Klub-Boss und Manager gefeuert So geht es nach dem Machtwechsel beim HSV weiter
Im Abstiegskampf bricht beim Hamburger SV das Chaos aus. Aufsichtsrats-Boss Hoffmann übernimmt die Macht und entlässt die beiden Gesichter des Klubs. Auch Trainer Hollerbach wackelt.
Nur 18 Tage nach seinem Comeback beim Hamburger SV hat Bernd Hoffmann beim Tabellenvorletzten hart durchgegriffen und in der schlimmsten Krise der Vereinsgeschichte einen personellen Neuanfang ausgerufen. Vorstandschef Heribert Bruchhagen wurde freigestellt, Sportdirektor Jens Todt beurlaubt. Vor dem schwierigen Auswärtsspiel bei Bayern München am Samstag (15.30 Uhr/Sky) herrscht damit Chaos an der Elbe.
Hoffmann, Präsident des Muttervereins, ist ab sofort auch Boss des Aufsichtsrates der HSV Fußball AG und trennte sich gleich nach seiner Inthronisierung von dem erfolglosen Führungsduo. Der bisherige Finanzvorstand Frank Wettstein übernimmt zunächst die operative Führung des Klubs.
"Wir haben uns nach eingehender Analyse der Gesamtsituation zu diesem Schritt entschieden und widmen uns nun der Neuausrichtung", sagte Hoffmann, der Bruchhagen die Entscheidung am Donnerstagmorgen in einem persönlichen Gespräch mitteilte.
Hoffmann, der bei seiner Wahl zum Präsidenten des HSV e.V. am 18. Februar keine Zweifel daran gelassen hatte, dass er den HSV umkrempeln will, rief Bruchhagen, dessen Vertrag erst im Dezember bis Sommer 2019 verlängert worden war, nur noch einige warme Worte nach: "Heribert Bruchhagen hat sich stets schützend vor unseren Klub gestellt. Ihm war und ist sehr daran gelegen, dass der HSV die aktuelle sportliche Talsohle überwindet."
Investor Kühne soll nicht beteiligt gewesen sein
Doch danach sieht es derzeit überhaupt nicht aus. Der HSV weist seine schwächste Bilanz der Klubgeschichte auf und ist seit zwölf Bundesligaspielen sieglos – dem Liga-Dino hilft nur noch ein Fußball-Wunder auf dem erhofften Weg zum Klassenerhalt. Hoffmann sucht nach dem abrupten Ende für Bruchhagen nun nach "geeigneten Kandidaten für die Komplettierung des Vorstandes" neben Wettstein.
Dabei will er sich Zeit lassen. "Wir werden nicht den Fehler der letzten Jahre machen, sofort eine neue Lösung auf einer Position zu präsentieren", sagte Hoffmann bei einer Pressekonferenz am Donnerstag: "Eile ist nicht geboten. Es gibt keinen Grund für operative Hektik." Hoffmann betonte, dass Investor Klaus-Michael Kühne keinen Einfluss auf die Entscheidung, Bruchhagen zu entlassen, genommen habe.
Keine Job-Garantie für Hollerbach
Als Bruchhagen Geschichte war, griff dann Wettstein durch – und warf Todt raus. "Wir wollen uns für die Zukunft neu aufstellen", sagte Wettstein, dem ohnehin ein schlechtes Verhältnis zu Bruchhagen und Todt nachgesagt wurde. Die aktuellen Aufgaben Todts inklusive aller Vertragsverhandlungen werden neu verteilt.
"Wir sind voll handlungsfähig", beteuerte Wettstein: "Wir laufen keine Gefahr, dass der HSV auseinanderfliegt." Für die Position des Sportchefs wurden zuletzt der zurzeit vereinslose Jörg Schmadtke und Hannovers Manager Horst Heldt gehandelt. Wettstein vermied es derweil auch, dem noch sieglosen Trainer Bernd Hollerbach eine Jobgarantie bis Saisonende auszusprechen. "Stand heute halte ich einen Trainerwechsel für nicht möglich", sagte er nur.
Hoffmann, in dessen Amtszeit als Vorstandsvorsitzender von 2003 bis 2011 die bisher letzten Auftritte des Klubs in der Champions League und in der Europa League fallen, hatte bereits bei seiner Wahl im Februar unter dem Beifall vieler Mitglieder erklärt: "Ein 'Weiter so' kann es nicht geben. Wir brauchen dringend eine Trendumkehr. Wir haben ein anderes Verständnis von Präsidiumsarbeit. Die Herzkammer des e.V. schlägt am Ende in der Fußball AG." Er könne "nicht durch Handauflegen dafür sorgen, auf Platz acht zu landen" und habe auch "keinen saudischen Scheich in der Tasche. Erfolg resultiert aus knallharter Arbeit."
Diese Arbeit will Hoffmann nun mit neuem Führungspersonal angehen.
- Mitteilung des HSV
- Nachrichtenagenturen dpa, sid