FC Bayern München Jupp Heynckes schließt Comeback als Trainer aus
Definitiver Abschied von der Trainerbank, dickes Lob für Nachfolger Pep Guardiola und flammendes Plädoyer für Uli Hoeneß - Jupp Heynckes hat knapp zwei Wochen nach seiner letzten Pressekonferenz als Chefcoach von Triplegewinner Bayern München Klartext geredet und seine Zukunft geklärt. "Ich habe zwar etwas gegen Endgültigkeit. Aber ich kann ihnen versichern: Ich habe nicht vor, noch einmal zu trainieren. Ich hatte einen würdigen Abschluss", sagte der 68-Jährige dem "Spiegel".
Und selbst der Bundestrainerposten in der möglichen Nachfolge von Joachim Löw nach der WM 2014 in Brasilien könnte ihn nicht mehr reizen. "Ich habe keine Ambitionen, Bundestrainer zu werden", sagte Heynckes im "kicker"-Interview. Auch einen Job als Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes schloss er aus: "Das schon gar nicht. Aber der Posten ist wichtig, ein Koordinator muss die Richtung vorgeben."
"Wünsche Guardiola nur das Beste"
Seinem Nachfolger, dem 42-jährigen Spanier Guardiola, rollte Heynckes derweil förmlich den roten Teppich aus und begrüßte die Verpflichtung des Katalanen durch den deutschen Rekordmeister ausdrücklich als "richtige Entscheidung für einen Generationswechsel". Der neue Coach sei "26 Jahre jünger als ich, er ist ein erfolgreicher und gefragter Trainer. Bayern musste zugreifen". Wenn die Bayern keinen adäquaten Ersatz gefunden hätten, "hätte man noch mal miteinander reden können. Aber so, wie es jetzt ist, ist es mir am liebsten", so Heynckes im "Spiegel".
Er übergebe Guardiola "eine perfekt funktionierende Mannschaft". Nach einer so überragenden Saison stehe ihm diese Aussage zu. "Wer ist zurzeit besser als Bayern? Also sind wir Weltklasse", sagte Heynckes dem "kicker", "ich wünsche Guardiola nur das Beste und möglichst viel Erfolg, weil seine Mannschaft meine war. Ich würde mich freuen, würde Bayern wieder Meister und Champions-League-Sieger. Dann könnte ich meinen Spielern gratulieren, wie es jüngst meine Ex-Spieler Sanz, Redondo oder Karembeu bei mir taten."
Heynckes macht sich für Hoeneß stark
Die Steueraffäre des Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß habe derweil laut Heynckes den Erfolg in den entscheidenden Spielen keinesfalls gefährdet: "Im Gegenteil. Die Mannschaft und ich als Trainer haben ausdrücklich für Uli Hoeneß gespielt. Das hat ihm geholfen und uns." Gleichzeitig ergriff Heynckes nochmals Partei für seinen Freund Hoeneß: "Er hat polarisiert, polemisiert, er hat auch Menschen verletzt, und er hat einen großen Fehler gemacht. Aber ich habe etwas gegen Vorverurteilung."
Auf die Frage, ob die Bayern künftig auch ohne klassischen Mittelstürmer spielen könnten, meinte der Trainer-Routinier: "Alles hängt ab vom Erfolg. Und entscheidend ist, wie man es einstudiert. Man braucht Zeit. Käme Robert Lewandowski, würde er sicher spielen. Aber Mandzukic (Mario Mandzukic, d.Red.) wird um seinen Platz kämpfen."
Martinez-Verpflichtung ein "Volltreffer"
Ein "Volltreffer" sei die Verpflichtung des spanischen Defensivspielers Javi Martinez gewesen: "Es war meine Idee, ihn zu holen", sagte Heynckes, der mit der Ablösesumme von 40 Millionen Euro "größte Probleme" gehabt habe: "Anfangs hat er ja auch nicht so gut gespielt. Nach einiger Zeit sind die Spieler Neuer, Lahm und Schweinsteiger zu mir gekommen und haben gesagt: Das ist ein Volltreffer. So etwas stärkt einen Trainer in der Gruppe."
Allerdings habe die Klubführung schon Zweifel ("Die haben nichts gesagt, aber Körpersprache drückt ja auch etwas aus") am Rekord-Transfer zum Ausdruck gebracht. Die Harmonie im Bayern-Starensemble in der historischen Saison 2012/2013 sei jedoch kein Zufall gewesen. Heynckes: "Ich denke, dass das sehr viel mit meinem Führungsstil zu tun hat. Und dazu gehört: Ich bin immer ehrlich mit meinen Spielern, auch wenn ich weiß, dass ihnen diese Ehrlichkeit hin und wieder weh tun wird. Die Spieler haben Vertrauen zu mir gehabt, in meine Person und in meine Kompetenz."
Und er habe gegenüber den Stars keinen Zweifel gelassen, dass sich jeder in den Dienst der Mannschaft stellen musste: "Schon am ersten Trainingstag sagte ich, Defensive ist für jeden Pflicht, ohne Rücksicht auf Namen. Bei dieser Konkurrenz wussten die Spieler: Der Alte macht klar Schiff! Ziehe ich nicht mit, spiele ich nicht. Es musste den Jungs ins Bewusstsein gehämmert werden."
"Wir wollen Weltmeister werden"
Der langjährige Gladbacher Bundesliga-Profi und -Trainer erwartet von der deutschen Nationalmannschaft bei der WM 2014 in Brasilien den großen Wurf: "Das Champions-League-Finale mit Dortmund und Bayern zeigt, welche Klassespieler wir haben, dazu kommen die Spieler im Ausland. Deshalb müssen wir das Ziel klar definieren und artikulieren: Wir wollen Weltmeister werden. Mit dieser selbstbewussten, nicht überheblichen Haltung müssen wir nach Brasilien. So denken auch meine Bayern-Spieler."
Der Erfolgscoach hofft, dass sich die Erfolge der Bayern auch bei den diversen Spielerauszeichnungen niederschlägt: "Müller (Thomas Müller, d.Red.) wird die kommenden Jahre noch mehrmals ausgezeichnet, also sage ich: Lahm zu Deutschlands Fußballer des Jahres, Schweinsteiger zu Europas Fußballer und Ribéry zum Weltfußballer."