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Schalke 04: Das sind die größten Baustellen nach dem Bundesliga-Aufstieg


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Schalke wieder Bundesligist
Die Baustellen des Meisters


Aktualisiert am 16.05.2022Lesedauer: 6 Min.
Rouven Schröder: Nach dem gelungenen Aufstieg im Heimspiel gegen St. Pauli fiel beim Schalker Sportdirektor die Anspannung der vergangenen Monate ab.Vergrößern des Bildes
Rouven Schröder: Nach dem gelungenen Aufstieg im Heimspiel gegen St. Pauli fiel beim Schalker Sportdirektor die Anspannung der vergangenen Monate ab. (Quelle: Moritz Müller/imago-images-bilder)
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Schalke 04 ist zurück in der Bundesliga. Um sich dort wieder zu etablieren, muss der Ruhrpottklub im Sommer wichtige Entscheidungen treffen. Auch die Anhänger haben klare Vorstellungen.

Es wurde eine lange blau-weiße Nacht in Franken. Auch Stunden nach dem Abpfiff zum 2:1-Auswärtssieg gegen den 1. FC Nürnberg im Max-Morlock-Stadion feierten Hunderte Schalker Anhänger in der Innenstadt die Zweitligameisterschaft und die Rückkehr in die Bundesliga. Der Mythos vom Schalker Markt, so das Zeichen, das die Fans mit ihrem stimmgewaltigen Einsatz setzen, er war wiederauferstanden.

Dass Schalke der Durchmarsch zurück in die Beletage des deutschen Fußballs gelang und sich Fans und Klub auf dem Weg dorthin wieder aussöhnten, ist zu großen Teilen der Verdienst Rouven Schröders. Als der 46-Jährige im vergangenen Sommer die neu geschaffene Stelle des Sportdirektors antrat, war Schalke ein einziger Trümmerhaufen. Abstieg mit nur 16 Punkten aus 34 Partien, Sorgen um die Lizenzerteilung, zahlreiche hochdotierte Altverträge.

Schalke muss verkaufen, um Aufstiegshelden zu halten

Schröder wusste um den Berg an Arbeit, der ihn auf Schalke erwartete – und er warf sich mit Feuereifer hinein. Über 50 Transfers wickelte der gebürtige Sauerländer ab, schickte auch hoch veranlagte (und fürstlich bezahlte) Eigengewächse weg, um dem Verein einen frischen Start in der Zweitklassigkeit zu ermöglichen. Ein sensibler Eingriff am offenen Schalker Vereinsherz – doch einer, der sich lohnte. Das findet auch S04-Fan Hardy.

"Neue Besen kehren bekanntermaßen gut, war da Schröders Devise. Man schaue sich doch nur mal die Spieler an, die wir losgeworden sind. Ein Can Bozdogan beispielsweise: Der Junge ist 21 und wurde schon mit einem fetten Vertrag ausgestattet. Der ist doch schon satt, bevor seine Karriere überhaupt angefangen hat. Das wäre kein Spieler für die 2. Liga gewesen“, erklärt der 50-Jährige.

Die Problematik mit Spielern wie Bozdogan oder auch Ozan Kabak und Amine Harit ist: Noch stehen sie auf Schalke unter Vertrag. Schröders Arbeit ist also noch längst nicht getan. Möchte er den kolportierten Bundesliga-Etat von gerade einmal 28 Millionen Euro einhalten, müssen die Knappen im Sommer Abnehmer für die Großverdiener finden. Ohne Erlöse, wie etwa durch den Verkauf des einst für 15 Millionen Euro verpflichteten Kabak, wird Königsblau geliehene Aufstiegshelden wie Ko Itakura (Kaufoption in Höhe von ca. 5,5 Millionen Euro) und Darko Churlinov (steht vor einer Rückkehr zum VfB Stuttgart) nicht halten können.

Die T-Frage auf Schalke

Als größte Baustelle identifizieren viele Schalker jedoch eine andere Gelegenheit: Die Verpflichtung einer neuen, Bundesliga-tauglichen Nummer eins. "Martin Fraisl hat nicht das Profil eines Erstligatorwarts. Ja, er hat uns in einigen Partien den Arsch gerettet, aber alles in allem war das doch alles zu durchwachsen von ihm", sagt Hardy.

Tatsächlich ist Fraisl nicht unumstritten, sein Auftreten wankelmütig und risikobehaftet. Insbesondere sein Stellungsspiel sowie sein Verhalten beim Verlassen des Fünfmeterraums wird von vielen Torwartexperten kritisiert. Sein Vertrag läuft Ende Juni aus, momentan gibt es wohl keine Gespräche über eine Vertragsverlängerung. Wohl auch, weil Schröder Fraisl einst nur als ablösefreie Konkurrenz für den im Laufe der Saison von Ex-Trainer Dimitrios Grammozis geschassten Stammkeeper Ralf Fährmann holte.

Der 29-jährige Österreicher, der vor seiner Zeit auf Schalke in den Niederlanden mit ADO Den Haag abstieg und davor beim Zweitliga-Kellerkind Sandhausen den Kasten sauber hielt, soll sich prinzipiell einen Verbleib auf Schalke vorstellen können, aber auch Angebote von Topklubs aus Schottland und Griechenland vorliegen haben. Gut möglich also, dass er einer möglichen Versetzung auf die königsblaue Ersatzbank durch einen Abschied im Guten entgeht.

Wäre dennoch die Frage zu klären, wer Schalkes Kasten fortan hüten wird. Dass Klubikone Fährmann wieder zum Stammspieler avanciert, gilt als ausgeschlossen. Zwar erhielt der 33-Jährige in Nürnberg den Vorzug vor Fraisl und brillierte gleich durch eine ganze Reihe herausragender Reflexe, doch seine eklatanten Defizite in Luftzweikämpfen und in der Spieleröffnung konterkarieren jegliche Idee eines progressiven Torwartspiels.

Wer könnte also Schalkes Nummer eins sein? "Ich weiß ganz genau, wen ich nächstes Jahr im königsblauen Kasten sehen will", sagt Schalke-Fan Frank, "Stefan Ortega!"

Fans begeistert von Schröder: "Ihm gelingt Unmögliches"

Der Bielefelder hat sich in den vergangenen Tagen zur heißesten Aktie auf dem Schalker Torwart-Parkett entwickelt. Der 29-Jährige bringt alles mit, was das Schalker Stellenprofil ausschreibt: Bundesliga-erfahren, routiniert, gut am Ball, bekannt für schnelle Spieleröffnungen, ein Lautsprecher auf und neben dem Platz, ablösefrei. Das einzige Problem: die namhafte, finanzstarke Konkurrenz. Dem FC Bayern, FC Augsburg, Bayer Leverkusen sowie dem niederländischen Pokalsieger PSV Eindhoven wurde wiederholt Interesse an Ortega nachgesagt. Sportdirektor Schröder müsste Ortega schon bei den Emotionen packen, um die Mitstreiter ausstechen zu können.

Zudem dürfte ein potenzieller neuer Schlüsselspieler wie Ortega zunächst wissen wollen, von wem er kommende Saison trainiert wird, ehe er auf Schalke unterschreibt. Aufstiegscoach Mike Büskens, und das machte er auch auf der Pressekonferenz nach der Partie in Nürnberg noch einmal deutlich, wird zur kommenden Saison wieder zurück ins zweite Glied rücken und dem neuen Coach als Assistent dienen. Eine offizielle Ansage von Klubseite, ob der künftige Übungsleiter bereits gefunden ist und auf welchen Namen er hört, gibt es bislang nicht. Das muss jedoch nicht bedeuten, dass die Position noch nicht besetzt ist, sagt S04-Fan Frank. Denn: "Rouven Schröder gelingt etwas eigentlich Unmögliches auf Schalke: Er schafft es, im Verdeckten zu arbeiten." Die zwei bereits für die neue Saison getätigten Transfers der beiden Innenverteidiger-Talente Leo Greiml und Ibrahima Cissé etwa gingen komplett geräuschlos über die Bühne.

Bleibt also noch Raum für Spekulationen und Diskussionen, wer Büskens' Nachfolger an der Schalker Seitenlinie wird. Die von verschiedenen Medien ins Gespräch gebrachten Daniel Farke (BVB-Vergangenheit) und Sandro Schwarz (hielt trotz der russischen Aggressionen in der Ukraine an seinem Job in Moskau fest) dürften aufgrund von Schalkes unter Schröder neu entwickeltem Fingerspitzengefühl eher keine ernsthaften Kandidaten sein. Die verfügbaren Bruno Labbadia und Florian Kohfeldt dürften sich durch ihr opportunistisches Fußballverständnis für eine Anstellung beim nach einer mittelfristigen Spielphilosophie strebenden Schalke disqualifiziert haben.

Schalker wünschen sich "einen wie Büskens"

Wen wünschen sich bei dieser Ausgangslage dann die Fans als Trainer? "Adi Hütter", schießt es aus Matteo heraus. Der 22-Jährige ordnet jedoch auch direkt ein: "Wir sind österreichische Landsmänner, daher würde mich seine Verpflichtung sehr freuen."

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Der 52-Jährige ist nach seinem überraschenden Rücktritt bei Borussia Mönchengladbach wieder auf dem Markt; zudem ist er ein Trainer, der bei den Young Boys Bern und Eintracht Frankfurt weitsichtig und mit klaren Ideen im Großen und Kleinen Fortschritte vorangetrieben hat. Jedoch dürfte er trotz der katastrophal verlaufenden Saison bei den Fohlen das Anheuern bei den klammen Schalkern als Rückschritt empfinden. Dafür ist sein 7,5 Millionen-Euro-Transfer aus der Mainmetropole an den Niederrhein noch zu präsent.

Und auch eine weitere Sache spricht gegen eine mögliche glückliche Ehe zwischen Schalke und Hütter: Zwar wurde wiederholt berichtet, dass Hütter Team-intern durchaus laut und deutlich werden kann, nach außen besitzt er jedoch eine durchaus weltmännische, aber auch zutiefst spröde Aura, die so gar nicht mit dem Malocher-Habitus eines Mike Büskens zusammengehen will. Das sieht auch S04-Anhänger Hardy so.

"Schalke braucht keinen Technokraten wie Adi Hütter als Trainer, sondern einen Charismatiker wie Mike Büskens." Der 50-Jährige aus Hamburg sagt jedoch auch: "Aber so einen Typen sehe ich nirgends.“ Auch deshalb setzt er seine Hoffnungen – einmal mehr – in Rouven Schröder. "Vielleicht zaubert er ja eine frische, junge Lösung aus dem Hut. Bartosch Gaul, der bereits als Jugendtrainer Erfahrung auf Schalke gesammelt hat, wäre so eine Personalie, die ich spannend fände."

Der 34-Jährige wurde bereits nach der Demission Grammozis' von S04- und Taktikbloggern ins Gespräch gebracht. Seit 2018 betreut er die zweite Mannschaft von Mainz 05, war zuvor von 2008 bis 2015 in verschiedenen Positionen im Schalker Unterbau aktiv, lernte als Assistent unter anderem von U19-Trainerlegende Norbert Elgert. Auch Schröder kennt er bereits gut. Schalkes heutiger Sportdirektor protegierte ihn in Mainz, vertraute ihm das Reserveteam der Rheinhessen an.

Klassenerhalt – oder etwa das neue Lautern?

Eine in der Tat spannende Personalie, die in den vergangenen Wochen auch in verschiedenen Medienberichten besprochen wurde. Aktuell gilt es jedoch als so gut wie ausgeschlossen, dass Gaul bald vom Viertliga- zum Bundesliga-Trainer wird. Stimmen aus dem Schalker Klubumfeld behaupten, der nicht geglückte Drittliga-Aufstieg mit Mainz II hätten Schröder zur Erkenntnis kommen lassen, dass Schalkes Erstligamannschaft zu früh käme für Gaul. Der 34-Jährige äußerte sich selbst nicht zu alledem. So bleibt es bei seiner Aussage aus dem zurückliegenden November, als er im Interview mit "Transfermarkt" sagte, er traue sich ein Profiteam "schon zu".

Schalke-Fan Frank lässt sich wie so viele überraschen – und übt sich in der von Schröder und Co. in den vergangenen Monaten vorgelebten Demut, wenn er sagt: "Für die kommende Saison habe ich nur einen Wunsch: den Klassenerhalt! Noch einen Abstieg packe ich nicht." Nach einer kurzen Pause kreuzt ein schelmisches Lächeln sein Gesicht: "Ein Durchmarsch zur Meisterschaft wie Otto Rehhagel einst mit Lautern wäre natürlich eine Nummer."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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