Sexuelle Gewalt Nach Skandalstudie: Nürnberger Kirche lädt Missbrauchsopfer ein
Eine Studie über sexuellen Missbrauch im Bereich der evangelischen Kirche und der Diakonie erschütterte bei ihrer Veröffentlichung. In Bayern sollen Betroffene nun zusammenkommen.
Die evangelische Landeskirche und die Diakonie in Bayern organisieren ein Forum für Missbrauchsbetroffene. Menschen, die im Bereich der Kirche oder der Diakonie im Freistaat sexualisierte Gewalt erlitten haben, sind für den 6. Juni nach Nürnberg eingeladen, wie Landeskirche (ELKB) und Diakonie am Mittwoch mitteilten.
Die "Unabhängige regionale Aufarbeitungskommission" soll erstmals ihre Arbeit aufnehmen und soll dabei auch von Betroffenen unterstützt werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Forum für Betroffene in Nürnberg, das einen Raum zum Austausch über die notwendigen Maßnahmen in den Bereichen Aufarbeitung, Unterstützung, Anerkennung sowie Präventions- und Interventionsstrategien bieten soll.
Landeskirche ermöglicht Austausch nach Gewalterfahrungen
Martina Frohmader, Leiterin der ELKB-Fachstelle für den Umgang mit sexualisierter Gewalt, sagte laut Mitteilung: "Mit dieser Veranstaltung wollen wir Menschen, die sexualisierte Gewalt erfahren haben, die Möglichkeit geben, sich kennenzulernen und zu vernetzen." Zudem lade man ein "zu einem offenen Gespräch mit Vertretern von Landeskirche und Diakonie". Das Forum werde durch Unterstützung und Beratung begleitet.
Im Januar hatten die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Diakonie eine bundesweite Studie zu sexualisierter Gewalt vorgelegt. Mindestens 2.225 Betroffene und 1.259 mutmaßliche Täter waren darin für die vergangenen Jahrzehnte dokumentiert worden. Experten gehen aber von einer deutlich höheren Dunkelziffer aus.
Die bayerische Landessynode setzte sich auf ihrer Frühjahrstagung intensiv mit dem Thema sexualisierte Gewalt auseinander. Betroffene, vertreten durch Detlev Zander, Sprecher der Betroffenenvertretung im Beteiligungsforum sexualisierte Gewalt, äußerten heftige Kritik. Zander bezeichnete eine Studie zu diesem sensiblen Thema als "Genickschuss" für die Institution. Er forderte eine konsequente Aufarbeitung der Fälle sexualisierter Gewalt.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa