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Jonas Hofmann über DFB-WM-Aus: "Das war der größte sportliche Misserfolg"


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Gladbach-Star Jonas Hofmann
"Das haben wir uns anders vorgestellt"

  • Jannik Meyer
InterviewVon Jannik Meyer

Aktualisiert am 24.02.2023Lesedauer: 6 Min.
Jonas Hofmann: Mit Borussia Mönchengladbach spielt er eine durchschnittliche Saison.Vergrößern des Bildes
Jonas Hofmann: Mit Borussia Mönchengladbach spielt er eine durchschnittliche Saison. (Quelle: IMAGO/Revierfoto)

Jonas Hofmann war Teil des DFB-Teams, das bei der WM in Katar in der Vorrunde ausschied. Im t-online-Interview spricht er über das Turnier – und seinen Klub.

Als Jonas Hofmann am vergangenen Wochenende in der 55. Minute das 2:1 gegen den FC Bayern erzielte, tobte der Borussia-Park. Am Ende war er bei Mönchengladbachs 3:2-Sieg der Spieler des Spiels. Allgemein liefert Hofmann, der auch im WM-Kader mitspielte, eine gute Saison, hat jeweils acht Tore und Vorlagen auf dem Konto.

Anders sieht es bei seinem ambitionierten Klub aus: Gladbach steht nach 21 Bundesliga-Spieltagen auf dem achten Tabellenplatz. Der Abstand zu Platz sechs, der zur Europa League qualifiziert, beträgt neun Punkte. Am Freitagabend geht es für die Mannschaft von Trainer Daniel Farke in Mainz darum, den Abstand zu verkürzen (ab 20:30 Uhr im Liveticker auf t-online).

Im Interview mit t-online spricht Nationalspieler Jonas Hofmann über die verkorkste WM und die mediale Kritik, mit der sich die Nationalmannschaft auseinandersetzen musste.

t-online: Herr Hofmann, Borussia Mönchengladbach steht im Tabellenmittelfeld. Kein Grund zur Freude, oder?

Jonas Hofmann: Wir spielen eine Saison mit Aufs und Abs. Wir haben zu oft nicht das auf den Platz bekommen, was wir uns vorgenommen haben. Dementsprechend müssen wir sagen, dass wir zu Recht auf Platz acht stehen.

So gut wie am Samstag lief es in dieser Saison nur selten für die Borussia. Auf ein 1:4 bei Hertha folgte der 3:2-Sieg über Bayern. Warum sind die Leistungen so schwankend?

Uns fehlt die Konstanz. Das ist nicht nur in diesem Jahr Thema, sondern verfolgt uns nun schon über einen längeren Zeitraum. Es ist schwierig, dafür den einen Lösungsansatz zu finden. Aber wir dürfen nicht aufhören, daran zu arbeiten.

Wie könnte der Lösungsansatz aussehen?

Es geht darum, das entscheidende Problem herauszufiltern. Wir müssen den Fokus nach einem starken Spiel wie gegen Bayern direkt auf die nächste Partie legen und dort auch wieder die gleiche Leistung und Intensität abliefern.

Die Münchner konnten die vergangenen fünf Spiele gegen Mönchengladbach nicht gewinnen. Warum haben die Bayern eigentlich keine Chance gegen Sie?

Eine Chance haben sie schon. Wir bekommen es aber gegen die Bayern oft gut hin. Generell kommt es uns entgegen, wenn der Gegner den spielerischen Ansatz wählt. Deswegen haben wir auch gegen Dortmund und Leipzig zu Hause gewonnen.

Siege gegen Bayern, Dortmund und Leipzig, Niederlagen gegen Hertha und Bochum – hat die Borussia ein Motivationsproblem?

Es ist menschlich, dass gegen die großen Namen eine Extra-Motivation dabei ist. Aber eigentlich sollte es motivationstechnisch keinen Unterschied geben. Und das ist einer der Punkte, der uns zu einer Spitzenmannschaft fehlt. Andere Teams können ihre Leistung Woche für Woche abliefern, wir bekommen das zu oft nicht umgesetzt.

Nach der starken Vorstellung gegen die Bayern wartet nun Mainz. Was müssen Sie tun, damit Sie nach dem Sieg nicht wieder eine Niederlage erleben?

Wir brauchen die Energie, die wir gegen die Bayern von Anfang an auf dem Platz hatten. Dazu müssen wir hart arbeiten, also viel laufen und sprinten. Erst dann können wir es durch unsere spielerischen Fähigkeiten schaffen, solche Spiele in unsere Richtung zu lenken.

Reicht es am Ende der Saison für einen Platz in Europa?

Wir wollen uns für den internationalen Wettbewerb qualifizieren. Die Qualität dafür haben wir, aber wir müssen es hinbekommen, das als Mannschaft auf den Platz zu kriegen. Das Problem ist: Platz sechs ist schon neun Punkte weg, das wird ganz schwierig, zumal die Teams oben konstant punkten. Um den Conference-League-Platz sieben kämpfen einige Mannschaften – in dem Kampf wollen wir so lange wie möglich dabeibleiben.

Die ersten sechs Teams scheinen enteilt, Mönchengladbach droht die dritte Saison ohne internationalen Wettbewerb in Folge. Haben Sie Angst, Ihr Verein könnte im Bundesliga-Mittelmaß versinken?

Es gibt Mannschaften, die uns in den letzten Jahren überholt haben. Das haben wir uns anders vorgestellt. Aber du bekommst immer das, was du verdienst. Union Berlin und der SC Freiburg stehen zu Recht da oben, weil sie unfassbar gute Arbeit leisten und wöchentlich ihre Leistung bringen. Das ist uns in den letzten Jahren nicht gelungen.

Viel geredet wurde vor dem Bayern-Spiel auch über Ihren Ex-Torwart Yann Sommer. Wie schwer wiegt der Verlust für Mönchengladbach?

Auf dem Platz und neben dem Platz ist der Weggang von Yann ein großer Verlust. Mit dem Fuß ist er einer der besten Torhüter der Welt. Aber auch auf der Linie hat er uns etliche Siege festgehalten. In der Kabine war Yann hoch angesehen, hinter Lars (Stindl, Anm. d. Red.) zweiter Kapitän.

Glauben Sie, dass sich Yann Sommer gegen Manuel Neuer durchsetzen kann, wenn er wieder fit ist?

Ich traue Yann vieles zu. Er hat sowohl in der Bundesliga als auch bei der Schweizer Nationalmannschaft bewiesen, was er kann. Allgemein muss man sagen: Yann Sommer gegen Manuel Neuer ist ein harter Zweikampf auf Weltklasse-Niveau.

Für Sie persönlich lief die Saison bisher gut, Sie standen in 18 Spielen in der Startelf. Wie bewerten Sie Ihre Saison bisher?

Ich bin recht zufrieden mit meiner Saison. Schaut man sich die Tore und Torvorlagen (jeweils 8, Anm. d. Red.) an, dann ist das ordentlich. Mein Ziel ist es, die Bilanz vom Vorjahr zu toppen (12 Tore, 5 Vorlagen, Anm. d. Red.). Dennoch hört die Entwicklung nie auf, ich will immer besser werden. Dieser Ehrgeiz hat mich dahin gebracht, wo ich jetzt bin.

Lassen Sie uns über Ihre DFB-Karriere sprechen. Die WM ist jetzt zwei Monate her, haben Sie das Aus komplett verdaut?

In meinem Leben habe ich bisher nie lange gebraucht, um eine sportliche Enttäuschung zu verkraften. Aber das hat eine Weile gedauert. Wir hatten den Traum, das ganz große Ziel zu erreichen. Das war der größte sportliche Misserfolg meiner Karriere.

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Ist das noch immer ein Thema für Sie?

Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem du es akzeptieren und nach vorne schauen musst. Bald steht schon das nächste große Turnier an, deswegen liegt die Konzentration auf der Zukunft.

Wie sind Sie persönlich mit der heftigen medialen Kritik umgegangen?

Heutzutage prasselt viel auf uns ein. Ich fresse das nicht in mich hinein und lese auch nicht alles. Ich finde es besser, mir da meine eigenen Gedanken zu machen und mit meinen liebsten Menschen darüber zu reden. So wollte ich das verarbeiten und wieder neue Kraft sammeln.

Wie haben Sie die Kritik an Bundestrainer Flick wahrgenommen?

Wenn du als Bundestrainer mit der deutschen Mannschaft zu einer WM fährst und dann früh ausscheidest, ist Kritik verständlich und die musst du aushalten. Aber so wie ich Hansi wahrgenommen habe, ist er damit gut umgegangen.

Nun muss sich der Blick aber nach vorne richten. Die Heim-EM steht 2024 an. Welche Rolle wollen Sie dort spielen?

Ich möchte fit bleiben, um es in den Kader schaffen zu können. Außerdem ist es wichtig, weiterhin im Verein eine gute Rolle zu spielen, um mich für die EM zu empfehlen. Mein klares Ziel ist es, dort dabei zu sein und viel Spielzeit zu bekommen. Eine Heim-EM ist etwas ganz Großes, was nur wenige Fußballer erleben. Für uns Spieler, aber auch für Deutschland, ist das ein ganz besonderes Event.

Und Sie möchten als Stammspieler zur EM fahren.

Das wäre das i-Tüpfelchen, da will ich eine wichtige Rolle spielen.

Ist es ein Vor- oder Nachteil, dass bis zur EM nur Testspiele ausgetragen werden?

Pflichtspiele haben einen anderen Charakter. Aber gerade vor dem Hintergrund des schwachen Abschneidens bei der WM wollen wir allen zeigen, dass wir es besser können. Von daher werden wir die Testspiele sehr, sehr ernst nehmen. Das brauchen wir auch, um ein gutes Gefühl zu bekommen.

Was muss sich beim DFB-Team ändern, damit die Heim-EM nicht im nächsten Debakel endet?

Zum einen müssen wir auf dem Platz eine Energie entwickeln, die die Leute mitreißt. Wir wollen das ganze Stadion hinter uns bringen. Zum anderen müssen wir in der Defensive stabiler stehen, gerade gegen vermeintlich schwächere Gegner sollten wir weniger Gegentore kassieren. In der Offensive sind wir immer in der Lage, Tore zu erzielen.

Verwendete Quellen
  • Telefoninterview mit Jonas Hofmann
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