Über die Zeit im Gefängnis Uli Hoeneß: "Ich habe in meiner Zelle geweint wie ein kleines Kind"
Der Präsident des FC Bayern München spricht in einem Interview ausführlich über die Zukunft seines Herzensvereins und gibt zudem ganz tiefe Einblicke in seine Gefühlswelt.
Uli Hoeneß sieht Bayern München beim designierten Präsidenten Herbert Hainer und dem künftig als Vorstandsvorsitzenden vorgesehenen Oliver Kahn bestens aufgehoben. "Wenn ich von Hainer und Kahn nicht völlig überzeugt wäre, hätte ich noch einmal kandidiert", sagte Hoeneß im vereinseigenen Magazin "51".
Die Neuwahl des Präsidiums findet am 15. November statt. Kahn soll ab dem kommenden Januar beim deutschen Fußball-Rekordmeister mitarbeiten und nach dem 31. Dezember 2021 Nachfolger von Karl-Heinz Rummenigge werden.
Hoeneß über sein Erfolgsgeheimnis
Hoeneß selbst wird nach dem 15. November als Mitglied im Aufsichtsrat weiter involviert bleiben, er sei aber "nicht so ehrgeizig", dass er "dem Verein jetzt weiter meinen Stempel aufdrücken" wolle, versicherte er. "Meine Stärke war immer, dass ich nie von mir dachte, alles besser zu wissen. Sondern dass ich an jeder Hand Leute hatte, die ich um Rat fragen konnte, die mich korrigiert haben, die mir was sagen durften. Und so eine Ratgeberfigur möchte ich jetzt für die anderen werden. Eines ist dabei klar: Ich werde kein Claqueur sein."
Den FC Bayern sieht Hoeneß für die Zukunft gut aufgestellt. "Der Fußball macht gerade vieles, was ihn kaputtmachen müsste. Aber das Interesse ist weltweit ungebrochen, das beruhigt mich", sagt er. Von Sponsoren höre er zudem immer, "dass es zum FC Bayern keine Alternative gibt. Die Entwicklung der DFB-Auswahl stimmt mich bedenklicher. Da hat man das Gefühl, das Interesse ebbt ab, und da sollten sich einige fragen, ob sie das richtige Konzept haben, ob man da nicht manchmal den Fußball am Menschen vorbei inszeniert".
Hoeneß über die finanziellen Mittel der Bayern
Das Konzept des FC Bayern dagegen werde in den nächsten Jahren "prosperieren wie nie", behauptet Hoeneß. "Es gibt weltweit kaum einen Verein, der so wie wir auf der Geldanlage-Seite geführt wird. Viele Klubs steuern stattdessen darauf zu, einen Schuldenberg jenseits einer Milliarde Euro anzuhäufen. Die wird es in absehbarer Zeit nicht mehr geben. Das wird Große treffen." Klubs wie Inter Mailand, AC Mailand, FC Valencia oder "mein großes Vorbild Manchester United" hätten bereits große Schwierigkeiten.
Hoeneß über seine Gefühlswelt
Neben dem sportlichen Part geht es in dem Interview vor allem um die Privatperson Hoeneß und um seine Zeit im Gefängnis. "So verrückt das klingt: Diese Zeit möchte ich nicht missen", so Hoeneß, der dann ins Detail geht und zugibt: "Ich habe in meiner Zelle wie ein Kind geweint." Hoeneß war im Jahr 2014 wegen Steuerhinterziehung verurteilt worden und verbüßte die Hälfte seiner dreieinhalbjährigen Haftstrafe. Diese Zeit hat er längst hinter sich gelassen.
Nach der Neuwahl des Präsidiums beim FC Bayern will er bald neue Wege gehen und sich mehr mit dem Internet beschäftigen. Er wolle es dann "soweit beherrschen, dass ich mir darin auch mal gezielt Informationen besorgen kann. Ich habe mir fest vorgenommen, dass ich bei sozialen Medien in Zukunft bei meinen Familienmitgliedern mitreden kann. Momentan werde ich da immer etwas mitleidvoll in die Ecke gestellt."
- Klare Ansage: Kovac nach der Kritik
- Die Analyse: Das ist der Fehler von Kovac
Doch Hoeneß kritisiert auch die digitale Welt. "Online wirkt auf mich brutal, kalt und viele Leute wissen ja gar nicht, wie sie im Internet manipuliert und gesteuert werden. Man darf sich nicht nur noch auf die virtuelle Welt verlassen. Da ist vieles unrecht."
- Nachrichtenagentur SID