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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mann des Opfers stand schon vor Gericht Mord an junger Frau: Polizei rollt 33 Jahre alten Cold Case neu auf
Vor über 33 Jahren wurde die Leiche von Claudia Obermeier bei Nürnberg gefunden. Der Täter ist bis heute unbekannt. Doch nun spricht die Polizei von einer neuen Spur.
Im August 1990 verlässt eine 22-Jährige das Blumenfestwochenende in Röthenbach an der Pegnitz. Claudia Obermeier kommt nie zu Hause an. Am nächsten Morgen findet ein Spaziergänger ihre Leiche im Wald zwischen Röthenbach und Renzenhof. Jetzt, über 33 Jahre später, rollen Ermittler den Fall wieder auf.
Röthenbach ist eine winzige Stadt mit rund 10.000 Einwohnern in Mittelfranken. Claudia Obermeier will durch den Wald nach Renzenhof laufen, wo sie mit ihrem Ehemann lebt – ein Weg von etwas mehr als drei Kilometern, 45 Minuten zu Fuß. Renzenhofs Einwohner wurden zuletzt 1987 gezählt. Damals lebten dort keine 230 Menschen.
Claudia Obermeiers Mann soll sie geschlagen haben
Am nächsten Morgen findet ein Spaziergänger ihre Leiche im Wald zwischen Röthenbach und Renzenhof.
Der Fall erschüttert die vermeintliche Idylle wenige Kilometer vor den Toren Nürnbergs. Obermeiers Ehemann wird angeklagt, und dafür gibt es auf den ersten Blick gute Gründe: So schreiben die "Nürnberger Nachrichten", der damals 26-Jährige habe seine Frau mehrmals geschlagen, zuletzt nur wenige Stunden, bevor Obermeier starb. Er soll sie dabei auch gegen eine Glastür gedrückt haben, die junge Frau erlitt eine Schnittwunde.
Anschließend soll der Mann alleine nach Hause gefahren sein, seine Ehefrau rief eine Freundin an, dann ein Taxi. Noch vor dessen Eintreffen lief sie allerdings wohl auf eigene Faust los. Der Taxifahrer erinnert sich später, eine junge Frau angesprochen zu haben, die in Richtung Wald lief. Er war wohl neben ihrem Mörder der Letzte, der Claudia Obermeier lebend gesehen hat. Am nächsten Morgen entdeckte ein Spaziergänger die Frau, erwürgt und halbnackt im Wald.
Zu Details schweigt die Polizei weiter
Der Ehemann kommt vor Gericht – und wird freigesprochen, aus Mangel an Beweisen. Und es stellt sich in Röthenbach das Gefühl ein, dass Claudia Obermeiers Mörder nie gefunden wird.
Bis heute. Denn in den vergangenen Jahren, so schreibt es die Polizei, seien Beamte immer und immer wieder die Beweise durchgegangen, jeweils mit der Technologie ihrer Zeit. Nun gibt es wohl einen Durchbruch. Die Polizei schreibt von einer "vielversprechenden Spur". Wen sie belastet, welcher Art sie ist, wo und wie sie gefunden wurde – darüber herrscht Stillschweigen.
Nächste Woche Auftritt bei "Aktenzeichen XY... Ungelöst"
Sieben Beamte sind nun Teil der neuen Ermittlungskommission "Flora". Ihr Leiter, Erster Kriminalhauptkommissar Wolfgang Eberle, wird am kommenden Mittwoch, dem 8. November, zusammen mit Kriminaloberkommissar Stephan Fulde in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... Ungelöst" auftreten.
Die Polizei erhoffe sich, so "die entscheidenden Hinweise zu erhalten, um den bis heute unbekannten Täter zu ermitteln".
- presseportal.de: Pressemitteilung des Polizeipräsidiums Mittelfranken vom 3. November 2023
- nn.de: "33 Jahre nach Mord an Claudia O. in Röthenbach: Polizei stößt auf unerwartete Spur" vom 3. November 2023