Boxen - WBC-WM im Halbschwergewicht Box-Rekordler Hopkins verliert durch erste K.-o.-Niederlage WM-Titel
Bernard Hopkins ist seinen WBC-WM-Gürtel im Halbschwergewicht nach nur fünf Monaten wieder los. In Los Angeles kassierte der 46-jährige Ausnahmeboxer gegen seinen US-Landsmann Chad Dawson die erste vorzeitige Niederlage seiner nunmehr 23 Jahre andauernden Profi-Karriere. Bereits in der zweiten Runde fügte Pflicht-Herausforderer Dawson dem Titelverteidiger nach einem Clinch eine Schulterverletzung zu, die Hopkins kampfunfähig zurückließ. Ringrichter Pat Russell entschied auf technischen K.o.
Dafür hatte Hopkins keinerlei Verständnis. "Der Kampf hätte nicht gewertet werden dürfen. Dawson hat mich zu Boden geworfen", schimpfte der Verlierer, der nach dem Vorfall minutenlang am Boden lag. Er war auf den Ringboden geflogen, nachdem er sich im Anschluss an eine Rechte über Dawson gelehnt hatte und dieser ihn schlichtweg im Aufstehen wegschleuderte. Hopkins landete beinahe auf dem Punktrichtertisch, den Kopf unter dem tiefsten Ringseil.
Hopkins hätte auch mit einem Arm weitergeboxt
Nach 2:48 Minuten der zweiten Runde war alles vorbei. "Ich habe dem Ringrichter mitgeteilt, mit einem Arm weiterboxen zu wollen, aber er hat den Kampf gestoppt", schimpfte der entthronte Weltmeister nach der sechsten Niederlage in seinem 61. Fight.
Dawson: "Gangster drücken sich nicht"
Dawson wies jede Schuld von sich. "Er hat sich auf mich geworfen und mich runtergezogen. Da habe ich ihn mit den Schulter weggedrängt", sagte der 29-Jährige und warf seinem seinerseits Gegner vor, den Kampf nicht fortgesetzt zu haben: "Er hat gesagt, er sei ein Gangster aus Philadelphia. Aber er ist kein Gangster, Gangster drücken sich nicht." Drei Jahre, fügte Dawson an, habe er auf diesen Kampf gewartet und sich acht Wochen lang auf ihn vorbereitet. "Bernard wollte aber offensichtlich nicht kämpfen."
Hopkins vermutet eine Intrige gegen seine Person
"Sie wollen mich im Boxen nicht mehr haben, und das ist die Art und Weise, es anzustellen", wertete der stinksaure Hopkins seine erste K.-o.-Niederlage als abgekartet. Dawson sei schon mit dem Vorhaben in den Ring gestiegen, unsauber zu boxen. "Und nur so, wie er es gemacht hat, konnte er mich besiegen", sagte Hopkins, der sich als "schneller und beweglicher" bezeichnete.
Protest wird erfolgen
Sein Promoter Richard Schaefer kündigte an, gegen die Kampf-Wertung zu protestieren. "Wenn es erlaubt ist, den Gegner hochzuheben und zu Boden zu werfen, ist das keine Art, WM-Gürtel zu gewinnen", regte sich Schäfer auf. Hopkins plädierte dafür, den Kampf ohne Wertung in die Statistik aufzunehmen.
Ältester Weltmeister der bisherigen Box-Historie
Erst am 21. Mai 2011 hatte er sich gegen den Kanadier Jean Pascal in Montreal als bisher ältester Boxer der Geschichte einen WM-Gürtel gesichert. Pascal unterlag damals einstimmig nach Punkten, nachdem er am 18. Dezember 2010 in Quebec City Hopkins' ersten Angriff noch durch ein Unentschieden abgewehrt hatte. Pascal hatte davor, am 14. August 2010, Dawson dessen bisher einzige Niederlage als Profi beigebracht.
2004 historische WM-Vereinigung
Hopkins war bereits vor seinem Altersrekord eine Box-Legende. Der 1,85-Meter-Mann, der fast fünf Jahre im Gefängnis saß, war im Jahr 2004 der erste Boxer, der die WM-Gürtel der vier großen Weltverbände IBF, WBC, WBA und WBO vereinte. Das gelang ihm im Mittelgewicht.