Interview nach Comeback Bayern-Keeperin spricht über Tumor-Kampf: "Achterbahnfahrt"
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Aktuell arbeitet Bayern-Torhüterin Maria Luisa Grohs an ihrem Comeback nach einer Tumor-Erkrankung. Jetzt hat sie erstmals über den Kampf mit der Krankheit gesprochen.
Sie steht wieder auf dem Platz, wenn auch noch nicht für die erste Mannschaft: Zweimal konnte Maria Luisa (genannt Mala) Grohs für die zweite Mannschaft der Bayern-Frauen wieder das Tor hüten. Zweimal hielt sie ihren Kasten sauber.
Nach einer Tumor-Erkrankung arbeitet die eigentliche Stammtorhüterin der Münchnerinnen aktuell an ihrer Rückkehr auch in den Kader der ersten Mannschaft. Im vergangenen Jahr hatte ihr ein bösartiger Tumor in der Mandel operativ entfernt werden müssen. Nun spricht die 23-Jährige erstmals über ihre Leidenszeit.
Im Bayerischen Rundfunk war Grohs zusammen mit Bayern-Präsident Herbert Hainer in der Sendung "Blickpunkt Sport" zu Gast. "Es war wirklich diese Achterbahnfahrt", beschrieb Grohs mit noch deutlich sichtbarer Narbe am Hals ihren Kampf mit der Krankheit. Zunächst habe sie lange gar nicht gewusst, um welche Erkrankung es sich gehandelt habe, da sie sehr selten sei und deshalb bei den Untersuchungen nicht zuerst danach gesucht worden sei.
Nur eine Operation notwendig
"Es wurde lange danach gesucht, was jetzt der Ursprung ist, weil davon eben auch die Therapie abhängt", so Grohs. Als die Diagnose dann feststand, habe sie neu lernen müssen, wie die Therapie aussieht. "Es ist im ersten Moment dieses Bild im Kopf entstanden: Ich habe eine Krebsdiagnose, ich muss vielleicht in Therapie, in Chemotherapie, Bestrahlung. Das sind alles so Begriffe, die man schon mal gehört hat und kennt und auch etwas mit verbindet", berichtete Grohs von ihrer Erwartungshaltung.
Am Ende war jedoch nur eine Operation nötig, um die Krankheit zu besiegen. Den Moment, in dem die Ärzte ihr dies mitteilten, beschrieb Grohs jedoch nicht als ausschließlich positiv: "Diesen Tag habe ich mir immer sehr positiv vorgestellt und das war er natürlich auch. Aber in dem Moment ist dann natürlich auch sehr viel Druck abgefallen, sodass ich mich fast schlechter gefühlt habe in dem Moment", erklärte sie.
"Um diese Krankheit zu besiegen, ist das zu wenig"
"Ich habe mich sehr darauf vorbereitet, dass sehr unangenehme, schlimme Dinge auf mich warten und in dem Moment hieß es dann: Nein, das brauchst du nicht. Du bist fertig. Und ich dachte: Okay, das ist zu wenig. Um diese Krankheit zu besiegen, ist das zu wenig", beschrieb Grohs ihre Gefühle. Erst nach einiger Zeit habe sie Vertrauen zu diesem Vorgehen aufbauen können.
Starke Todesangst verspürte Grohs während ihrer Krankheit jedoch nicht: "Bewusst hatte ich nicht diesen Moment, wo ich dachte: Oh Gott, das kann mir wirklich das Leben nehmen." Das habe vor allem daran gelegen, dass die Ärzte sie gut aufgeklärt hätten. "Ich hatte da von Anfang an viel Vertrauen und wusste, dass wir alles unter Kontrolle haben", so Grohs.
Deshalb spielte Grohs auch nach der Diagnose noch für einige Zeit Fußball. Sie habe sich an den Behandlungsplan gehalten und sei immer einfach zum nächsten Termin gegangen, sagte sie über ihre Situation nach der Diagnose. "Dazwischen habe ich versucht, Dinge zu tun, die mir guttun. Dazu gehört vor allem auch Fußballspielen", so die Torhüterin. "Ich glaube, das war dann schon sehr wichtig und ein gutes Mittel gegen die Angst."
Ihre Teamkolleginnen blieben auch in der Zeit nach der Operation an ihrer Seite, besuchten sie im Krankenhaus oder munterten sie auf, wenn Grohs sie auf dem Vereinsgelände besuchte. "Sie haben die richtigen Worte gefunden, wenn ich sie gebraucht habe, oder eben auch die eine oder andere Umarmung oder was halt eben gefehlt hat", sagte Grohs.
Hainer: "Die Nachricht war schockierend"
Hilfe bekam sie auch vom FC Bayern. Unter anderem verlängerte der Klub ihren Vertrag vorzeitig. Für Klub-Präsident Hainer eine Selbstverständlichkeit: "Zunächst mal muss ich sagen, war die Nachricht schockierend und ehrlich gesagt, mir läuft jetzt noch Gänsehaut, wenn ich die Erzählungen höre", sagte er. "Ich glaube, es macht den FC Bayern München aus, Menschen zu helfen, wenn sie in Schwierigkeiten sind. Ganz egal, ob verschuldet oder unverschuldet", beschrieb er die Klub-Philosophie. Es sei "in unserer DNA bei Bayern München verstrickt", in solch einer Situation zu schauen, wie man helfen könne.
"Wenn so ein junger Mensch mit so einer Krankheit befallen wird, einer, der in unserem Kreis ist, der zu unserer Familie gehört, dann versuchen wir alles, um zu helfen und das war hier genauso", so Hainer. Gleichzeitig lobte er die Torhüterin dafür, mit der Krankheit so offen umgegangen zu sein, um so womöglich auch andere zu inspirieren. "Das war unheimlich toll und da war es auch für uns selbstverständlich, dass wir alles tun werden, um ihr zu helfen."
Nun steht Grohs also wieder auf dem Platz und formulierte zum Abschluss der Sendung nur einen Wunsch: "Ich wünsche mir, dass ich gesund bleibe."
- ardmediathek.de: "Mala Grohs und Herbert Hainer in Blickpunkt Sport"