter für das stehen, was uns bisher ausgemacht hat: attraktiven Offensivfußball, angriffslustig und mutig sein", erklärte er "Transfermarkt". Dafür benötigen die Kieler zumeist die Kontrolle über das Spielgeschehen – und reißen diese auch an sich, wie die Statistiken unterstreichen: Kiel hat im Durchschnitt immer den größeren Ballbesitzanteil (54,1 Prozent), bringt die Pässe so sicher an wie kein anderer deutscher Zweitligist (81,7 Prozent Passgenauigkeit) und glänzt mit Effektivität (einzig der HSV hat diese Saison mehr Tore in der 2. Bundesliga erzielt).

Mit Makana "Rudi" Baku, Fabian Reese und Janni Serra kann Werner auf eine talentierte U23-Garde setzen. Das Spiel nach vorne treiben jedoch zwei Routiniers auf dem linken Flügel: der 34-jährige Linksverteidiger Johannes van den Bergh (ehemals Fortuna Düsseldorf, Hertha BSC) und der 33-jährige Außenstürmer Fin Bartels (ehemals FC St. Pauli, Werder Bremen). Über 40 Prozent aller Kieler Angriffe laufen über dieses Duo und auch gegen den FC Bayern unterstrichen sie ihren Wert: Bartels erzielte das 1:1, van den Bergh bereitete das 2:2 vor.

Doch: "Bei aller Angriffslust ist es aber unsere Aufgabe, eine Balance zu entwickeln und darauf zu achten, dass wir den Jungs, die vorne in die Situationen kommen, Absicherung zu geben, dass sie mal im Eins-gegen-Eins den Ball verlieren können, weil wir dahinter so gut aufgestellt sind, dass wir ihn direkt zurückerobern", mahnt Werner bei "Transfermarkt".

Werner coacht Flick auch durch Videostudium aus

Diese defensive Souveränität seinem Team einzuimpfen, ist ihm gegen den FC Bayern hervorragend gelungen. In der Verlängerung bewiesen die Spieler alle Vorteile ihrer 4-1-4-1-Grundformation: Je näher die Münchner dem Kieler Tor kamen, desto kompakter drückte sich diese Ziehharmonika zusammen, es gelang ihnen ein Befreiungsschlag oder sie kamen zu einem kontrollierten Ballbesitz, das Team rückte geschlossen nach vorne, sodass dem Rekordmeister bei erneutem Ballgewinn keine Gelegenheit zu einem Tempogegenstoß gegeben wurde, da sie gleich zwei gut organisierte Vierer-Defensivketten vor sich stehen hatten.

Dass Werner den Triple-Trainer Hansi Flick auscoachte, ist seiner eigenen Lernfähigkeit und seinem unbändigen Willen zur Weiterentwicklung zu verdanken. Als der erste Corona-Lockdown den deutschen Profifußball zum Erliegen brachte und nicht einmal an Mannschaftstraining zu denken war, studierte der Kieler Coach in ausgiebigen Videositzungen die Defensivstrategien der beiden Betonmischer-Erfolgstrainer José Mourinho (Tottenham Hotspur) und Diego Simeone (Atlético Madrid).

Und so wird sich der nüchterne Norddeutsche Werner auch nach dem größten Erfolg seiner Trainerkarriere nicht unnötig lange mit Feiern aufhalten, sondern sich der präzisen Vorbereitung auf den nächsten Pokalcoup widmen – auch wenn am 2. Februar (im Liveticker bei t-online) der Gegner "nur" Darmstadt 98 heißt.

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