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FC Bayern | Nach Freund-Coup: Das ist die neue Transfer-Hierarchie


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Nach dem Freund-Coup
Wer bei den Bayern jetzt die Macht hat


Aktualisiert am 19.07.2023Lesedauer: 5 Min.
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Bayern-Trainer Thomas Tuchel und Ehrenpräsident Uli Hoeneß: Sie werden auch in Zukunft ein gewichtiges Wort mitzureden haben. (Quelle: David Inderlied/dpa)
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Mit Christoph Freund hat der FC Bayern einen neuen Sportdirektor gefunden. t-online erklärt, welche Folgen das hat und wo sein Platz in der Hierarchie liegt.

Aus dem Trainingslager des FC Bayern am Tegernsee berichtet Julian Buhl

Im Trainingslager am Tegernsee will der FC Bayern momentan die Grundlagen für eine erfolgreiche Zukunft legen. Am Dienstag wurden dafür weitere Weichen gestellt. Mit Min-jae Kim stieß am Abend der nächste Neuzugang zur Mannschaft. Den 27:0-Sieg im Testspiel gegen den ortsansässigen Kreisligisten FC Rottach-Egern seiner neuen Mannschaft verfolgte er aber noch als aktiver Zuschauer – im Fitnesszelt auf dem Fahrradergometer.

Darauf strampelnd begrüßte er seine neuen Teamkollegen um Joshua Kimmich, Serge Gnabry und Co., die nacheinander zu ihm kamen. Trainer Thomas Tuchel und Ehrenpräsident Uli Hoeneß wechselten in der Halbzeitpause ein paar Begrüßungsworte mit dem auch dabei immer noch radelnden Abwehrspieler, der dank einer Ausstiegsklausel für knapp 50 Millionen Euro vom SSC Neapel verpflichtet wurde.

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Bayerns neuer Sportchef konnte Kim dagegen noch nicht in Empfang nehmen. Der Nachfolger des entlassenen Sportvorstands Hasan Salihamidžić steht mit Christoph Freund seit Dienstagmittag nun aber immerhin ebenfalls bereits fest. Der 46-Jährige arbeitete zuletzt erfolgreich als Sportdirektor bei Red Bull Salzburg und wird in gleicher Funktion im September, also nach dem Schließen des Sommertransferfensters, zum FC Bayern wechseln.

Freund sucht Platz im Machtgefüge des FC Bayern

Es wird spannend zu beobachten sein, wie er sich in das Machtgefüge der Münchner einfügen und wo genau er darin seinen Platz finden wird. Viel könne er zu dieser Personalie nicht sagen, "weil es nicht meine Entscheidung war", ließ Tuchel nach dem ersten Testspiel wissen. "Es geht am 1.9. los ,und dann werden wir gut zusammenarbeiten", sagte der Chefcoach, der zuletzt als Mitglied der Transfer-Taskforce verstärkt auch als Teammanager gefragt war.

Viel verändern werde sich für ihn dennoch nicht. "Wir haben jetzt auch mit Marco (Neppe, Technischer Direktor des FC Bayern; Anm. d. Red.) zusammengearbeitet, als wäre er ein Sportdirektor. Auch mit Brazzo (Salihamidžićs Spitzname; Anm. d. Red.) war es davor für mich so eine Zusammenarbeit."

Dem Verein sei "es sehr wichtig und als Trainer hast du es zu akzeptieren", sagte Tuchel über die Nachbesetzung des vakanten Postens. "Wir freuen uns drauf und sind offen dafür. Aber ich hatte keinen Kontakt zu ihm, habe nie mit ihm gesprochen und war auch nicht in die Entscheidung eingebunden, was auch absolut nicht nötig ist."

"Dann steht auch was auf deiner Visitenkarte"

Freunds Expertise sowie seine erfolgreiche Vita sind Tuchel aber natürlich trotzdem bekannt. "Wenn du vom FC Bayern verpflichtet wirst, steht auch was auf deiner Visitenkarte", sagte er und lachte.

Freund fing bei Salzburg 2006 zunächst als Teammanager an, stieg 2012 zum Sportkoordinator und 2015 schließlich zum Nachfolger von Ralf Rangnick als Sportdirektor auf. Der 46-Jährige gilt unter anderem als Entdecker von Erling Haaland, den Bayern-Profis Sadio Mané, Dayot Upamecano und Konrad Laimer sowie Naby Keïta, Karim Adeyemi oder Dominik Szoboszlai.

Zukünftig soll Freund solche Rohdiamanten für den FC Bayern finden. Mit seiner Verpflichtung ist eine teilweise Abkehr von der bisherigen Transferpolitik verbunden. "Zu unseren erklärten strategischen Zielen gehört es, die Ausbildung am Campus zu stärken", sagte Präsident Herbert Hainer der "Süddeutschen Zeitung", "wir wollen mit Expertise im Nachwuchs- und Scouting-Bereich dem Transfermarktwahnsinn ein Stück weit entfliehen."

Freund als Fluchthelfer für den FC Bayern

Freund soll dabei zum Fluchthelfer werden. Speziell dabei sind die mit ihm verbundenen Hoffnungen und Erwartungen riesig. Die Vorzeichen stehen jedenfalls schon mal gut. Nachwuchscampus-Leiter Jochen Sauer und Freund kennen sich bereits gut aus der gemeinsamen Zeit in Salzburg. Sauer, der von 2012 bis zu seinem Wechsel nach München 2017 unter anderem als Geschäftsführer für Red Bull arbeitete, hat seinen Vertrag bei Bayern erst kürzlich verlängert.

Freund soll sich zukünftig aber natürlich auch abseits des Campus um die Kaderplanung beim Rekordmeister kümmern. Die aktuelle Transferphase, in der unter anderem noch Harry Kane und Kyle Walker verpflichtet werden sollen, wird aber noch das eigens dafür gegründete Komitee um Tuchel sowie die beiden langjährigen Vereinsbosse Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge abschließen.

Freund könnte sich für Vorstandsposten empfehlen

Die beiden Klubgranden werden Freund wohl zumindest in seiner Einarbeitungsphase noch übergangsweise begleiten, wollen sich anschließend aber eigentlich wieder aus dem Tagesgeschäft zurückziehen. "Ich habe mich selten so wohlgefühlt beim FC Bayern. Diese Atmosphäre ist sehr konstruktiv", schwärmte Hoeneß im Trainingslager an seinem geliebten Tegernsee. Und das schon, bevor der Deal mit Freund offiziell gemacht wurde.

"Die Atmosphäre, die im ganzen Klub da ist, tut dem Verein gut. Wenn sich das auf die Mannschaft überträgt, dann können wir mit großer Zuversicht in die Zukunft schauen", sagte der Klubpatron.

Als Sportdirektor wird Freund der Vorstandsebene und deren Vorsitzendem Jan-Christian Dreesen unterstellt sein. Langfristig könnte er sich aber – ähnlich wie damals Salihamidžić – durchaus für eine Beförderung zum Sportvorstand empfehlen.

Diese Perspektive steht dem aktuellen Kaderplaner Marco Neppe zwar nicht in Aussicht, die Bayern planen nach t-online-Informationen aber trotzdem weiterhin mit ihm. "Wir waren wie Zwillinge", sagte Salihamidžić bei seinem Abschied über den 37-Jährigen. Zukünftig soll der nun Freund zuarbeiten.

Das bestätigte Dreesen bereits indirekt im Klubstatement zu Freunds Verpflichtung: "Wir sind davon überzeugt, dass er der Richtige ist, um gemeinsam mit dem Trainerteam um Thomas Tuchel und dem Technischen Direktor Marco Neppe die Mannschaft künftig weiter zu stärken."

Tuchels Einfluss bleibt weiterhin groß

Damit machte Dreesen ebenfalls deutlich, dass vor allem Tuchels Wort auch in Zukunft großes Gewicht und Einfluss bei Bayern in Sachen Kadermanagement haben wird. Der Trainer beeindruckt die Bayern-Bosse schließlich in seiner derzeitigen Doppelfunktion als Teammanager. Unter anderem überzeugte Tuchel Wunschstürmer Harry Kane im persönlichen Austausch und bei einem persönlichen Treffen in London von der gemeinsamen Zukunftsvision mit dem FC Bayern.

Droht den Bayern da etwa direkt Konfliktpotenzial in der Abgrenzung der Kompetenzen? Das sehen zumindest die Münchner Macher nicht unbedingt. Denn Freund wird an der Säbener Straße nicht nur als Spielerentwickler gesehen. Sondern vor allem auch als Teamplayer, der einen guten Spirit erzeugen kann, sich selbst nicht zu wichtig nimmt und stets die Sache sowie die Ziele des Vereins über alles andere stellt.

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Loyalität und Verlässlichkeit hat er 17 Jahre lang mit seiner Arbeit in Salzburg unter Beweis gestellt. Eine ähnlich große Identifikation sowie eine möglichst langfristige Zusammenarbeit erhoffen sich die Verantwortlichen nun auch in München. Freunds unbedingter Wille zur Leistungsbereitschaft kommt beim Rekordmeister ebenfalls gut an. Einer seiner Leitgedanken lautet: Mentalität schlägt Talent.

"Mir ist es wichtig, dass ein Verein eine Identität hat, und dafür steht der FC Bayern ohne Frage", sagte Freund und kündigte an, "voller Energie und Leidenschaft alles dafür zu geben, dass dieser Verein auch in Zukunft sportlich so erfolgreich bleibt, weiter in der internationalen Spitze mitspielt und seine Fans mit attraktivem Fußball begeistert." Am besten mit dem nächsten Erling Haaland. Nichts weniger wird von ihm beim Rekordmeister erwartet.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Thomas Tuchel in der Mixed Zone in Rottach-Egern am 18. Juli
  • Statement des FC Bayern zur Verpflichtung von Freund
  • sueddeutsche.de: "Jobbeschreibung: Hellseher"
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