Neuer Jugendtrend Probt der HSV schon für die 2. Bundesliga?
Obwohl noch sechs Spiele anstehen, setzt der akut abstiegsbedrohte Hamburger SV auf unbekannte Nachwuchsspieler. Arrivierte Kräfte werden im Gegenzug aussortiert. Von einem Testlauf für die zweite Liga will der Trainer aber nichts wissen.
Seit Christian Titz Coach des Hamburger SV ist, weht ein neuer Wind im Volkspark. Der 47-Jährige sortierte Stammspieler wie Kyriakos Papadopoulos (26 Jahre alt) oder Dennis Diekmeier (28) aus und setzt stattdessen auf junge Spieler, die er aus seiner Arbeit mit der zweiten Mannschaft kennt.
Mit Steinmann, Gouaida und Ambrosius in der HSV-Startelf
So spielten beim 1:1 am Samstag beim VfB Stuttgart der 23-jährige Matti Steinmann, der 24-jährige Mohamed Gouaida und der erst 19 Jahre alte Stephan Ambrosius von Beginn an. Alle kennt Titz aus der Regionalligamannschaft.
Hinzu kamen mit dem 21-jährigen Luca Waldschmidt und dem 23-jährigen Julian Pollersbeck zwei weitere junge Spieler, die in dieser Spielzeit zwar fester Bestandteil des Profil-Teams sind, allerdings auch für die Viertliga-Reserve aufliefen. So kam die HSV-Startelf auf ein Durchschnittsalter von 24,7 Jahren.
Titz setzt beim HSV voll auf die Jugend
Nicht eingerechnet sind dabei natürlich die Bankspieler Josha Vagnoman (17 Jahre), Jann-Fiete Arp (18), Rick van Drongelen, Vasilije Janjicic (beide 19) und Tatsuya Ito (20). Die meisten Trainer setzten im Abstiegskampf auf erfahrene Akteure, die die Bundesliga und besonders den Existenzkampf dort gut kennen. Der 47-jährige Titz geht den entgegengesetzten Weg.
Seine Begründung: "Wenn man in eine Situation hereinkommt, in der man so abgeschlagen ist wie wir, sollte man auch Dinge verändern." Das klingt logisch, eingedenk der Tatsache, dass Hamburg mit 19 Punkten abgeschlagen Tabellenletzter ist. Sechs Spieltage vor Schluss trennen die Hanseaten sieben Punkte von Mainz 05 auf Relegationsplatz 16.
Da könnte man annehmen, dass der HSV den Klassenerhalt bereits abgeschrieben hat und seine preiswerten Nachwuchskräfte Erfahrung im Profigeschäft sammeln lässt, um in der nächsten Saison in der 2. Bundesliga mit diesen voll anzugreifen. Diesem Ansatz widerspricht Titz jedoch heftig: "Solche Gedanken spielen in meinem Kopf keine Rolle. Ich treffe Entscheidungen aus Überzeugung, aus sportlichen Gründen und nicht, weil ich etwas experimentieren will."
Der HSV-Coach sagt klipp und klar: "Mit dem Thema 2. Liga beschäftigen wir uns noch nicht." Klar ist allerdings, dass der Umbruch unter seiner Ägide deutlich zum Vorteil der jüngeren Akteure ausgefallen ist. Das ist mutig, kann aber auch nach hinten losgehen.
HSV hofft auf Sieg gegen Schalke
Bisher hat er in zwei Partien nämlich nur einen Punkt geholt. Hochgerechnet auf die letzten sechs Spiele würde diese Quote maximal für den zweitletzten Platz reichen – und auch das nur, wenn der direkt vor den Hamburgern platzierte 1. FC Köln komplett einbrechen würde.
Titz weiß, dass seine Umstellungen spätestens im nächsten Spiel zu Hause gegen Schalke 04 zu einem Sieg führen müssen, damit die Hoffnung auf den Klassenerhalt bestehen bleibt: "Jetzt brauchen wir drei Punkte gegen diesen starken Gegner. Dann kann das Selbstvertrauen bei unseren Spielern gewaltig ansteigen und der Glaube wieder ganz schnell leben." Denn der 47-Jährige ist sich im Klaren darüber, "dass nicht mehr viel Zeit bleibt und natürlich auch wir die Tabelle lesen können."
- eigene Recherche
- Trainerprofil von Christian Titz bei "Transfermarkt.de"
- Artikel im "SportBuzzer"