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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Bundesliga-Torjäger vor Wechsel Das ist die falsche Entscheidung
Bundesliga-Torjäger Omar Marmoush steht vor einem Wechsel. Den 25-Jährigen zieht es auf die Insel. Doch ist der Verkauf für seinen Verein eine gute Idee?
Eintracht Frankfurt muss am heutigen Freitagabend im Bundesliga-Topspiel gegen Borussia Dortmund wohl auf Omar Marmoush verzichten. Der Ägypter ist aber nicht verletzt, er steht vor einem Wechsel zu Manchester City. Das berichten mehrere Medien übereinstimmend (mehr dazu lesen Sie hier). Ein Sprecher der Eintracht wollte am späten Donnerstagabend im "Kicker" eine solche Einigung nicht bestätigen.
Dennoch verdichten sich die Anzeichen über einen Wechsel. Als Ablöse ist eine Summe von 80 Millionen Euro inklusive Bonuszahlungen im Gespräch. Nach Randal Kolo Muani, der vor anderthalb Jahren für 95 Millionen Euro nach Paris wechselte, wäre Marmoush der zweitteuerste Abgang der Klubgeschichte. Das führt zu der Frage:
Ist es richtig, dass Frankfurt Omar Marmoush an Man City verkauft?
Frankfurt kann Marmoush mit gutem Gefühl ziehen lassen
Die Eintracht-Fans singen nach drei gewonnenen Spielen inbrünstig "Deutscher Meister wird nur die SGE". Das wurde zwar nach 1959 nie etwas. Doch die Eintracht hat aufgedreht, die Europa League gewonnen, ist wieder wer. Die Erwartung könnte sein: Warum soll sie einen Spieler nicht halten können?
Die Antwort ist, weil Omar Marmoush schneller gewachsen ist als die Eintracht. Er sticht heraus mit seinen Ideen, seinen Tricks, seiner Durchsetzungskraft. Die Mannschaft als Gesamtgebilde kann an Omar Marmoush nicht heranreichen. Für Fußballromantiker ist deshalb auch klar, dass es unfair wäre, ihn an die Eintracht zu ketten.
Die Fans können Omar Marmoush mit gutem Gefühl ziehen lassen und sich freuen, wenn er in England trifft und dabei wie ein Kind strahlt. Er scheint ein feiner Charakter zu sein, hat für Frankfurt alles gegeben. Fans gönnen ihm, dass er seinen Traum Premier League leben kann.
Hämisch können sie bei Randal Kolo Muani sein, der in Paris durchgefallen ist. Der war die letzte Frankfurter Tormaschine vor Marmoush, hatte sein eigenes Lied – und verabschiedete sich unwürdig und im Streit für noch mehr Geld.
Und um das geht es ja auch bei Marmoush: Von 80 Millionen Euro wird gesprochen. Damit allein käme Holstein Kiel zwei Jahre über die Runden. Und in Frankfurt können sie seit ein paar Jahren darauf vertrauen, dass Geld sehr gut angelegt wird und die Eintracht weiter wachsen kann. Der nächste Marmoush wird dann Deutscher Meister mit der SGE.
80 Millionen Euro? Der Schein trügt
Zu 80 Millionen Euro nein sagen, ist schwer. Vor allem für Vereine, die nicht FC Bayern München heißen. Doch im Fall von Eintracht Frankfurt und Omar Marmoush trügt der Schein. Denn ohne den Ägypter droht Frankfurt ein Einbruch in der Rückrunde, der viel Geld kosten kann.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Omar Marmoush hat in 17 Bundesligaspielen für die Eintracht 15 Tore geschossen und 10 vorbereitet. Damit war er an 25 der 40 Treffer des Klubs beteiligt – das sind 62,5 Prozent.
Dabei stand er in jedem Spiel in der Startelf, fehlte nie verletzt. Im US-Sport gibt es das Sprichwort "the best ability ist availability", was soviel heißt wie "die beste Fähigkeit ist Verfügbarkeit". Marmoush ist trotz der Mehrfachbelastung praktisch nie verletzt, hat in allen drei Wettbewerben aus Bundesliga, Europa League und DFB-Pokal kein Spiel verpasst.
Nur zwei Partien hat der Ägypter nicht von Anfang an gemacht. Die eine hat die Eintracht verloren (2:3 in Lyon), die andere erst gewonnen, nachdem Marmoush eingewechselt worden war und das Führungstor erzielte (2:1 im Pokal gegen Gladbach).
Fakt ist: Frankfurt kann seinen Ausnahmekönner nicht so einfach ersetzen. Die Rückrunde beginnt am heutigen Freitagabend, ein Neuzugang hätte keine Vorbereitung mit der Mannschaft, müsste sofort funktionieren. Noch ist Frankfurt auf einem Champions-League-Platz, doch der Vorsprung beträgt nur vier Zähler. Ohne Marmoush wird dieser CL-Platz schwer zu halten sein – und viel Geld flöten gehen. Ein Transfer im Sommer wäre die bessere Entscheidung gewesen.
Die Partie von Eintracht Frankfurt gegen Borussia Dortmund am heutigen Freitagabend gibt es hier im Liveticker bei t-online.
Anpfiff im Deutsche Bank Park ist um 20:30 Uhr.
- nytimes.com: "Omar Marmoush Transfer: Manchester City Close to Deal" (Englisch, kostenpflichtig)
- sport.sky.de: "Eintracht Frankfurt mit ManCity mündlich über Marmoush-Wechsel einig"