Kommentar zum Bayern-Transfer Bale wäre eine Granate gewesen, nicht James
Der FC Bayern wird für die Verpflichtung von James Rodriguez gefeiert - dabei ist der Kolumbianer eben NICHT die "Granate".
Ein Kommentar von David-Emanuel Digili
Da ist er jetzt, der große Name, den die Bayern den ganzen Sommer lang haben wollten. James Rodriguez. Für zwei Jahre leiht der Rekordmeister den Kolumbianer von Real Madrid aus, die Fans jubeln über den hochkarätigen Neuzugang. Ein Weltstar, ein Volksheld in seiner Heimat, ein begnadeter Techniker, ein Social-Media-Phänomen (über 40 Millionen Follower bei Twitter und Instagram, viertbester Fußballer hinter Cristiano Ronaldo, Neymar und Lionel Messi) – aber: Die „Granate“, die Uli Hoeneß angekündigt hat, ist er nicht.
Zuletzt nicht mal mehr im Real-Kader
Viele Stars wurden in den letzten Wochen beim FC Bayern gehandelt: Alexis Sanchez von Arsenal. Marco Verratti von Paris St. Germain. Yannick Carrasco von Atlético Madrid. Stammspieler bei ihren Klubs, kaum ersetzbar, voll im Rampenlicht. Alexis, Verratti oder Carrasco hätten nicht nur die Mannschaft von Trainer Carlo Ancelotti verstärkt, ihr Verlust hätte gleichzeitig auch die (Champions-League-)Konkurrenz geschwächt.
James dagegen konnte sich in drei Jahren bei Real – natürlich auch aufgrund der erdrückenden Konkurrenz – nicht durchsetzen. Unter Zinédine Zidane war der 25-Jährige zuletzt nur Einwechselspieler, wenn überhaupt. Im Viertelfinal-Hinspiel der Königsklasse gegen die Bayern durfte James gerade einmal sieben Minuten ran, im Rückspiel und im Halbfinale gegen Atlético Madrid schmorte er auf der Bank. Im Finale gegen Juventus stand er nicht einmal im Kader. Zur Erinnerung: Der FC Bayern hat Real nicht Gareth Bale aus der Startelf gerissen, sondern einen vom Trainer ungeliebten Ersatzspieler geholt. Der Waliser hatte zwar die vergangene Saison immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen, war aber stets gesetzt, wenn fit. Ein Gigant wie Bale, ein Torjäger wie Alexis wäre eine echte „Granate“ gewesen - wenn man die monströsen finanziellen Dimensionen mal vergisst.
Ancelotti war James' Glücksfall
James zauberte sich bei der WM 2014 zum Weltstar, wurde mit sechs Treffern Torschützenkönig, wechselte nach dem Turnier für 80 Millionen Euro aus Monaco zu Real. Doch nach einer bärenstarken ersten Saison unter dem damaligen Trainer Ancelotti (46 Pflichtspiele, 17 Tore, 18 Vorlagen) kam nicht mehr viel nach. Letzte Saison: 22 Ligaspiele, immerhin acht Tore und sechs Vorlagen, aber nur knapp 54 Minuten pro Partie – unter Ancelotti waren es noch 79. Seit Januar hatte Real 34 Pflichtspiele, James war in 17 dabei.
Seine spielerischen Qualitäten sind weiter unbestritten, bei den Bayern wird er zweifellos Gelegenheit bekommen, endgültig zu seiner Form von 2014 zurückzufinden – er muss sie nutzen. Denn vor allem aufgrund seines aktuellen Leistungsstands ist die Verpflichtung nicht der Mega-Hammer. Und: (Noch!) keine "Granate".