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Stambouli über Schalke-Trainer Tedesco: "Hat uns direkt überzeugt"


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Schalkes Stambouli
"Tedesco kann einer der besten Europas werden"

InterviewEin Interview von Guido Heisterkamp

Aktualisiert am 24.05.2018Lesedauer: 5 Min.
Vielsprachig unterwegs: Stambouli (r.) und Trainer Tedesco verständigen sich auf Deutsch, Französisch und Englisch.Vergrößern des Bildes
Vielsprachig unterwegs: Stambouli (r.) und Trainer Tedesco verständigen sich auf Deutsch, Französisch und Englisch. (Quelle: imago-images-bilder)

Domenico Tedesco hat Schalke zurück in die Champions League geführt. Defensiv-Ass Stambouli verrät im Interview mit t-online.de, warum die Mannschaft zuerst Bedenken hatte.

Der FC Schalke 04 ist Vizemeister geworden und hat die Rückkehr in die Champions League geschafft. Einen Riesenanteil an dem Erfolg hat Trainer Domenico Tedesco. Im Interview mit t-online.de prophezeit Schalkes Defensivallrounder Benjamin Stambouli dem 32-jährigen Deutsch-Italiener eine große Karriere und erklärt, was den jungen Coach auszeichnet.

Außerdem verrät der Franzose sein Saison-Highlight, welches Trikot er sein Leben lang behalten wird und welcher Teamkollege ihm seinen deutschen Lieblingssatz beigebracht hat.

Herr Stambouli, erst einmal Glückwunsch zur Vizemeisterschaft und der Teilnahme an der Champions League. Hätten Sie zu Saisonbeginn damit gerechnet?

Vielen Dank. Ja, ich habe damit gerechnet, dass wir es in die Königsklasse schaffen können. Unser Minimalziel war die Europa League, aber ich habe gesehen, dass unser Potential für mehr reichen kann. Ich hätte aber nicht mit so einer emotionalen Saison – mit so vielen Siegen kurz vor Schluss – und dem zweiten Platz gerechnet.

Was war Ihr persönlicher Höhepunkt der vergangenen Saison?

Das Derby in Dortmund, das war ein verrücktes Spiel! Wir lagen 0:4 hinten und haben auf dem Platz einfach keine Lösungen gefunden. Da habe ich gedacht: Was ist hier eigentlich los?‘ Aber in der Halbzeit hat uns der Trainer gepusht und an die Solidarität unter uns Spielern appelliert, dass wir gemeinsam bis zum Umfallen kämpfen sollen. Als wir zurück aufs Feld kamen, wussten wir, dass wir etwas Großartiges schaffen können.

Wie war die Stimmung in der Kabine nach dem Spiel?

Sehr ausgelassen. Wir haben die ganze Zeit 'Derbysieger' gesungen. Trotz des Remis haben wir uns wie Gewinner gefühlt. Mein Trikot habe ich behalten und ein 04 draufgemalt, weil es sich für mich wie ein 4:0-Sieg angefühlt hat. Das Trikot ist bei mir zuhause und keiner darf es anfassen (lacht). Das werde ich für den Rest meines Lebens behalten.

Was sind ihre Ziele für die kommende Saison – insbesondere in der Königsklasse?

Die nächste Saison wird komplett anders. Wir wissen, wie schwer es mit der zusätzlichen Belastung durch die Champions League werden kann. Aber wir werden alles geben, um das Achtelfinale zu erreichen und unter die ersten Fünf in der Bundesliga zu kommen.

Domenico Tedesco hat großen Anteil an diesem Erfolg. Was ging Ihnen durch den Kopf, als Ihnen dieser junge Trainer mit zuvor nur elf Zweitligaspielen als neuer Coach vorgestellt wurde?

Als wir sein Geburtsdatum sahen, haben wir erstmal gestutzt, weil er noch so jung ist. Als er sich vorgestellt hat, war er sehr freundlich und hat mit allen Spielern und Mitarbeitern gesprochen. Schon nach ein oder zwei Trainingseinheiten wussten wir, dass er einer der besten Trainer der Bundesliga und Europas werden kann. Vor allem taktisch ist er top und hat uns direkt überzeugt.

Hatten Sie gar keine Bedenken?

Nein, Julian Nagelsmann ist ja auch noch sehr jung und leistet in Hoffenheim gute Arbeit . Wenn ein Trainer so jung ist, fühlt man sich als Spieler auch ein bisschen näher. Natürlich hatten wir ein bisschen Zweifel, weil er aus der Zweiten Liga kam. Aber er hat uns für jedes Spiel einen Plan gegeben und meistens hat er funktioniert.

Tedesco gilt als sehr kommunikativ, spricht fünf Sprachen. In welcher Sprache unterhalten Sie sich mit dem Trainer?

Ich versuche immer deutsch mit ihm zu reden, meist antwortet er auch auf Deutsch, manchmal auf Englisch. Wenn wir mal nicht über Fußball reden, macht er gerne Witze auf Französisch oder wir plaudern über das Leben.

Wie gut ist sein Französisch?

Er kann ein bisschen über alles sprechen und ich verstehe ihn perfekt.

Bei einem Verein wie Schalke, wo Spieler aus so vielen verschiedenen Ländern kommen, ist das bestimmt ein Vorteil.

Natürlich, er gibt den Spielern viel Selbstvertrauen, weil er sich mit vielen in ihrer Muttersprache unterhalten kann. Dadurch fühlen sich die Spieler ihm sehr nah.

Sie sprechen sehr gut Deutsch. Wie schwer ist es Ihnen gefallen, die Sprache zu lernen?

Es war nicht einfach, aber ich hatte schon Deutschunterricht in der Schule. Da ging es mir wie vielen Deutschen, die Französisch in der Schule gelernt haben und die Sprache danach nicht benutzt haben. Nach fünf Jahren sind dann die meisten Wörter weg (lacht). Der Anfang war schwer, aber dann habe ich mich fokussiert, konzentriert und dann kam einiges zurück. Danach habe ich mich dazu gezwungen immer deutsch zu sprechen – überall. Das ist das Wichtigste, jeden Tag zu sprechen. Nur so lernt man eine Sprache. Auch wenn man Fehler macht, egal. Die Leute haben mir geholfen und mich korrigiert.

Was ist ihr deutscher Lieblingssatz oder Sprichwort?

Den hat mir Leon Goretzka beigebracht. ‘Da wird der Hund in der Pfanne verrückt. ‘ (beide lachen laut). Er hat versucht es mir zu erklären, aber ich weiß nicht was es bedeutet. Aber es hört sich einfach sehr witzig an und ich sage es gerne. Leon hat mir viele verrückte Sätze beigebracht – und Ralf Fährmann. ‘Mann oder Maus‘ mag ich auch sehr gerne. Das haben mir Ralle und Leon vor dem Derby gesagt. Und seitdem sage ich es zu jedem – dem Trainer, dem Co-Trainer, den Mitspielern, allen (lacht).

Leon Goretzka wird den Verein im Sommer verlassen. Werden Sie ihn vermissen?

Ja, natürlich. Ich mag ihn sehr. Wir haben oft die gleiche Einstellung zu bestimmten Dingen und die gleiche Leidenschaft. Er ist mir gegenüber immer sehr respektvoll gewesen und ich hoffe, dass wir in Kontakt bleiben.

In der letzten Saison lief es für Schalke und auch Sie persönlich nicht gut. Sie standen in der Kritik, haben Sie mal an einen Wechsel gedacht?

Nein, überhaupt nicht. Ich wollte immer auf Schalke bleiben und weiter hart arbeiten. Ich wusste, dass ich in der ersten Saison sehr geduldig sein muss, weil ich mich erst an die Bundesliga gewöhnen muss und Zeit brauche. Ich habe aber nie an meinen Qualitäten gezweifelt, auch wenn ich mal schlecht gespielt habe. Und Domenico Tedesco hat mir in dieser Saison sehr dabei geholfen.

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Mit Montpellier sind Sie 2012 überraschend Französischer Meister geworden. Kann Ihnen mit Schalke eine ähnliche Sensation gelingen?

Nach dem 2:0-Sieg im Derby gegen den BVB habe ich zu meiner Familie gesagt, dass ich ein ähnliches Gefühl wie damals mit Montpellier habe. Ich habe gespürt, dass Schalke sehr wichtig in meinem Herzen wird. Wir haben vielleicht nicht die berühmtesten Spieler, aber als Team eine Riesenqualität. Jeder kämpft für jeden. Das ist Schalkes Mentalität, genau wie früher in Montpellier. Das liebe ich. Wenn wir zusammen halten, können wir noch viel erreichen.

Sie haben die Malocher-Mentalität angesprochen. Die Schalke-Fans lieben es, wenn die Mannschaft bis zur letzten Sekunde alles gibt. In den letzten Jahren hat die Einstellung nicht immer gestimmt. Was hat sich geändert?

Der Trainer versteht, wie Schalke funktioniert und versucht diese Mentalität in die Mannschaft zu bringen. Er weiß, wie der Verein und das Umfeld tickt. Wenn wir bis zur letzten Sekunde alles geben und kämpfen, werden uns die Fans bis zum Ende anfeuern und unterstützen. Auch wenn wir mal verlieren, werden sie glücklich sein, weil sie ein gutes Team sehen. Mehr verlangen die Fans nicht (lacht).

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