Prozess geht weiter Freund von Alexandra R.: "Schlimmster Tag"
Alexandra R. erwartete ein Kind, wollte mit dem Vater in ein neues Haus ziehen. Doch dann verschwindet die Frau. Mord, sagen die Ermittler. Was dahintersteckt, berichtet ihr Lebensgefährte vor Gericht.
Der Prozess rund um Alexandra R. in Nürnberg geht weiter. Am Montag hat ihr Lebensgefährte vor Gericht ausgesagt. Sie sei zum ersten Mal seit langer Zeit glücklich gewesen, habe sich auf ihr auf gemeinsames Kind und das neue Haus gefreut, erzählt der 39-Jährige. Doch dann sei der 9. Dezember 2022 gekommen – "der schlimmste Tag meines Lebens". An diesem Tag verschwand die 39-Jährige spurlos, zu dem Zeitpunkt im achten Monat schwanger.
Am Morgen habe er noch eine E-Mail von seiner hochschwangeren Lebensgefährtin bekommen, damit er eine Anmeldung zu einem Geburtsvorbereitungskurs ausdrucke. Später am Tage erfahre er erst, dass sie ihre geliebte Pflegetochter nicht aus der Kita abgeholt habe und dann habe er plötzlich eine Abschiedsnachricht von ihr erhalten, dass sie sich ins Ausland abgesetzt habe. "Das hat überhaupt nicht gepasst." Er habe sofort an eine Entführung geglaubt und sei zur Polizei gegangen.
Ermittler sind sich ihrer Sache sicher
Monatelang haben die Ermittler damals nach der 39-Jährigen gesucht. Doch irgendwann ist aus ihrer Sicht sicher: Die 39-Jährige wurde verschleppt und ermordet, die Leiche an einem bis heute unbekannten Ort versteckt. Verantwortlich für die Tat sollen Dejan B., der frühere Lebensgefährte der Frau, und sein Geschäftspartner Ugur T. sein. Seit vergangener Woche müssen sich der 50-Jährige aus Bosnien-Herzegowina und der 48-jährige Deutsche wegen Mordes, Geiselnahme, Betrugs und anderer Straftaten vor dem Landgericht in Nürnberg verantworten.
Finanzielle Streitigkeiten waren nach Ansicht der Staatsanwaltschaft das Motiv für die Tat. Ihr damaliger Lebensgefährte soll ihr Geld für Immobiliengeschäfte verwendet haben, die über den zweiten Angeklagten liefen und beiden ein luxuriöses Leben ermöglichten. Auf diese Weise habe der heutige Lebensgefährte die Angeklagten und Alexandra R. kennengelernt. Neben seiner Arbeit als Mathelehrer habe er als Immobilienmakler gearbeitet und Aufträge von dem heute 50-Jährigen übernommen.
Eine ganz liebenswürdige Person
Dieser habe immer viele abenteuerliche Geschichten erzählt, immer "dick aufgetragen", sagte er. Nach der Trennung von dem heute 50-Jährigen habe er der Frau mit den Immobilien und den finanziellen Problemen geholfen. Im Laufe der Zeit seien die beiden ein Paar geworden und die Frau schwanger von ihm. Diese sei eine ganz liebenswürdige Person gewesen, ein guter Mensch, betonte er. Für ihre Pflegetochter habe sie alles getan. Niemals hätte sie diese in Stich gelassen.
In den Gerichtssaal kommt der 39-Jährige in einem T-Shirt, das ein Ultraschallbild seines ungeborenen Kindes zeigt. Immer wieder bricht er in Tränen aus, als er berichtet, wie sich die 39-Jährige von dem Angeklagten trennte, seinen Zugriff auf ihre Konten sperrte, wie dieser und ihr Mitangeklagter über eine betrügerische Masche versucht haben sollen, trotzdem an ihr Geld zu kommen, sie diese anzeigte und vor Gericht gegen sie aussagen wollte.
Pflegetochter ruft immer noch nach ihrer Mama
Nur wenige Tage davor verschwand die Frau laut Anklage spurlos. Um eine falsche Spur zu legen, sollen die Angeklagten nach der Tat Abschiedsnachrichten vom Handy des Opfers an Angehörige verschickt und dieses nach Italien gebracht haben.
Die Pflegetochter schreie immer noch nach ihrer Mama, sagt der 39-Jährige vor Gericht. Das Kind lebe zurzeit bei ihm und seinen Eltern. Das sei das letzte, was er noch für seine Lebensgefährtin tun könne, sagt er.
- Nachrichtenagentur dpa