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Alexandra R.: Prozess in Nürnberg beginnt – darum musste die Schwangere sterben


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Angeklagte schweigen zum Prozessauftakt
Warum musste die schwangere Alexandra R. sterben?


Aktualisiert am 09.04.2024Lesedauer: 3 Min.
Mit Sonnenbrille und Maske kommt Dejan B. in den Gerichtssaal: Insgesamt sind 30 Verhandlungstage angesetzt.Vergrößern des Bildes
Mit Sonnenbrille und Maske kommt Dejan B. in den Gerichtssaal: Insgesamt sind 30 Verhandlungstage angesetzt. (Quelle: vifogra / Goppelt)
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Eine Hochschwangere, die urplötzlich verschwindet und nie wieder auftaucht. Der Prozess um Alexandra R. soll nun die Umstände des Falls aufklären.

Was ist mit der hochschwangeren Alexandra R. geschehen? Der Prozess vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth soll endlich Klarheit bringen. Die Nürnberger Justiz steht vor einem der größten Verfahren der jüngeren Vergangenheit – 30 Verhandlungstage sind angesetzt. Auf der Anklagebank sitzt mit Dejan B. der ehemalige Lebensgefährte des Opfers. Ihm wirft die Staatsanwaltschaft Mord vor. Gemeinsam mit seinem mitangeklagten Geschäftspartner Ugur T. soll er Alexandra R. entführt und anschließend getötet haben.

Seit September sitzen die beiden Männer in Untersuchungshaft – und schweigen. So auch am Dienstag zum Prozessauftakt. Gegen 9.40 Uhr betrat zunächst Ugur T. im weißen Hemd den Gerichtsaal, gefolgt von seinem Freund und Geschäftspartner Dejan B. Gekleidet im schicken Sakko schützte sich dieser mit Corona-Maske und einem Aktenordner vor dem Gesicht vor den Blicken der Presse und Prozessbeobachter. Beide Angeklagte hatten jeweils zwei Verteidiger an ihrer Seite.

Ein frisch renoviertes Einfamilienhaus war der Ausgangspunkt

Lange war unklar, was mit Alexandra R. im Dezember 2022 geschehen war. Nachdem sie an einem Freitagmorgen ihre Pflegetochter in einer Kindertagesstätte abgegeben hatte, verlor sich ihre Spur. Auch groß angelegte Suchaktionen – unter anderem mit Polizeitauchern im Main-Donau-Kanal – blieben erfolglos. Und doch will die Staatsanwaltschaft mittlerweile rekonstruiert haben, was an jenem Tag geschah. Daran, dass Alexandra R. umgebracht wurde, hat sie keinen Zweifel.

Dejan B. und Ugur T. hatten den Mord an Alexandra R. laut Ermittlungen schon zuvor minutiös geplant. Die beiden Männer sollen der damals 39-Jährigen noch vor der Kita aufgelauert und sie dann verfolgt haben. Alexandra R. fuhr von der Kita aus zu einem leerstehenden Einfamilienhaus in Schwabach, das ihr gehörte. Sie hatte es frisch renoviert und erwartete an jenem Freitag Mietinteressenten zur Besichtigung – doch die sollten die Immobilie nie zu Gesicht bekommen. Kurz nachdem die damals Hochschwangere in ihrem Haus eingetroffen war, sollen Dejan B. und Ugur T. sie überwältigt, mit Panzertape geknebelt und damit in Todesangst versetzt haben, heißt es in der Anklageschrift.

Alexandra R. sei danach vielleicht schon bewusstlos oder dermaßen eingeschüchtert gewesen, dass sie keinen Widerstand mehr geleistet habe. Gemäß den Ermittlungen brachten die Verdächtigen die damals 39-Jährige auf der Rückbank eines alten Mitsubishis in eine Lagerhalle nach Hilpoltstein.

Dubiose Immobiliengeschäfte und viel Geld

Womöglich dort haben die Verdächtigen Alexandra R. gezwungen, einen Brief aufzusetzen, sagt die Staatsanwaltschaft. In dem handschriftlichen Brief nahm die 39-Jährige ihre Anzeigen gegen die beiden Männer zurück. Alexandra R. hatte Dejan B. und Ugur T. angezeigt, weil die Männer über eine Betrugsmasche versuchten, an Geld von ihr zu kommen. Wenige Tage nach der Entführung der leitenden Bankangestellten wäre es zu der entscheidenden Verhandlung in der Sache gekommen – die Geldquelle der Verdächtigen wäre damit wohl versiegt.

Die Staatsanwaltschaft glaubt, dass Dejan B. und Ugur T. das mit dem Brief verhindern wollten. Nachdem Alexandra R. diesen unter Todesangst unterzeichnet hatte, sollen die beiden Männer sie umgebracht haben. Wo, bleibt noch unklar.

Ein Urteil kann auch ohne Leiche fallen

Die Spur verliert sich offenbar unweit des kleinen Orts Irschenberg, südlich von München. Entweder sollen die Männer Alexandra R. noch lebend dorthin gebracht und in einem Waldstück neben der A8 ermordet haben oder die damals Hochschwangere musste schon in Hilpoltstein sterben, so die Staatsanwaltschaft.

Um die Spuren nach der Tat zu verwischen, soll Ugur T. mit dem Handy der Frau nach dem Mord noch nach Italien gefahren haben. Nachdem er im Namen des Opfers Abschiedsnachrichten verschickt hatte, legte er das Telefon südlich des Brenners auf der Ladefläche eines parkenden Lastwagens ab – um ein freiwilliges Verschwinden vorzutäuschen, glaubt die Staatsanwaltschaft.

30 Verhandlungstage sind für den Prozess vor dem Nürnberger Landgericht angesetzt. Ende Juli könnte ein Urteil fallen – obwohl die Leiche bis heute verschwunden ist. Ob das Gericht den Schilderungen der Staatsanwaltschaft folgt und Dejan B. und Ugur T. tatsächlich schuldig spricht, bleibt abzuwarten. Gerichtssprecherin Tina Haase sagte der Nachrichtenagentur dpa: "Die Beweise in der Gesamtlage verdichten sich so, dass man zu einer Verurteilung kommen könnte." Dass Alexandra R. noch am Leben ist, glaubt im Gerichtssaal jedenfalls kaum einer mehr.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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