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Muhammad Alis 80. Geburtstag: Die Boxlegende fehlt


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Muhammad Alis 80. Geburtstag
Er fehlt

  • David Digili
MeinungVon David Digili

Aktualisiert am 17.01.2022Lesedauer: 3 Min.
Muhammad Ali: Der Boxer im Jahr 1974 bei einer Pressekonferenz.Vergrößern des Bildes
Muhammad Ali: Der Boxer im Jahr 1974 bei einer Pressekonferenz. (Quelle: UPI Photo/imago-images-bilder)

Heute wäre Muhammad Ali 80 Jahre alt geworden. Das Wirken der Boxlegende ist noch immer zu spüren – und bleibt unerreicht. Eine Würdigung des Größten.

Billy Crystal stand da am Rednerpult und war sichtlich ergriffen. "Wir waren immer füreinander da, er kam zu allem, worum ich ihn bat", erzählte der Hollywoodstar. "Am denkwürdigsten war es, als er den Vorsitz hielt bei einem Galadinner, das die Hebräische Universität von Jerusalem zu meinen Ehren gab. Er machte Werbung dafür, er kam zum Dinner, er saß den ganzen Abend bei meiner Familie, er machte mit jedem Fotos – der berühmteste Muslim der Welt ehrte seinen jüdischen Freund."

Die Rede des US-Komikers gehörte zu den bewegendsten Momenten, als die Welt 2016 Abschied nehmen musste von Muhammad Ali. Die Anekdoten des Schauspielers erinnerten noch einmal an das Wirken, an die Größe, an das Vorbild, das dieser Muhammad Ali zu Lebzeiten war. Und noch heute ist.

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Denn dieser Muhammad Ali war ein Vorreiter, ein Wegbereiter, ein Revolutionär. Mehr noch: Ali ist bis heute der einflussreichste Sportler der Geschichte – nicht nur durch seine denkwürdigen Großtaten im Ring oder seine Trainingsphilosophie, sondern durch sein gesellschaftliches Wirken. Mein Kollege Robert Hiersemann schrieb unlängst zu Recht, selbst andere Granden des Sports könnten da abseits ihres jeweiligen Metiers nicht mithalten. Michael Jordan, Diego Maradona, Tiger Woods. Sportlich eine Klasse für sich, moralisch dann doch nicht ganz so groß.

Ohne Ali kein LeBron James, kein Leon Goretzka

Bei Ali schien aber stets klar: Wenn es um gesellschaftliche Themen geht, um die Dinge, die die Menschen umtreiben, beschäftigen, besorgen, dann steht er auf der richtigen Seite. So überbordend, polarisierend und provokant er im Ring war, so sehr war Ali abseits vor allem mit zunehmendem Alter von einem punktgenauen moralischen Kompass geprägt, von Vernunft und Rationalität. Ein messerscharfer Verstand mit Gespür für das Richtige, geschliffen durch den eigenen Lebenslauf, den persönlichen Lernprozess über die Jahre. "Der Größte aller Zeiten", das war nicht nur Prahlerei, das war ihm eine Aufgabe. Er ist an ihr gewachsen, er hat sie gemeistert. Kunstvoll, mitreißend, authentisch.

Alis Beispiel hat Generationen geprägt. Bis heute. Ohne ihn kein LeBron James, der zur US-Politik Stellung bezieht, keine Naomi Osaka mit ihrer eindringlichen Unterstützung für "Black Lives Matter", kein Marcus Rashford mit seinem leidenschaftlichen Engagement für sozial Benachteiligte, auch kein Leon Goretzka, der eine "Kein Fußball den Faschisten"-Fahne schwenkt.

Es ist trotzdem unfair, die Stars von heute an ihm zu messen – zu unterschiedlich, zu ungleich sind die Ausgangslagen. Trotz aller Möglichkeiten, die im Jahr 2022 genutzt werden können, vom Fernsehen über die sozialen Medien bis hin zu Werbepartnern – Alis Strahlkraft, seine Wucht, seine Wortgewalt bleiben unerreicht. Und: Er war der Erste.

Ali hat zu seiner Zeit Mauern eingerissen. Er war selbstbewusst, er war arrogant, er war laut – als Afroamerikaner in den USA der 1960er-Jahre. Er musste um die Aufmerksamkeit kämpfen, er wusste, wie – und er verstand es, eben diese Aufmerksamkeit abseits des Rings zu nutzen. Da war er dann reflektiert, durchdacht, auf den Punkt. Gegen Krieg und Rassenhass, für die Verständigung zwischen den Menschen und Religionen, für ein starkes Selbstbewusstsein der Black Community. Nie zurückhaltend, immer direkt. Sein Einsatz machte ihn zum Helden, weltweit.

Angesichts der Tragweite seines Wirkens, seines Andenkens, seiner überlieferten Überzeugungen, Zitate und Philosophien verblassen fröhlich bunte Instagram-Posts oder hastig getippte Emoji-Tweets von heute. Wenn Ali sprach, hörte die Welt zu. Noch immer, auch über fünf Jahre nach seinem Tod, ist er allgegenwärtig, Idol für Millionen.

Heute wäre Muhammad Ali 80 Jahre alt geworden. Er fehlt.

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