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Alarmstimmung beim FC Bayern: Julian Nagelsmann unter Druck


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Kahn äußert sich zum Trainer
Alarmstimmung beim FC Bayern

Von Julian Buhl, Augsburg

Aktualisiert am 18.09.2022Lesedauer: 4 Min.
Julian Nagelsmann: Nach dem vierten sieglosen Bundesligaspiel ist der Bayern-Coach unter Druck geraten.Vergrößern des Bildes
Julian Nagelsmann: Nach dem vierten sieglosen Bundesligaspiel ist der Bayern-Coach unter Druck geraten. (Quelle: IMAGO)
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Der FC Bayern ist in der Liga aktuell so schlecht wie seit 20 Jahren nicht mehr. Trainer Nagelsmann gerät zunehmend unter Druck. Es gibt Kritik.

Eigentlich wollten die Spieler und Verantwortlichen des FC Bayern beim Besuch des Oktoberfestes am heutigen Sonntagnachmittag auf eine erfolgreiche Woche anstoßen. Nach der 0:1-Niederlage beim FC Augsburg, der ersten Saisonniederlage und dem gleichzeitig vierten sieglosen Ligaspiel in Folge, können sie nun im besten Fall ihren Frust ein wenig runterspülen.

Denn den Münchnern, die am Dienstag noch in der Champions League ein 2:0 gegen den FC Barcelona feierten, wurde damit richtig die Laune verdorben. Und so herrscht schon vor dem Wiesnbesuch Kater- und sogar Alarmstimmung bei den Bayern.

"Wenn die Mannschaft hingeht, dann muss ich mit", erklärte Julian Nagelsmann sein Dilemma. Sinn mache der erste Oktoberfestbesuch des FC Bayern seit 2019 seiner Meinung nach nicht, "das werde ich auch dem Klub mitteilen."

Frust statt Lust auf die Wiesn

Eine Absage des obligatorischen Termins stand nie zur Debatte. Auch der Bayern-Coach weiß um die vertraglichen Verpflichtungen des Klubs gegenüber seinem Brauereisponsor, stellte aber trotzdem unmissverständlich klar: "Grundsätzlich habe ich keine Lust."

Das dürfte auch beim Rest der Bayern nicht viel anders sein. "Wir haben drei Punkte aus vier Bundesligaspielen geholt. Da weiß ich nicht, ob mir die Maß morgen schmecken wird", sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic.

Vier Ligaspiele in Serie ohne Sieg waren die Bayern zuletzt vor über 20 Jahren geblieben. "Der Trend ist katastrophal", musste Thomas Müller feststellen.

Mané wirkt wie ein Fremdkörper

Zu denken gibt den Münchnern vor allem auch, dass ihnen die Leichtigkeit der ersten Saisonspiele, in denen sie noch wie entfesselt aufgetreten waren und mit bisweilen berauschendem Offensivfußball überzeugten, mittlerweile komplett abhandengekommen ist.

Der so furios in die Saison gestartete Sadio Mané wirkt aktuell wie ein Fremdkörper in der Mannschaft und blieb in Augsburg bereits zum fünften Mal in Folge ohne Torbeteiligung. Serge Gnabry hat seine starke Frühform offenbar verloren und saß zuletzt nur noch auf der Bank.

Und auch der in der Königsklasse bislang brillante Leroy Sané ließ beim FCA nicht zum ersten Mal in der Liga ein paar entscheidende Prozentpunkte in Sachen Konzentration im Abschluss vermissen.

Das Tor sei "zugenagelt" gewesen, klagte Müller, der etwas verklärend auch ein 10:2 für Bayern für ein mögliches Ergebnis hielt, räumte aber ein: "Man kann uns den Vorwurf machen, dass wir vorne zu schlampig waren." Haben die Gegner die anfangs für ihre Unberechenbarkeit und Flexibilität gefeierte neue Bayern-Offensive etwa bereits entschlüsselt?

"Entschlüsselt, weiß ich nicht, aber pariert schon einige Male", sagte Salihamidzic auf t-online-Nachfrage: "Wir müssen das Zielwasser trinken und dann diszipliniert, fokussiert und gierig, Tore zu machen, in die Spiele gehen. Weil so können wir die Spiele in der Bundesliga nicht gewinnen."

Was den 45-Jährigen besonders beunruhigt: "Wir haben brutale Probleme gegen Mannschaften, die gegen uns körperlich spielen und uns auf die Socken hauen." So wie es Augsburg eben erfolgreich machte.

"Jetzt gibt es keine Ausreden mehr"

Die Stimmung sei deshalb nun "natürlich am Boden", wie Salihamidzic zugab: "Jetzt gibt es keine Ausreden mehr, jetzt müssen Siege her." Was das jetzt für Nagelsmann bedeutet? "Es bedeutet für ihn das Gleiche wie für uns alle, dass wir jetzt das nächste Spiel gewinnen müssen. Wir alle sind jetzt gefragt, nicht nur Julian Nagelsmann."

Die Trainerfrage wollte Salihamidzic freilich nicht stellen. Noch nicht. Der Name Thomas Tuchel, der nach seiner Entlassung beim FC Chelsea wieder auf dem Markt ist, wabert allerdings trotzdem bereits unweigerlich ins Umfeld an der Säbener Straße.

Vorstandschef Oliver Kahn stellte jedoch am Sonntag klar: "Wir beschäftigen uns jetzt nicht mit irgendwelchen anderen Trainern. Wir sind von Julian total überzeugt." Gleichzeitig sagte er: "Natürlich sind wir alle unzufrieden, übel gelaunt."

Nagelsmann mit ratlosem Auftritt

Nagelsmann ist all das natürlich bewusst. Mit seinem patzigen und ungewohnt einsilbigen Auftritt bei der Pressekonferenz gab er ein wenig Einblick in seine angespannte Gefühlslage.

Der aktuelle Negativtrend bedeute "nix Gutes", sagte er sichtlich genervt: "Was soll ich dazu sagen?" Und kündigte an: "Ich mache mir Gedanken und dann schauen wir, wie es weitergeht." Und worüber genau? "Über alles denke ich nach. Über mich, die Situation, über alles."

Dafür hat er gezwungenermaßen nun genug Zeit. Nicht nur Leon Goretzka fürchtet dabei allerdings "jetzt erst einmal eine ungemütliche Länderspielpause". In der werden die Nationalspieler für Nagelsmann nun erst mal nicht mehr greifbar sein.

Kritik aus der Mannschaft

Erste Gespräche führte er deshalb noch auf dem Platz in Augsburg und tauschte sich dort direkt mit Kapitän Manuel Neuer aus. Weitere Antworten auf die aktuelle Krise forderte er von seinen Stars am Sonntagvormittag rund um das Auslaufen, wie "Sport1"berichtete.

Aus dem Umfeld der Mannschaft sei Kritik an seinem Kader-Management aufgekommen sowie vermeintlich fehlende Empathie bemängelt worden. Mehrere Spieler sollen sich zuletzt daran gestört haben, dass sich Nagelsmann bei seinen Analysen selten selbst hinterfrage.

Von Selbstkritik war auch in Augsburg nichts zu hören. Stattdessen beklagte sich der Coach bei seinem Team: "Es fließen viele Chancen einfach so aus dem Stadion. Wir spielen es sehr laissez faire im letzten Drittel. Wir hatten bestimmt zwanzig Situationen in Überzahl und spielen den Ball schlampig."

Die Situation sei "alarmierend", sagte t-online-Kolumnist Stefan Effenberg und sieht den Chefcoach nun gefordert: "Julian Nagelsmann muss jetzt zeigen, ob er das Zeug zum Bayern-Trainer hat."

Mit dem Heimspiel gegen Bayer Leverkusen starten die Bayern nach der Länderspielpause am 30. September wieder in die Liga, bevor es dann eine Woche später zu Borussia Dortmund geht. Es werden zwei Endspiele für Nagelsmann.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
  • Gespräche in der Mixed Zone mit Thomas Müller, Hasan Salihamidzic und Leon Goretzka
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