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Effenberg über Ancelotti-Aus: Jetzt müssen Hoeneß und Reummenigge hinterfragt werden


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Effenberg über Ancelotti-Aus
Jetzt müssen Hoeneß und Rummenigge hinterfragt werden

MeinungStefan Effenberg, t-online.de

Aktualisiert am 29.09.2017Lesedauer: 4 Min.
Stefan Effenberg kritisiert die aktuelle Bayern-Führung.Vergrößern des Bildes
Stefan Effenberg kritisiert die aktuelle Bayern-Führung. (Quelle: Christian Schroedter/imago-images-bilder)
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Das 0:3-Debakel bei Paris St. Germain, die Wutrede von Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge und die Entlassung von Trainer Carlo Ancelotti: Beim FC Bayern brennt es wie lange nicht. Ex-Kapitän Stefan Effenberg kennt diese Situationen beim Rekordmeister – und spricht in seiner neuen Kolumne Klartext! Er fordert, dass jetzt auch die Bosse hinterfragt werden.

Die Kolumne von Stefan Effenberg bei t-online.de.

Der FC Bayern ist eigentlich kein Verein, der mal schnell die Reißleine zieht. Den Trainer feuern am Anfang einer neuen Saison – das ist einfach nicht Bayern-like. Deshalb hat mich die Entlassung von Ancelotti komplett überrascht.

Ich bin davon überzeugt, dass Ancelotti mit seiner Erfahrung auch diese schwierige Situation gemeistert hätte.

Spieler bekommen zu viel Macht

Auch nach der Aussage von Uli Hoeneß, dass sich fünf Spieler gegen den Trainer ausgesprochen hätten, sage ich: Das ist ein No-Go. Ich finde es traurig, welche Macht Spieler mittlerweile bekommen.

Die Bosse machen es sich aus meiner Sicht manchmal zu einfach. Wer hat Schuld? Der Trainer! Dabei haben sie ihn doch geholt. Rummenigge hat jetzt betont, dass Ancelotti sein Freund ist und das auch bleibt. Wenn er sein Freund ist, dann muss Rummenigge doch gewusst haben, was für einen Trainer der FC Bayern mit ihm holt. Das ist abgesehen davon nach Punkten der zweitbeste Trainer in der Geschichte dieses Vereins – und es waren schon viele große Trainer da.

Deshalb sollen und müssen jetzt auch die Verantwortlichen, und das sind vor allem Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge, hinterfragt werden. Die Bosse haben den Kader zu verantworten und den Trainer geholt.

Ich bezweifle, dass die Entlassung richtig ist

Erst war man auch ein Stück weit froh, dass der anstrengende Guardiola weg war – jetzt weint man seinem tollen und interessanten Spielstil hinterher, weil man da so dominant war.

Um ehrlich zu sein: Ich bezweifle stark, dass die Entlassung von Ancelotti richtig ist.

Warum tue ich das? Es gibt zwei interessante Beispiele.

1991 hat Bayern Jupp Heynckes entlassen. Später sagte Hoeneß: „Die vorzeitige Trennung von Heynckes war mein schwerster Fehler. Ich bin sicher, dass er uns noch weit gebracht hätte.“ Denn anschließend ging es drunter und drüber. Es kamen Lerby und dann Ribbeck. Nur Erfolg gab es nicht.

Die Spieler hätten diese Krise selbst lösen müssen

Der FC Bayern muss aufpassen, dass er nicht wieder in so eine Situation kommt. Und in einem halben Jahr feststellt, dass der Ancelotti-Rauswurf die falsche Entscheidung war.

Das zweite Beispiel: Ich kann mich noch sehr gut an die Rede von Franz Beckenbauer erinnern, nachdem wir 2001 mit 0:3 in Lyon verloren haben. Die haben vier Torschüsse gehabt und drei Tore des Monats geschossen. Dafür wurden wir an die Wand genagelt – und ein paar Monate später haben wir die Champions League gewonnen.

Ich bin damals nach dem Spiel zu unserem Trainer Ottmar Hitzfeld gegangen und habe ihn gefragt, ob ich jetzt die Besprechung machen kann, um die Mannschaft wachzurütteln. Er sagte: „Klar! Du bist der Kapitän und hast natürlich das Recht dazu!“ Nach meiner Ansprache sind wir aufgestanden und haben gesagt: „Okay, jetzt zeigen wir es euch, liebe Freunde und Kritiker.“ Hitzfeld war unantastbar. Und blieb – im Gegensatz zu Heynckes zehn Jahre zuvor.

Diese Fehler hat Ancelotti gemacht

Ich bin überzeugt, dass es auch aktuell besser gewesen wäre, wenn die Spieler das in die Hand genommen hätten. Dass sie das in der Kabine klären. Und dass jeder, der jetzt auf die Fresse bekommen hat, daraus eine Motivation gewinnt. Ohne Gejammer, wenn einer auf der Bank sitzt. Scheiß drauf! Rausgehen, marschieren, arbeiten und Dreck fressen.

Wo ist denn beispielsweise ein Arturo Vidal in Paris gewesen? Der hat angekündigt, die beste Saison seiner Karriere zu spielen und der weltbeste Mittelfeldspieler zu sein. Alle reden von Krieger Vidal. Ich habe diesen Krieger nicht gesehen.

Natürlich hat Ancelotti Fehler gemacht. Robben und Ribéry müssen aus meiner Sicht immer spielen, wenn sie bei einhundert Prozent sind – und das sind sie. Das sind zwei Top-Spieler, die den Unterschied ausmachen. Trotzdem waren sie in Paris zunächst beide draußen. Aber darum geht es nicht. Siege einfahren, Titel nach München holen – das ist der Auftrag beim FC Bayern! Und ich bin überzeugt, dass Ancelotti das letztlich geschafft hätte.

Klopp als Bayern-Trainer? Das ist aktuell lächerlich

Wer soll jetzt kommen? Thomas Tuchel ist sicher ein interessanter Mann. Aber wir wissen aus Dortmund, dass das Zwischenmenschliche wohl nicht so funktioniert hat. Man entlässt sonst keinen Trainer, der den Pokal gewinnt und so erfolgreich in der Bundesliga abschneidet.

Wenn ich von anderen Seiten höre, dass Klopp der richtige Trainer für Bayern sei, dann ist das Stand heute lächerlich. Klopp zu Bayern ist vielleicht irgendwann mal eine Möglichkeit, aber jetzt doch noch nicht. Genauso Nagelsmann. Beide haben in ihren Vereinen noch Aufträge zu erledigen.

Egal, wer Trainer wird: Jetzt sind die Führungsspieler ohne Wenn und Aber gefordert. Mit Hummels, Boateng, Lewandowski, Müller, Vidal gibt es genug Spieler, die den Anspruch haben, die Champions League zu gewinnen. Dafür sind sie in München.

Fakt ist: Die nächsten Wochen und Monate werden megaspannend!

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
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