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Tuchel möchte sechs Jahre danach nicht mehr über Anschlag reden: Der Grund


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"Habe ich nicht gefühlt"
Jetzt erklärt Tuchel sein Schweigen zum BVB-Anschlag


Aktualisiert am 01.04.2023Lesedauer: 4 Min.
Thomas Tuchel: Über den Anschlag auf den Mannschaftsbus des BVB will er nicht öffentlich reden.Vergrößern des Bildes
Thomas Tuchel: Über den Anschlag auf den Mannschaftsbus des BVB will er nicht öffentlich reden. (Quelle: IMAGO/Frank Hoermann/SVEN SIMON)
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Vor gut sechs Jahren wurde der BVB Opfer eines Bombenanschlags. Thomas Tuchel war damals BVB-Trainer – und möchte nicht mehr darüber reden.

Seit nun genau einer Woche ist Thomas Tuchel offiziell Bayern-Trainer. Und in seinem ersten Spiel für seinen neuen Klub geht es ausgerechnet gegen seinen Ex-Verein Borussia Dortmund. Von 2015 bis 2017 stand Tuchel an der Seitenlinie beim BVB, gewann in seinem letzten Spiel mit den Schwarz-Gelben sogar den DFB-Pokal.

Dennoch war für Tuchel nach dem 2:1 über Eintracht Frankfurt im Berliner Olympiastadion Schluss. Aber warum trennten sich die Wege zwischen Tuchel und dem BVB? Neben dem Triumph im DFB-Pokal erreichte Dortmund in der Liga einen ordentlichen Platz drei mit 64 Punkten, in der Champions League war erst im Viertelfinale Schluss.

Doch eben jenes Aus in der Königsklasse war mit ein Grund für die Trennung zwischen Tuchel und dem BVB. Genauer gesagt: der Anschlag auf den BVB-Bus am 11. April 2017.

Ein Einzeltäter hatte einen Bomben-Angriff auf den Mannschaftsbus der Borussia verübt, die sich auf dem Weg vom Teamhotel zum Signal-Iduna-Park befand, um das Viertelfinal-Hinspiel gegen die AS Monaco zu bestreiten. Das Spiel wurde abgesagt, musste aber einen Tag später nachgeholt werden – zum Unwillen der Spieler. Eine andere Option wäre gewesen, dass Dortmund das Spiel automatisch verliert.

Die Ereignisse rund um jenes Viertelfinale gelten als Auslöser dafür, dass eine Zusammenarbeit zwischen Tuchel und dem BVB über den Sommer hinaus unmöglich erschien. Die Diskussion darüber, ob die Mannschaft einen Tag nach einem solchen Attentat in der Lage ist zu spielen, sorgte für einen tiefen Riss – zwischen Trainer Thomas Tuchel auf der einen und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke auf der anderen Seite.

"Ich glaube, da ist zwischen dem Trainer und mir einiges kaputtgegangen", erzählt Watzke in einer in diesen Tagen erscheinenden Sky-Dokumentation. "Das wäre wahrscheinlich sonst nicht zur Trennung im Sommer gekommen. Zu glauben, dass so eine Zäsur nichts auslöst..."

Tuchel stand für die Doku nicht zur Verfügung

"Je eher sie (Die Mannschaft, Anm. d. Red.) sich wieder der Realität stellen, desto eher werden sie abgelenkt. Das war so meine Meinung", äußert sich Watzke über die Gründe, warum Dortmund bereits gut 24 Stunden nach dem Anschlag gegen Monaco antrat. "Es gab einfach keine andere Möglichkeit. Wenn du in dem Moment versuchst rational an die Sache ranzugehen, dann gibt es sofort Leute, die dir mangelnde Empathie vorwerfen. Das ist ja so der Klassiker. Das sind aber immer die Leute, die es nicht entscheiden müssen."

"Ich glaube, keiner wollte spielen", wird Mittelfeldspieler Nuri Sahin in derselben Doku zitiert (mehr dazu lesen Sie hier). Die Uefa hatte dem Verein gewissermaßen die Pistole auf die Brust gesetzt: entweder spielen oder die Partie würde pro Monaco gewertet werden.

In jener Dokumentation, die ab dem 11. April beim Pay-TV-Sender Sky zu sehen sein wird, kommt neben vielen Beteiligten eine Person interessanterweise nicht zu Wort: Thomas Tuchel. "Selbstverständlich wurde im Rahmen der Produktion auch Thomas Tuchel als damaliger Trainer der BVB-Mannschaft für die Dokumentation angefragt, stand jedoch nicht für ein Interview bzw. ein Statement zur Verfügung", heißt es von Sky auf t-online-Nachfrage.

Thomas Tuchel: "Manche Dinge verarbeitet man für sich selber"

Auf der Pressekonferenz des FC Bayern vor dem Bundesliga-Spitzenspiel am Samstag gegen seinen Ex-Klub erklärte Tuchel seine Nichtteilnahme an der Doku auf t-online-Nachfrage so: "Manche Dinge verarbeitet man für sich selber, die gehören nicht an die Öffentlichkeit." Vieles sei damals "hinter verschlossenen Türen" passiert und "die Leute können sich darauf verlassen, dass die bei mir auch hinter verschlossenen Türen bleiben."

Das Verhältnis zu Watzke habe in der Zwischenzeit geruht, bekräftigte der 49-jährige Coach. Der Tag des Anschlags sei "ein ganz maßgeblicher Tag" gewesen, den er und Watzke auf unterschiedliche Weisen wahrgenommen hätten. "Der Tag war ein extremer Tag und ich glaube, der Hauptunterschied in der Sache war, dass ich ihn im Bus erlebt habe und andere Verantwortungsträger bei Borussia Dortmund ihn nicht im Bus erlebt haben und wir deshalb eine komplett unterschiedliche Auffassung von diesem Tag haben", so Tuchel.

Die Wogen zwischen ihm und Watzke seien geglättet. "Das ist mittlerweile ausgeräumt", sagte Tuchel. Die Sache in der Dokumentation nochmal aufzugreifen, habe er "nicht gefühlt". "Ich weiß ja, was dann daraus gemacht werden kann und das hilft dann der Sache auch nicht", so der Bayern-Coach.

Tuchel: Situation war "absolut surreal"

Vor zwei Jahren hatte sich Tuchel allerdings nochmals ausführlicher zum Bus-Anschlag geäußert. Gegenüber dem englischen "Telegraph" sagte er damals: "Es hat mich nicht so getroffen wie andere." Er könne die Metallstifte, die überall an und im Bus steckten, immer noch vor dem inneren Auge sehen, verriet Tuchel damals.

Dennoch denke er nicht an den Anschlag "wenn ich in einen Bus steige oder durch eine Menschenmenge gehe. Warum auch immer. Ich warte nicht darauf, ich will auch nicht, dass es so kommt." Die Situation sei dennoch "absolut surreal" gewesen "und das ist sie bis heute".

"Der Anschlag – Angriff auf den BVB" ist ab 10. April auf Sky zu sehen und auch mit dem Streamingdienst WOW abrufbar.

Verwendete Quellen
  • Sky-Dokumentation "Der Anschlag – Angriff auf den BVB"
  • Pressekonferenz mit dem FC Bayern München
  • Eigene Recherche
  • spox.com: Thomas Tuchel über das BVB-Attentat
  • t-online-Anfrage an Sky
  • The Telegraph: "Thomas Tuchel: Meet the high-maintenance 'mad genius'"
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