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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Leerstand in der Innenstadt Markthalle im Kaufhof? Trotz Zuspruch wird Kritik laut
Im Rathaus wird weiter um die Belebung der Innenstadt gerungen. Vielen Nürnbergern gefällt ein neuer Vorschlag von der SPD. Andere Parteien äußern aber Bedenken – hauptsächlich aus einem Grund.
Können die Nürnberger bald in einer kulinarischen Markthalle schlemmen und genießen? Wenn es nach der SPD geht, ja. Die Sozialdemokraten haben vergangene Woche vorgeschlagen, im Erdgeschoss des leer stehenden Kaufhofs eine solche Markthalle zu errichten. Ein Vorschlag, der vielen gefällt – doch es gibt auch kritische Stimmen.
Gelobt wurde der Vorstoß beispielsweise am vergangenen Freitag von vielen Bürgern, als die Nürnberger aufgerufen waren, im Kaufhof ihre Ideen für die Zukunft des Gebäudes abzugeben. Nürnbergs Wirtschafts- und Wissenschaftsreferentin Andrea Heilmaier (CSU) wundert das nicht. Sie sagte t-online, dass der Vorschlag für eine Markthalle grundsätzlich nicht neu sei. Auch viele Bürger seien mit der Idee schon an ihr Referat herangetreten.
Dennoch sieht Heilmaier den Vorstoß der SPD "differenziert". Sie gibt zu bedenken, dass sich jedes neue Konzept im Kaufhof wirtschaftlich tragen müsse. "Außerdem haben wir einen funktionierenden Wochenmarkt", so die Referentin weiter, weshalb die Händler dort einbezogen werden müssten.
Grüne: Stadt müsste "marktübliche Mietpreise" verlangen
Das Argument mit dem Wochenmarkt bringt auch Achim Mletzko, der Fraktionsvorsitzende der Grünen, an. Die Parteien im Rathaus hätten sich im Rechts- und Wirtschaftsausschuss eigentlich darauf verständigt, für den Kaufhof "einen potenten Ankermieter" zu suchen.
Danach solle die Stadt das Gebäude wieder an einen Investor verkaufen. Dieser solle den Umbau, dann mit dem Ankermieter im Rücken, realisieren. Deshalb habe ihn der Vorstoß der SPD – zwei Stunden nach der besagten Sitzung – auch irritiert.
Eine Markthalle bezeichnet Mletzko zwar als "charmante Idee", die sicher eine Belebung für die Innenstadt wäre. Gleichzeitig fürchtet er aber, dass diese finanziell schwierig umsetzbar sei. Auch wenn die Stadt den Kaufhof selbst umbauen würde, müsste diese angesichts der hohen Kosten "marktübliche Mietpreise" von den Händlern in der Halle verlagern, so der Chef der Rathaus-Grünen.
Sanierung des Baus teurer als der Kauf
Gerade läuft ohnehin eine Machbarkeitsstudie, die mögliche Nutzungskonzepte vergleicht. Natürlich werde auch die Markthallen-Idee in der Konzeptstudie geprüft, sagt Wirtschafts- und Wissenschaftsreferentin Heilmaier. Sich schon jetzt auf eine finale Nutzung festzulegen, sei noch zu früh, argumentiert sie weiter. Das sehe man schon am hohen öffentlichen Interesse und daran, dass so viele Menschen ihre Ideen für eine zukünftige Nutzung des Kaufhofs einbringen würden.
Sorgen bereitet der Stadtpolitik indes auch der Zustand des Gebäudes. Oberbürgermeister Marcus König bezeichnete diesen am Freitag als "unfassbar schlecht". Die Kosten für eine Sanierung des ehemaligen Kaufhauses würden sich alleine auf 80 Millionen Euro belaufen. Eine Summe, die die Stadt wegen der angespannten Haushaltslage vermutlich kaum stemmen kann.
Der Kaufpreis war dagegen vergleichsweise günstig, wie t-online aus gut informierten Kreisen erfahren hat. Gut 30 Millionen Euro soll die Stadt für das leer stehende Kaufhaus bezahlt haben.
- Eigene Recherchen
- Gespräch mit Andrea Heilmaier
- Telefonat mit Achim Mletzko