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Stefan Effenberg: Wie der FC Bayern jetzt mit Ribéry umgehen sollte


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Liga-Zwischenbilanz
Wie der FC Bayern jetzt mit Ribéry umgehen sollte

MeinungEine Kolumne von Stefan Effenberg

Aktualisiert am 28.12.2018Lesedauer: 6 Min.
In Topform: Franck Ribéry hat zuletzt beim 3:0 in Frankfurt doppelt für den FC Bayern getroffen.Vergrößern des Bildes
In Topform: Franck Ribéry hat zuletzt beim 3:0 in Frankfurt doppelt für den FC Bayern getroffen. (Quelle: Eibner/imago-images-bilder)

Warum RB Leipzig ein Flop ist, Niko Kovac top – und Timo Werner besser zum BVB als zu Bayern passt. Hier sind meine Gewinner und Verlierer der Hinrunde.

MEINE GEWINNER

Borussia Dortmund

Der Neuaufbau ist mehr als geglückt. Der BVB hat in allen Wettbewerben begeistert. Glück? Zufall? Ganz sicher nicht. Wie sich der Verein mit Matthias Sammer als Berater, Sebastian Kehl als Leiter Lizenzspieler und Lucien Favre als Trainer Kompetenz dazu geholt hat, war das vorbildhaft für die ganze Liga. Marco Reus ist in der Form seines Lebens, hat mit Jadon Sancho den perfekten Partner – und Paco Alcacer hat eine neue Farbe in die Bundesliga gebracht und gleich mal den Rekord der meisten Jokertore geknackt. Borussia Dortmund hat jetzt die besten Karten im Kampf um die deutsche Meisterschaft. Der FC Bayern ist nach dem 3:0 in Frankfurt sicher noch nicht geschlagen, trotzdem sehe ich den BVB vorn.

VfL Wolfsburg

Die Leistung der Wolfsburger mit Trainer Bruno Labbadia kommt mir aktuell zu kurz. Sie hatten in den vergangenen Jahren oft einen auf den ersten Blick hochkarätig besetzten Kader – um dann trotzdem im Abstiegskampf zu landen und nur knapp die Klasse zu halten. Jetzt haben sie keine Stars, sondern kommen über das Kollektiv. Ich würde nicht soweit gehen, zu sagen, dass sie den Europacup schaffen. Aber mit einer sorgenfreien Saison jenseits der Abstiegsplätze werden sie sehr gut leben können als nächsten Schritt.

Fredi Bobic

Mit Trainer Kovac sowie den Spielern Kevin-Prince Boateng, Marius Wolf, Omar Mascarell, Alexander Meier und Lukas Hradecky wurde Eintracht Frankfurt nach dem Pokalsieg und der vergangenen Saison das Herzstück entrissen – dachte man. Der neue Trainer Adi Hütter startete mit einem 0:5 gegen Bayern im Supercup, bevor er mit einem 1:2 bei Regionalligist Ulm aus dem Pokal flog. Das könne nur im Abstiegskampf enden – dachte man. Eine Hinrunde später ist die Eintracht Sechster in der Bundesliga und hat als erster deutscher Verein überhaupt sechs Siege in sechs Spielen der Europa-League-Gruppenphase geholt. Ich würde mich nicht wundern, wenn sie in diesem Wettbewerb sehr weit kommen. Die richtige Einstellung dafür haben sie.

Was für eine Wende bei Frankfurt. Dabei haben sie den ohnehin schon starken Fußball der vergangenen Saison noch weiter entwickelt. Mit Torwart Kevin Trapp, Makoto Hasebe in der Defensive sowie den Stürmern Sébastien Haller, Ante Rebic und Luka Jovic haben sie eine starke neue Achse. Für das alles verantwortlich ist Sport-Vorstand Fredi Bobic. Ich kenne ihn gut und habe einen großen Respekt davor, wie er das alles mit einer Ruhe und Gelassenheit aufgebaut hat. Ich bin mir sicher: Er ist noch lange nicht fertig in Frankfurt.

Niko Kovac

Ein toller Start, dann der Einbruch – aber am Ende der Hinrunde hat Niko Kovac als Trainer beim FC Bayern die Kurve bekommen. Der Grund dafür ist, dass er sich weiterentwickelt und Ratschläge angenommen hat. Er hat die Rotation beendet, als die Mannschaft in die Krise schlitterte. Und kam so auch wieder raus. Ich bleibe dabei, dass er der richtige Mann für den Umbruch beim FC Bayern ist – und die volle Unterstützung bekommen muss. Er hat bewiesen, dass er das Vertrauen rechtfertigt.

Die Trainer

Erst zwei Vereine haben ihre Trainer gewechselt, in der vergangenen Saison waren es zu dem Zeitpunkt dreimal so viele. Hannover hält trotz sportlich schwieriger Situation an André Breitenreiter fest, der FC Schalke an Domenico Tedesco, Nürnberg an Michael Köllner oder Fortuna Düsseldorf an Friedhelm Funkel. Das ist der richtige Weg. Insbesondere Funkel hat bewiesen, dass er sich auszahlt. Die Fortuna hat zuletzt drei Spiele in Folge gewonnen, dem BVB die erste und einzige Niederlage zugefügt und auch den FC Bayern mit einem 3:3 zutiefst verärgert.

Auf der anderen Seite fehlt mir für die Entlassungen von Heiko Herrlich in Leverkusen und Tayfun Korkut in Stuttgart das Verständnis. Beim VfB hätte man lieber Michael Reschke hinterfragen sollen. Das ist der Mann, der den Kader zusammen gestellt hat. Und Leverkusen steht in der Euro-League-Zwischenrunde, im Pokal-Achtelfinale – und hat sich in der Liga gefangen. Mir ist es ein Rätsel, wie man dann lieber Peter Bosz verpflichtet, der in Dortmund letztlich nicht erfolgreich gearbeitet hat.

Max Eberl

Ich lege mich fest und sage: Borussia Mönchengladbach wird nicht Deutscher Meister – aber sie werden ins internationale Geschäft einziehen. Sport-Vorstand Max Eberl hat es geschafft, den Verein zu beruhigen. Selbst bei einer etwas schwächeren Halbserie entsteht überhaupt keine Unruhe, stattdessen zieht Eberl die richtigen Schlüsse und greift wieder an. So wie in dieser Saison mit derzeit Platz drei. Man hat nicht das Gefühl, dass die Borussia noch mal abstürzen könnte – das ist sein Verdienst.

► MEINE VERLIERER

RB Leipzig

In der Bundesliga stehen die Leipziger mit Platz vier und 31 Punkten sehr gut da – mich hat aber der Auftritt in der Europa League geärgert. In einer Gruppe mit Salzburg, Celtic Glasgow und Rosenborg Trondheim hätten sie weiterkommen müssen. Noch ärgerlicher fand ich die Aussagen von Manager und Trainer Ralf Rangnick, der sagte, bei einem Ausscheiden gehe die "Welt nicht unter." Bei allem Respekt: Das ist genau die Herangehensweise, die im Vorjahr zum katastrophalen Abschneiden der deutschen Mannschaften in Europa geführt hat. Wenn man ein Jahr für den internationalen Wettbewerb gekämpft hat und ihn dann so einfach hergibt, ist das für mich nicht nachvollziehbar. Und es ist kurzsichtig.

Einen Top-Spieler wie Timo Werner vergrault RB so – obwohl der Klub ihn eigentlich halten will. Ich bin mir relativ sicher, dass Timo Werner Leipzig im Sommer verlässt. "Wenn man bei RB Leipzig spielt und in Deutschland bleiben will, gibt es nur einen Verein, zu dem man wechseln kann", hat er gesagt. Da täuscht er sich allerdings. Timo Werner passt zu vielen Vereinen – nicht nur zum FC Bayern. Vielleicht würde er sogar noch besser zu Borussia Dortmund passen, als zu Bayern. Eine Sturmreihe mit Marco Reus, Timo Werner und Jadon Sancho? Das hätte etwas – wenn dann noch Alcacer oder Götze von der Bank kommen. Bei Bayern dagegen hätte er erstmal Lewandowski vor der Nase.

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Christian Heidel

Es ist richtig, dass Schalkes Manager an Trainer Domenico Tedesco festhält – und trotzdem begeht er einen Fehler. Auf den Vorschlag von Aufsichtsratsboss Tönnies, einen Berater für Transfers dazu zu holen, sagte Heidel: "Es gab bereits viele Bewerbungen. Aber es muss sich keiner bewerben. Die, die es schriftlich gemacht haben, werden auch eine schriftliche Antwort bekommen, dass es keinen Bedarf bei uns gibt. Punkt!" Heidel sollte nur mal einen Blick nach Dortmund werfen, da wird er feststellen: Es schadet nie, sich Berater und Kompetenz dazu zu holen. Manchmal braucht man auch einen Blick von außen – diese Chance hat Heidel erstmal vertan. Zumal die Hinrunde der Schalker wirklich sehr schwach war – und die Transfers nicht wirklich gezündet haben.

VfB Stuttgart

Bei Ausgaben von 35 Millionen Euro dürfen die Fans schon etwas erwarten. Leider wurden diese Erwartungen beim VfB nicht im Ansatz erfüllt. Platz 16, nur 14 Punkte, nur 12 Tore – Stuttgart hat ein riesiges Problem. Zumal der Druck in der Rückrunde zunimmt, wenn es Februar oder März wird. Da bin ich gespannt, wie sie damit umgehen. Auch jetzt ist die Qualität eigentlich zu hoch, um abzusteigen – aber das haben schon ganz andere Mannschaften gedacht, die sich dann in der zweiten Liga wiedergefunden haben. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass Stuttgart bis zum Ende der Saison gegen den Abstieg kämpft.

Die Spieler des FC Bayern

Zu viele Spieler haben zu lange und zu oft nicht ihr Potenzial abgerufen – von Neuer über Boateng bis zu Robben und Ribéry. Das war der Grund, warum die Bayern in der Liga zwischenzeitlich den Anschluss verloren haben. Nun haben zumindest einige der Spieler die Kurve bekommen – beispielsweise Ribéry hat in den vergangenen drei Bundesligaspielen viermal getroffen.


Ich sage deshalb: Es spricht aktuell nichts dagegen, noch mal mit Ribéry zu verlängern. Er liebt Bayern, die Fans lieben ihn – da gibt es kein Risiko. Die Verantwortlichen müssen ihm nur klar sagen, dass er keine 40 bis 50 Spiele mehr machen wird, sondern wirklich als Backup eingeplant ist.

Ich wünsche allen Lesern von t-online.de ein guten Rutsch und alles erdenklich Gute für das neue Jahr!

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
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