Weltklasse? "Werner hat Lewandowski zwei Dinge voraus"
Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Erst sollte Werner zu Bayern wechseln, dann verlängerte er in Leipzig. Nun traf er in drei Spielen fünfmal und steht im Fokus wie kaum ein anderer. Der "Zweikampf der Woche".
Zum ersten Mal seit Dezember 2016 hat RB Leipzig einen Spieltag als Tabellenführer abgeschlossen – dank der Niederlage von Borussia Dortmund bei Union Berlin und dank Timo Werner. Beim 3:1-Sieg bei Borussia Mönchengladbach am vergangenen Freitag erzielte der seinen ersten Dreierpack in der Bundesliga. Das i-Tüpfelchen auf einen Traumstart in die Saison.
Topspiel nach der Länderspielpause
Auf fünf Saisontore ist Werners Torkonto angewachsen – und das nur eine Woche nach der endgültigen Entscheidung pro Leipzig und kontra Bayern München. "Natürlich passt es wie die Faust aufs Auge, dass ich meinen Vertrag verlängert habe und plötzlich treffe wie am laufenden Band", sagte auch Werner. Als Krönung wartet nun ein echtes Topspiel. Denn nach der Länderspielpause geht es ausgerechnet gegen Bayern München – und deren Topstürmer Robert Lewandowski.
Der ist der einzige Spieler, der in den bisherigen drei Partien noch häufiger getroffen hat als Werner (sechsmal) – und der vielleicht nicht ganz unschuldig daran ist, dass Werner nicht zu Bayern wechseln konnte, weil Lewandowski praktisch nie verletzt ist und die Position im Sturmzentrum seit Jahren für andere Stars "blockiert". Werners Vorteil: Er ist erst 23 Jahre alt, Lewandowski hingegen 30. Vor dem direkten Duell steht deshalb die spannende Frage im Raum:
Wird Werner mal besser als Lewandowski?
Ja, denn Werner hat ihm bereits jetzt zwei Dinge voraus
68 Bundesliga-Tore, 34 Vorlagen, 10 Treffer für die Nationalmannschaft. Die Bilanz eines 23-Jährigen. Noch Fragen?
Timo Werner ist nicht nur die Zukunft des DFB-Teams, sondern wird auch die Bundesliga nachhaltig prägen. Mehr noch: Werner wird bald besser sein, als es Tormaschine Robert Lewandowski je war. Denn er hat dem Polen zwei Dinge voraus, die entscheidend sind.
Erstens: Die Erfahrung! Werner gab sein Bundesliga-Debüt für den VfB Stuttgart mit 17, spielte mit Anfang 20 für Topklub Leipzig und die Nationalmannschaft. "Lewa" knipste bis 22 in der im Vergleich schwächeren polnischen Ekstraklasa. Doch jede Saison auf Topniveau macht einen Spieler stärker. Werner wird mehr davon haben.
Zweitens: Die Flexibilität! Der pfeilschnelle Werner ist in der Offensive überall einsetzbar. Er kann im Zentrum und auf den Außen spielen. Der Bayern-Star hingegen ist "nur" ein Mann für die zentrale Spitze. Auch hier: Vorteil Werner. Diese Flexibilität macht ihn unberechenbar
Zweifelsohne, Lewandowski ist ein Weltklassestürmer. Doch was auch zur Wahrheit gehört: Der 31-Jährige gewann bisher weder die Champions League noch einen Titel mit dem Nationalteam. Das wird bei Werner in acht Jahren anders aussehen. Lewandowskis beste Jahre sind fast vorbei, die von Werner kommen noch.
Nein, Werner wird nie Weltklasse sein
In diesem Sommer war Timo Werner auf dem Markt. Die von Leipzig geforderte Ablöse von 30 bis 35 Mio. Euro? Ein Witz im Vergleich zu 120 Mio. für Griezmann, 80 für Lukaku oder 60 für Jovic. Doch weder Bayern noch Liverpool oder Real wollten zuschlagen. Weil sie wissen, dass Werner nie Weltklasse sein wird – so wie Lewandowski? Nachdem Werner zum Ladenhüter geworden war, verlängerte er letztlich kleinlaut seinen Vertrag bei RB Leipzig bis 2023.
Sicher, 68 Tore in 191 Bundesligaspielen sind eine starke Bilanz für einen 23-Jährigen. Allein in dieser Saison traf er in drei Spielen fünfmal. Die Zweifel hat er aber noch nicht ausräumen können. Zweifel, ob seine Technik für die Weltklasse reicht. Zweifel, ob er nicht eher Flügel- als Mittelstürmer ist. Zweifel, ob er Deutschland in den nächsten zehn Jahren zu einem EM- oder WM-Titel schießen kann. Bundestrainer Löw setzte ihn in den letzten drei Spielen jeweils auf die Bank.
Das wäre bei Lewandowski undenkbar. Der ist eine Legende, traf in der Bundesliga 208-mal in 293 Spielen, mehr als 20-mal in sieben der letzten acht Saisons und im Nationalteam 57-mal in 106 Partien.
Das Problem für Werner: Neben Lewandowski gibt es mit Paco Alcacer, Nils Petersen und Serge Gnabry noch drei weitere Stürmer, die besser sind als er.
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