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Stefan Effenberg: Kovac ist die perfekte Lösung für den FC Bayern, er hat nur ein Problem


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Bayerns neuer Trainer
Kovac ist die perfekte Lösung, er hat nur ein Problem

MeinungDie Kolumne von Stefan Effenberg bei t-online.de

13.04.2018Lesedauer: 4 Min.
Niko Kovac liegt mit Eintracht Frankfurt auf Platz fünf der Bundesliga, hat sogar noch Chancen auf die Qualifikation für die Champions League. Stefan Effenberg spielte mit ihm in der Saison 2001/2002 gemeinsam beim FC Bayern.Vergrößern des Bildes
Niko Kovac liegt mit Eintracht Frankfurt auf Platz fünf der Bundesliga, hat sogar noch Chancen auf die Qualifikation für die Champions League. Stefan Effenberg spielte mit ihm in der Saison 2001/2002 gemeinsam beim FC Bayern. (Quelle: imago-images-bilder)

Stefan Effenberg erklärt, warum er Kovac für den perfekten Heynckes-Nachfolger hält. Besser geeignet als Tuchel oder Nagelsmann. Und welche Herausforderung auf ihn wartet.

Der FC Bayern hat endlich einen neuen Trainer für die kommende Saison, und ich will die Wahl von Niko Kovac mal mit einem Wort beschreiben: Super!

Niko wird da perfekt reinpassen

Bei vielen Trainern mit einer klaren Spielphilosophie heißt es, sie seinen menschlich schwierig: Tuchel in Dortmund, Guardiola aktuell bei Manchester City oder Nagelsmann in Hoffenheim. Kovac ist das ganz sicher nicht. Das ist menschlich ein überragender Typ. Ich kenne ihn persönlich sehr gut. Niko ist authentisch und wird da perfekt reinpassen.

Als Trainer hat er bei der kroatischen Nationalmannschaft und insbesondere auch bei Eintracht Frankfurt bewiesen, was er kann. Er hat sie vor dem Abstieg gerettet und in kürzester Zeit – man kann es so sagen – in der Spitze der Bundesliga etabliert. Er hat im vergangenen Jahr das Pokalfinale erreicht, steht nun schon wieder im Halbfinale.

Er hat Mega-Voraussetzungen

Da steckt ein klarer Plan hinter – und ich erkenne auch eine klare Spielphilosophie, trotz der im Vergleich zu Bayern überschaubaren Qualität, die er in Frankfurt hat. Das sind schon mal Mega-Voraussetzungen, um auch bei einem großen Klub wie dem FC Bayern erfolgreich zu sein.

Es gibt Bedenken und Vorwürfe, die ich nicht gelten lassen möchte. Die zählen für mich in keinster Weise – und zum Glück zählen sie auch für die Verantwortlichen des FC Bayern nicht.

  • Er habe noch keinen Champions-League-Teilnehmer trainiert. Aber er hat die kroatische Nationalmannschaft in ein WM-Turnier geführt und so auch internationale Erfahrung gesammelt.
  • Es sei zu früh für Kovac. Warum? Die Bayern brauchen einen Trainer. Er ist der beste dafür und hochmotiviert. Warum soll er dann noch zwei Jahre Frankfurt trainieren?
  • Er sei noch nicht fertig in Frankfurt. Aber wo soll er mit dem Verein und den Möglichkeiten noch hin? So eine Chance lässt man sich doch nicht entgehen.
  • Er sei eine C-Lösung, weil vorher Heynckes und Tuchel abgesagt haben. Das ist er mit Sicherheit nicht. Nach Jupp Heynckes ist er gerade aufgrund seiner menschlichen Qualitäten die 1A-Lösung.

Der FC Bayern hat hier zu hundert Prozent die richtige Entscheidung getroffen – ohne Wenn und Aber. Die Bayern haben immer die Chance, die Champions League zu gewinnen – mit Niko Kovac werden die Chancen darauf nicht kleiner, sondern größer.

Die Kovac-Brüder sind Krieger

Was mich an Niko und auch an seinem Bruder Robert, den er als Co-Trainer mitbringt, immer beeindruckt hat: Du konntest dich immer zu hundert Prozent auf die beiden verlassen. Und sie haben immer mitgezogen, ihren Mann gestanden und Verantwortung übernommen. In der Form ist das nicht selbstverständlich, gerade beim FC Bayern, wo nicht jeder mit dem Druck klar kommt. Arturo Vidal bezeichnet sich selbst als Krieger. Das sind die beiden auch.

Wie werden die Bayern mit Kovac in den nächsten Jahren spielen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Art und Weise groß verändern wird. Das ist national das Beste und international gehört es auch dazu. Da ergibt es sicher keinen Sinn, an allzu vielen Schrauben zu drehen.

Es gibt eine große Herausforderung

Die große Herausforderung für Niko zur neuen Saison wird sein, dass viele Spieler gerade von der WM kommen, die vielleicht erfolgreich verlief, vielleicht aber auch nicht. Da gilt es für ihn, den Hebel anzusetzen – im physischen und auch im psychischen Bereich. Da wird er den größten Wert auf die Trainingssteuerung legen, um die Spieler wieder auf ihr Topniveau zu bekommen.

Die Entscheidung für Kovac ist nicht die einzige gute Entscheidung – sondern eine von dreien. Denn dazu zählen auch die Vertragsverlängerungen von Ribéry und Robben bis 2019. Obwohl sie ein gewisses Alter haben und mal verletzt sind: Sie sind immer in der Lage, den Unterschied auszumachen.

Ich bin Fußball-Fan, kein Bayern-Fan

Wäre ich Bayern-Fan, würde ich mich mega freuen. Wenn Sie sich jetzt fragen, ob ich kein Bayern-Fan bin? Ich bin Fußball-Fan. Ich möchte gut unterhalten werden und freue mich über attraktive Spiele – da spielt der Verein überhaupt keine Rolle. International bin ich natürlich Bayern-Fan, leide aber genauso mit Leipzig, wenn die in der Europa League ausscheiden.

Zu Saisonbeginn war ich sehr skeptisch, was die Zukunft des FC Bayern in der Champions League angeht. Allein Jupp Heynckes hat in der Hinsicht sehr viel bewegt. Er ist ein Meister der Menschenführung, genau wie Ottmar Hitzfeld. Deshalb hat der FC Bayern jetzt die Chance, auch in dieser Saison noch die Champions League zu gewinnen.

Bayern gegen Real – ein Fußballfest

Und da freue ich mich über das Los Real Madrid. Wenn du den Pokal holen willst, musst du die jetzt einfach mal aus dem Weg räumen.

Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass sich Real noch so ein Spiel wie das 1:3 gegen Juventus erlauben wird. Und auch Bayern wird nicht noch mal so eine Leistung wie gegen Sevilla abrufen. Die war okay und das interessiert die Spieler nicht, aber es war ausbaufähig. Wer weiterkommt, hängt nun wieder von vielen Faktoren ab und davon, ob die wichtigsten Spieler fit und bei hundert Prozent sind. Ich gehe davon aus, dass das ein absolutes Fußballfest wird.

Die WM ist heute noch weit weg

Ich glaube auch nicht, dass es ein Nachteil ist, erst zuhause zu spielen. Ich bin sogar ein Freund der Konstellation, vorlegen zu können. Allerdings haben die Viertelfinal-Spiele in der Champions League auch gezeigt, dass es mittlerweile gar keine Rolle mehr spielt, wo das Spiel stattfindet. Juventus kriegt zuhause gegen Real richtig einen drüber, steht dann im Rückspiel in Madrid kurz vor der Sensation. Barcelona dagegen gewinnt zuhause 4:1, verliert dann 0:3 in Rom und fliegt raus.

Das waren auch Fußballfeste – und das erwarte ich auch von Liverpool gegen Rom. Da mag manch einer jetzt auch sagen, dass Rom der einfachste Gegner ist. Aber dann sieht er das falsch. Wenn du Barcelona ausschaltest, hast du so viel Selbstbewusstsein getankt, dass du jeden schlagen kannst. Rom giert jetzt nach dem Erfolg. Und das macht sie gefährlich. Da sieht man, wie der Fußball ist: Unberechenbar. Solche Spiele erlebst du nur in der Champions League.

Wie geil werden also die beiden Halbfinal-Spiele? Ich freue mich auf die WM – aber heute ist die erstmal noch ganz weit weg.

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
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