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FC Bayern in der Krise: "Was sollen wir anders machen?"


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"Was sollen wir denn anders machen?"
Es treibt sie noch in den Wahnsinn


07.10.2024Lesedauer: 4 Min.
Thomas Müller: Der Offensivmann des FC Bayern war mit der Leistung zufrieden, mit dem Ergebnis aber nicht.Vergrößern des Bildes
Thomas Müller: Der Offensivmann des FC Bayern war mit der Leistung zufrieden, mit dem Ergebnis aber nicht. (Quelle: IMAGO/Marco Steinbrenner/DeFodi Images)

Der FC Bayern spielt Eintracht Frankfurt streckenweise an die Wand, steht dennoch am Ende nur mit einem Punkt da. Der Frust ist aber nur von kurzer Dauer.

Hätte Thomas Müller am Sonntag das Trikot von Eintracht Frankfurt getragen, hätte er frühzeitig aufgegeben. So chancenlos sah der Weltmeister die Eintracht am Sonntag. "Als Frankfurter hätte ich nach 20 Minuten die weiße Flagge gehisst", erklärte Müller bei DAZN. Rund 80 Prozent Ballbesitz hatte der Rekordmeister in der Anfangsphase, schnürte Frankfurt am eigenen Strafraum ein, spielte sich eine Chance nach der anderen heraus – und kam in der 15. Minute zur Führung durch Min-jae Kim.

Genau solch eine Anfangsphase hat Vincent Kompany im Sinn. Denn der neue Trainer will sein Team dominant, aggressiv und hungrig sehen. Und so werden dem Belgier auch die 75 Minuten nach dem 1:0 durch Kim gefallen haben, wenn da nur nicht das Ergebnis wäre. Denn das lautete am Ende 3:3.

Auch wenn Kompany selbst ruhig blieb und von einer "tollen Leistung" seiner Mannschaft sprach, die "einfach so weitermachen" müsse, war es Sportvorstand Max Eberl, der seinen Emotionen freien Lauf ließ. Denn der 51-Jährige konnte kaum glauben, dass der FC Bayern mit nur einem Punkt im Gepäck Frankfurt verlässt. "Wann ist Bayern München in Frankfurt sechs Kilometer mehr gelaufen? Wann hat Bayern in Frankfurt, übrigens haben wir letztes Jahr hier 5:1 verloren, so dominant gespielt? Noch nie! Das ist der Zweite der Bundesliga gewesen und wir erdrücken sie. Das Einzige, was uns richtig ankotzt, ist das Ergebnis", schimpfte Eberl in der Mixed Zone.

"In dieser Krise befinde ich mich gerne"

Zum dritten Mal binnen einer Woche ist der FC Bayern das bestimmende Team, spielt sich mehr Chancen heraus als der Gegner – und steht am Ende ohne Sieg da. Eine Realität, die angesichts der Leistungen für die Münchner nur schwer zu ertragen ist. Unruhig wird aber niemand, zumindest öffentlich. Thomas Müller war sich sicher: "Wenn wir dieses Spiel 15-mal genauso spielen würden, dann würden wir es 13-mal gewinnen." Er sprach von einem Genuss und einem guten Gefühl, das er auf dem Platz habe. "Was sollen wir denn anders machen?", fragte er zudem. "Wir haben jetzt dreimal nicht gewonnen, aber in dieser Krise befinde ich mich sehr gerne."

Die Wahrheit ist aber auch: Der FC Bayern hat sich mehrfach folgenschwer auskontern lassen. Allein dreimal in Frankfurt, dazu einmal in Birmingham bei Aston Villa. Das hohe Risiko, das die Münchner eingehen, kann auch seine Schattenseiten haben. Denn die Abwehrreihe steht sehr hoch. Bekommt ein Team das Pressing oder das Gegenpressing der Bayern überspielt, entweder durch einen langen Ball oder schnelles Kurzpassspiel, entsteht fast immer eine gute Konterchance.

Spieler vom Kaliber eines Omar Marmoush oder Hugo Ekitiké können das ausnutzen, wie sie am Sonntag unter Beweis stellten. Die Bayern sind und bleiben verwundbar, wenn auch weniger als im vergangenen Jahr unter Thomas Tuchel.

Erinnerungen an Pep Guardiola

DAZN-Experte Michael Ballack sah eine Eintracht, die "mit wenig Aufwand viel erreicht". Der "Capitano" war sich sicher: "Der FC Bayern muss sich ja selbst hinterfragen auf hohem Niveau. Wie weit forcieren wir diesen Ballbesitz und riskieren, hinten anfällig zu bleiben? Das hat Eintracht Frankfurt in der ersten Halbzeit eindrucksvoll ausgenutzt."

Mehrfach hatten Bayerns Innenverteidiger Dayot Upamecano und Min-jae Kim Eins-gegen-eins-Situationen gegen das formstarke Frankfurter Sturmduo. Vor allem Marmoush konnte mit seinem Tempo trotz eigenen Ballbesitzes selbst einen Upamecano abschütteln. In Birmingham war es der eingewechselte Jhon Durán, der sich beim Steilpass seines Teamkollegen von Upamecano lösen konnte.

Es erinnert an Zeiten unter Pep Guardiola, in denen den Gegnern der Bayern nichts anderes übrig blieb, als das eigene Tor mit allen verfügbaren Mitteln zu verbarrikadieren und auf Konter zu setzen. Selbst Bayer Leverkusen, das im vergangenen Jahr mit Offensivfußball zu begeistern wusste, setzte vor einer Woche in München auf diese Taktik.

 
 
 
 
 
 
 

Zwar blieb Leverkusen ohne Torerfolg nach einem Konter, gefährliche Gegenstöße gelangen aber auch dem Deutschen Meister. Ganz zu verhindern ist das nicht. "Es gibt keine perfekte Fußballmannschaft", fasste es auch Thomas Müller zusammen. Aber besser machen als in der ersten Hälfte in Frankfurt können es die Bayern dennoch. Wie, das erklärte Michael Ballack anhand des zweiten Durchgangs: "Da war es tendenziell besser, weil sie (die Bayern, Anm. d. Red.) temporär mit dem zweiten Sechser den Innenverteidiger, der am tiefsten stand, abgesichert haben." Das habe nur beim 3:3 nicht geklappt, weil Joshua Kimmich seine Position unnötig weit verlassen habe.

Es sind noch einige Details, an denen der FC Bayern arbeiten muss, um am Ende um alle drei Titel mitspielen zu können. Aber auch nach drei sieglosen Spielen können Mannschaft, Trainer und Funktionäre zufrieden sein mit dem, was der Rekordmeister bisher in dieser Saison zeigt. Und so ist auch die "Krise", von der Thomas Müller mit einem leichten Schmunzeln sprach, nur eine Momentaufnahme als ein Grund für eine Kurswende.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
  • TV-Übertragung bei DAZN
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