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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Initiative poltert gegen Pläne Magnetbahn: "Angemessen für eine Dorfkirchweih"
![Wenn die Magnetbahn (r.) kommt, könnte die U-Bahnhaltestelle Bauernfeindstraße (l.) zu einem Verkehrsknotenpunkt werden. Wenn die Magnetbahn (r.) kommt, könnte die U-Bahnhaltestelle Bauernfeindstraße (l.) zu einem Verkehrsknotenpunkt werden.](https://images.t-online.de/2024/03/ZN7Nw56As8b9/0x0:2560x1440/fit-in/1920x0/wenn-die-magnetbahn-r-kommt-koennte-die-u-bahnhaltestelle-bauernfeindstrasse-l-zu-einem-verkehrsknotenpunkt-werden.jpg)
Die Magnetbahn wäre in Nürnberg realisierbar und wohl kaum teurer als eine Straßenbahn. Ein Arbeitskreis spart dennoch nicht mit Kritik an den Plänen.
Die Diskussion um die geplante Magnetschwebebahn im Süden Nürnbergs nimmt weiter Fahrt auf. Nachdem eine Machbarkeitsstudie bestätigt hat, dass das Projekt grundsätzlich realisierbar ist, äußert sich der Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr Nürnberg erneut kritisch. In einem Brief an Oberbürgermeister Marcus König (CSU), der auch t-online vorliegt, wirft die Bürgerinitiative die Frage auf, ob es sich bei der Magnetbahn nur "um ein verkehrspolitisches Feigenblatt" handle.
Hauptkritikpunkt des Arbeitskreises ist, dass die Magnetbahn für Bürger weniger attraktiv sei als eine Verlängerung der Straßenbahn. Zentrales Argument: der erzwungene Umstieg an der Bauernfeindstraße.
![Wenn die Magnetbahn (r.) kommt, könnte die U-Bahnhaltestelle Bauernfeindstraße (l.) zu einem Verkehrsknotenpunkt werden. Wenn die Magnetbahn (r.) kommt, könnte die U-Bahnhaltestelle Bauernfeindstraße (l.) zu einem Verkehrsknotenpunkt werden.](https://images.t-online.de/2024/03/ZN7Nw56As8b9/200x0:2160x1440/fit-in/1920x0/wenn-die-magnetbahn-r-kommt-koennte-die-u-bahnhaltestelle-bauernfeindstrasse-l-zu-einem-verkehrsknotenpunkt-werden.jpg)
Hier soll die Magnetbahn fahren
Die Magnetschwebebahn ist auf der Achse zwischen der neuen Technischen Universität (Bauernfeindstraße), der Messe und dem Südklinikum im Gespräch. Die Stadt plante dort ursprünglich eine Verlängerung der bestehenden Straßenbahnlinie 7. Die Tram würde dann vom Hauptbahnhof aus durchgehend zum Südklinikum fahren. Sollte sich die Stadt für den Bau einer Magnetbahn entscheiden, müssten Fahrgäste Richtung Südklinikum mit der Tram oder der U-Bahn bis zur Bauernfeindstraße fahren und dort in die Magnetbahn umsteigen.
Den Umsteigeaspekt greift auch die Machbarkeitsstudie auf. Sie prognostiziert deutlich weniger Nutzer, wenn diese umsteigen müssten. Die Rede ist von einem Verlust von 1.100 Fahrgästen täglich, was ungefähr einem Drittel der Nutzer entspräche. Da die Verlängerung der Straßenbahn und der Bau der Magnetbahn etwa gleich teuer seien, sei der Fahrgastverlust das entscheidende Argument gegen die Magnetschwebebahn, so der Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr.
"Angmessenes Modell für eine Dorfkirchweih"
Weiter argumentiert die Initiative, dass die Magnetbahn den Andrang bei Veranstaltungen nicht bewältigen könnte. Der Arbeitskreis begründet seine These damit, dass in der Machbarkeitsstudie von einer einspurigen Trassenführung bei der Magnetbahn ausgegangen wird. Das bedeutet, dass die Züge mit Platz für gut 220 Fahrgäste aus baulichen Gründen nur in einem Zehn-Minuten-Takt unterwegs sein könnten.
"Wenn die dortigen Veranstaltungen publikumsmäßig den Rahmen
einer Dorfkirchweih oder eines Vereinsfestes hätten, wäre das ein
angemessenes Modell", heißt es in dem Schreiben des Arbeitskreises dazu. Straßenbahnen könnten hingegen einen deutlich dichteren Takt fahren und somit auch mehr Fahrgäste transportieren.
Verkehrsauschuss berät am Donnerstag
Die Initiative kommt deshalb zu dem Schluss, dass die Magnetbahn mit einspuriger Trassenführung für eine Metropolregion "absolut untauglich" und auch unter industriepolitischem Aspekt "absurd" sei. "Sollen Besucher einer Großmesse ansehen, wie eine eigentlich interessante Magnetschwebebahn in dieser Schmalspurversion vor großstädtischen Verkehrsmengen kapituliert?", schreibt der Arbeitskreis.
Die 70 Millionen in die Straßenbahn zum Südklinikum seien gut angelegt. Die übrige Energie solle die Politik lieber in die beschleunigte Sanierung des Eisenbahnnetzes stecken. Es ist nicht das erste Mal, dass der Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr die Magnetbahnpläne heftig kritisiert – er bezeichnete die Bahn auch schon als "Schaufensterbähnchen für die Prominenz".
Die endgültige Entscheidung über die Zukunft der Magnetbahn steht weiter aus. Am Donnerstag wird der Verkehrsausschuss des Stadtrats über die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie beraten.
- Brief des Arbeitskreises Attraktiver Nahverkehr an den Oberbürgermeister vom 15. Februar 2025
- Eigene Recherchen