Jack Culcay "Langsam wird es Zeit, um einen Titel zu boxen"
Jack Culcay ist eine der großen Hoffnungen im deutschen Boxsport. 2009 holte "Golden Jack" den Weltmeistertitel bei den Amateuren im Weltergewicht. Als Profi hat der amtierende Interkontinental-Champion im Junior-Mittelgewicht des Verbandes WBA eine Bilanz von 16 Siegen (davon 10 durch K.o.) und einer Niederlage vorzuweisen. Vor seinem Kampf gegen den Franzosen Salim Larbi spricht der 28-Jährige im Interview mit T-Online.de über seine bisher nicht ganz glatt gelaufene Karriere, seine Zuversicht, endlich um einen großen Titel boxen zu dürfen und die Stadt, in der er gerne einmal in den Ring steigen würde.
T-Online.de: Vor viereinhalb Jahren sind Sie Box-Weltmeister bei den Amateuren geworden, kurz danach wurden sie Profi. Damals sagten Sie, dass Sie in höchstens drei bis vier Jahren um eine WM bei den Profis boxen zu wollen. Es wird also höchste Eisenbahn.
Jack Culcay: Das stimmt. Mein Promoter Kalle Sauerland hat mir schon gesagt, dass ich Ende des Jahres die Chance bekommen werde, um eine WM oder EM zu boxen. Dann würde sich für mich ein Traum erfüllen.
Sie sind jetzt 28 Jahre alt. Wird man da schon langsam ungeduldig, weil einem bewusst ist: Ich bin jetzt in einem für einen Boxer guten Alter?
Das ist für mich kein Problem. Kalle und mein Manager Moritz Klatten bauen mich langsam auf und schauen, wie weit ich schon bin. Ich musste in meiner Karriere schon öfters warten. Aber so langsam wird es schon Zeit, um einen Titel zu boxen.
Sie hatten Ihren ersten Profi-Vertrag bei Universum und Klaus-Peter Kohl unterschrieben, doch mit denen ging es dann schnell bergab und sie kündigten. Hat das auch dazu beigetragen, dass sie heute noch nicht da stehen, wo zu Beginn ihrer Karriere stehen wollten?
Ja, nach dem Weggang von Kohl habe ich über Monate keine Kämpfe gemacht. Ansonsten hätte ich sicherlich schon über 20. Es gibt natürlich Boxer, die es schneller geschafft haben. Ich gehe langsam Schritt für Schritt nach vorne - und dann wird das auch klappen.
Wie auch schon das eine oder andere Mal in der Vergangenheit wurde auch diesmal Ihr Kampf mehrmals nach hinten verschoben. Wie schafft man es da, auch die für den Kampf geistige Frische zu behalten?
Was soll ich machen, wenn sich der Gegner verletzt oder die Veranstaltung verschoben wird? Ich habe das schon öfters in meiner Karriere erlebt. Da wird natürlich die Vorbereitung gestört. Das Sparring beispielsweise ist ja genau auf den Kampf hin ausgerichtet. Und wenn man zu viel macht, ist da ja auch nicht gut. Man muss das halt genau dosieren können. Das ist das Schwierigste beim Boxen.
Michael Timm, Jimmy Montoya, Ismael Salas, Fritz Sdunek, Gary Logan und nun Artur Grigorian. Für einen Boxer mit erst 17 Kämpfen haben Sie schon einen Haufen Trainer hinter sich. Wie kommt das?
Nach Timmi und Universum wollten wir uns in Dänemark auf neue Aufgaben vorbereiten. Und da war mit Montoya nur ein Trainer vor Ort. Salas wohnt in Miami und betreut da noch weitere Kämpfer. Sdunek hat dann dank Moritz Klatten für zwei Kämpfe ausgeholfen. Und Logan wollte wohl, dass ich nach England komme und mich dort trainieren.
Und wie ist es nun mit Grigorian? Worauf legt er Wert?
Auf Schnelligkeit - wir verstehen uns sehr gut. Er war als aktiver Boxer so ein Typ wie ich.
Sie kämpfen in der Gewichtsklasse bis 69,8 Kilogramm. Fühlen Sie sich da zu Hause?
Nein, ich würde schon gerne noch eine Klasse höher gehen. Darüber habe ich auch schon mit meinem Promoter geredet. Irgendwann werden wir das auch machen.
Wie schwer fällt es Ihnen denn im Moment auf das geforderte Gewichtslimit zu kommen?
Überhaupt nicht, ich komme ins Trainingslager mit 74 oder 75 Kilo. In der Sparringsphase nimmt man dann automatisch ab, so dass bis zum Wiegen am Tag vor dem Kampf das Gewicht stimmt.
Salim Larbi, Ihr aktueller Gegner, ist sieben Zentimeter größer als Sie. Könnte das ein Problem für den Kampf darstellen?
Überhaupt nicht. Ich bin es gewohnt gegen größere Kerle zu boxen. Im Sparring hatten wir Leute, die waren 1,80 oder 1,82 Meter groß. Bei den Amateuren gab es mal einen, der war sogar 1,96 Meter.
Wie wollen Sie den Nachteil, der ja dann auch für die Reichweite gilt, ausgleichen?
Ich muss einfach schnell genug sein - in den Mann reingehen, zuschlagen, wieder weg und dabei möglichst nicht getroffen werden.
Larbi wird auf der Computerrangliste bei Boxrec nur auf Platz 103 geführt. Müssen Sie da nicht langsam an größere Namen denken?
Es wäre schön gegen Kontrahenten zu boxen, die man auch hier in Deutschland kennt. Aber das Finden der Gegner ist Aufgabe von Kalle und Moritz.
Würden Sie auch in den USA boxen, um in ihrer Karriere weiter zu kommen, und damit auch gegen vermeintlich stärkere Gegner?
Ich würde da immer zusagen. Mein Traum ist es eh, auch mal in den USA zu boxen - am liebsten in Las Vegas. Aber da müssen Promoter und Manager erst einmal zustimmen. Aber eines ist klar: Da drüben sind die ganzen guten Leute. Und da will ich irgendwann hin.