Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Leipziger Konkurrenz "Auf einer Position muss der BVB dringend etwas ändern"
Während Dortmund patzt, sichert sich Leipzig mit einem glücklichen Erfolg den zweiten Tabellenplatz – und könnte nun ein weiteres wichtiges Zeichen Richtung Ruhrgebiet senden.
Vor dem Spiel hochgelobt, nach dem Schlusspfiff tief enttäuscht: Borussia Dortmund hat das Gerede von gewachsener Reife ad absurdum geführt. Nach zuletzt tollen Auftritten musste das Team von Trainer Lucien Favre am Samstag ausgerechnet gegen den in dieser Saison noch sieglosen 1. FC Köln beim 1:2 einen empfindlichen Rückschlag im Titelrennen hinnehmen.
Dortmunds direkter Konkurrent RB Leipzig machte es hingegen besser: Die Sachsen konnten zwar gegen Aufsteiger Bielefeld nicht glänzen, gewannen am Ende aber mit 2:1. RB-Trainer Julian Nagelsmann brachte es nach der Partie auf den Punkt: "Wir freuen uns nur über die drei Punkte. Wir haben kein gutes Spiel gemacht."
Dank des mühevollen Pflichtsieges gegen die Arminia ist Leipzig als Zweitplatzierter nun wieder Bayern-Jäger Nummer eins, noch vor dem Tabellenvierten aus Dortmund. Am kommenden Wochenende, im Topduell gegen Bayern München, könnte RB ein weiteres wichtiges Zeichen im Kampf um die Spitzenplätze setzen. Indem man das schafft, was dem BVB in der Hinrunde nicht gelang: Im Spitzenspiel gegen den Rekordmeister zu punkten.
Läuft Leipzig dem BVB den Rang als Nummer zwei in Deutschland ab?
Ja, der BVB muss höllisch aufpassen
Mal bärenstark im Spiel, dann wieder schwach wie gegen Köln. Der BVB muss etwas ändern – und es liegt auf der Hand, was das ist. Denn während sich Leipzig auf der Cheftrainer-Position mit der Verpflichtung von Julian Nagelsmann 2019 klar gesteigert hat, stagniert Dortmund mit Lucien Favre seit 2018.
Bitte nicht falsch verstehen: Der Schweizer ist ein guter Trainer, seine Mannschaften spielen fast immer schönen, schnellen Offensiv-Fußball. Doch das kann Leipzig eben auch. Um es mal auf den Punkt zu bringen: Favre und Nagelsmann lassen ihre Teams beide attraktiv spielen, doch dem RB-Trainer traut man außerdem noch zu, mit diesem Stil Titel zu gewinnen.
Will Dortmund auf Dauer mit Leipzig konkurrieren und sich nicht noch weiter den Rang als deutsche Nummer zwei ablaufen lassen, muss sich dringend etwas auf dieser Position ändern. Ein genialer Schachzug – wenn es denn möglich ist – wäre es beispielsweise, Nagelsmann zur Borussia zu lotsen.
Denn wenn Dortmund nicht höllisch aufpasst, läuft Leipzig dem Klub noch schneller den Rang ab, als Hans-Joachim Watzke "BVB" sagen kann. Dafür könnte sogar schon ein RB-Erfolg am kommenden Bundesliga-Spieltag gegen die ausgelaugten Bayern reichen.
Nein, Leipzig wird dem BVB nie den Rang ablaufen
Borussia Dortmund macht einen Umsatz von 442 Millionen Euro, RB liegt bei 270. Das Stadion des BVB fasst 81.365 Zuschauer und war vor Corona in der Regel ausverkauft – die Leipziger Arena wurde im Schnitt von 40.809 Zuschauern besucht. Das ist ungefähr die Hälfte. Der BVB ist 111 Jahre alt, Leipzig nur 12. Der BVB lag seit dem Leipziger Bundesliga-Aufstieg 2016 in drei von vier Spielzeiten vorn. Und daran wird sich auch nichts ändern.
Dortmund hat Weltstars wie Hummels, Haaland, Sancho, Reus und die klar bessere Mannschaft. Der Mannschaftswert liegt laut "transfermarkt.de" bei 614 Millionen Euro, der von Leipzig nur bei 528. Der BVB hat auch den besseren Trainer. Favres Punkteschnitt beim BVB liegt bei 2,04 Punkten, der von Nagelsmann bei RB bei 1,98.
Warum der BVB nach dem neunten Spieltag ausnahmsweise hinter Leipzig rangiert? Weil Dortmund gegen Köln Pech hatte und Leipzig gegen Bielefeld Glück. Was den BVB betrifft, nennt man das Schwankungen – und nicht Wachablösung. Davon können nur Leipziger Utopisten träumen – und zwar noch ziemlich lange.
Denn Dortmund wird in der Bundesliga am Ende vor Leipzig liegen – und auch in der Champions League weiter kommen.
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