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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nach verpatztem Saison-Schluss Psychologe erklärt HSV-Dilemma: "Kann nicht alles mit Geld lösen"
Der Hamburger SV ist erneut gescheitert. Warum kann der HSV unter Druck keine Leistung bringen? Ein Sportpsychologe erklärt bei t-online.de das Phänomen – und findet deutliche Worte an die Klubführung.
Armin Veh, Michael Oenning, Mirko Slomka, Bruno Labbadia, Markus Gisdol, Bernd Hollerbach, Christian Titz, Hannes Wolf und Dieter Hecking gehören zu dem Kreis von sechzehn Trainern, die seit dem 1. Juli 2010 auf der Trainer-Bank des Hamburger SV Platz genommen haben. Die längste Amtszeit seitdem hatte Thorsten Fink inne: von Oktober 2011 bis September 2013. Sportlich wollte der HSV immer oben mitspielen, die Realität sah meist anders aus.
- Wieder Bundesliga? "Warum der HSV wohl nie mehr zurückkommt"
Bereits in der vergangen Saison beendeten die Hamburger die Saison auf dem vierten Tabellenplatz. Union Berlin zog – wie Heidenheim in dieser Spielzeit – mit einem Punkt mehr in die Relegation ein. Inzwischen macht es den Anschein, dass die Spieler vor allem in großen Drucksituationen ihre Leistungen nicht abrufen können. Aber warum ist das so? Im Gespräch mit t-online.de erklärt der Sportpsychologe René Paasch, was dahinter steckt und kritisiert dabei auch die Klubführung.
"Druck im und außerhalb des Teams zu groß"
"Von außen betrachtet sieht es so aus, dass der allgegenwärtige Druck im und außerhalb des Teams zu groß ist", sagt Paasch, der bereits den VfL Bochum und die Handballer von Bayer Leverkusen betreut hat. Er ergänzt: "Dann kommt noch der Druck der Fans hinzu und der Klub, der die suggerierte Zielsetzung hat, in die erste Liga zu kommen."
Tatsächlich war bei den HSV-Fans nach dem 1:5-Debakel gegen Sandhausen wenig Verständnis übrig. Es gab Spott, Häme und Wut. Dass Trainer Hecking und Sportvorstand Jonas Boldt gekommen sind, um für Stabilität zu sorgen, rückte zwischenzeitlich in den Hintergrund. "Durch die vielen Trainerwechsel ist vor Ort verbrannte Erde hinterlassen worden. Es braucht Konstanz und Kommunikation. Die Verhaltensweisen müssen trainiert werden, damit die Spieler in einer Drucksituation Leistung abrufen können", so Paasch.
"Erfolg braucht Kommunikation"
Während Mannschaften, wie Aufsteiger Bielefeld und Relegations-Kandidat Heidenheim stets und viel von Teamgeist und Zusammenhalt sprechen, ist davon beim HSV weniger die Rede. So sagte Heidenheims Trainer Frank Schmidt zuletzt beim "Kicker" nach der Niederlage gegen Bielefeld: "Wer uns kennt, der weiß, dass wir mit nichts zufrieden sind. Wir haben nicht nur Spaß, sondern sind auch sehr ehrlich."
Heidenheim und Bundesligist Freiburg haben die dienstältesten Trainer im Profi-Fußball. Während Schmidt bereits seit 13 Jahren im Amt ist, sitzt Christian Streich seit neun Jahren auf der Trainerbank. Eine Konstante, die auch Spielern hilft, Leistung zu bringen. Paasch begründet das so: "Oft kommen die Spieler nur zum Training und fahren dann wieder, so kann keine Nähe entstehen. Für Erfolg braucht es Kommunikation. Vereine wie Freiburg machen es richtig, weil Spieler eine Bindung aufbauen können."
Viele Vereine setzen inzwischen auch auf langjährige Mentaltrainer, um Spieler in ihrer Persönlichkeit zu stärken. Dies hatte sowohl bei Bundesliga-Absteiger Paderborn positive Auswirkungen als auch bei Drittligist Kaiserslautern.
"Man kann nicht alles mit Geld lösen"
FCK-Offensivspieler Florian Pick sagte dem DFB einmal: "Definitiv geholfen hat mir auch die Zusammenarbeit mit einem Mentaltrainer während der Vorbereitung. Ich habe jetzt bei jedem Spiel feste Abläufe, denke immer positiv." Lautern hat ebenso wie Paderborn auf die Akademie von Martin Daxl gesetzt, der Spieler in ihrem Auftreten und Verhalten stärkt.
Ein wichtiger Punkt, den auch Paasch beim HSV anprangert: "Es bringt nichts, immer mal wieder einen Mentaltrainer zu holen, damit dieser einen Vortrag hält. Ich erwarte von einem Klub, wie dem HSV, mehr Professionalität und Konstanz auf dem Bereich der Sportpsychologie."
Er ergänzt: "Sie haben vergessen, dass man nicht alles mit Geld lösen kann, sondern, dass der Kopf auch eine Rolle spielt. Es wird zu oft zu wenig auf Charakter geschaut und zu viel auf den Marktwert." Eine Aussage, über die auch der krisengeplagte Hamburger SV nachdenken könnte.