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Antisemitismus-Vorwurf: Schadet der Fall Ofarim der Glaubwürdigkeit aller Juden?


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Fall Gil Ofarim
"Der Jude" ist schuld? Wir haben nichts gelernt

  • Bianca Hoffmann
MeinungVon Bianca Hoffmann

Aktualisiert am 20.10.2021Lesedauer: 2 Min.
Gil Ofarim bei der Aufzeichnung der WDR-Talkshow "Kölner Treff" (Symbolbild): Der Vorfall um Gil Ofarim zeigt das Antisemitismus-Problem in Deutschland.Vergrößern des Bildes
Gil Ofarim bei der Aufzeichnung der WDR-Talkshow "Kölner Treff" (Symbolbild): Der Vorfall um Gil Ofarim zeigt das Antisemitismus-Problem in Deutschland. (Quelle: Future Image/imago-images-bilder)
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Vom Opfer zum Täter in nur zwei Wochen. Der antisemitische Vorfall um Gil Ofarim zeigt, wie es um den Kampf gegen Antisemitismus in Deutschland und die Debatte darum bestellt ist: nicht gut.

Gil Ofarim ist Jude. Und ja, die gibt es in Deutschland trotz der Shoah noch. Und nein, jüdisches Leben ist hierzulande (leider) nicht selbstverständlich. Umso wichtiger, dass der Musiker seine Reichweite nutzt, um auf Antisemitismus aufmerksam zu machen.

Ofarim hatte vor zwei Wochen auf Instagram behauptet, es habe wegen eines Davidsterns, den er an einer Kette um den Hals trage, einen antisemitischen Vorfall gegeben. Ein Hotelmitarbeiter habe ihn aufgefordert, die Kette abzunehmen, ein anderer Gast des Hotels habe ihn beleidigt.

Auf Videoaufnahmen, die die "Bild"-Zeitung am Sonntag veröffentlicht hat, ist Ofarim vor dem Hotel und im Hotel ohne sichtbare Kette zu sehen. Er behauptet, er habe sie getragen, er sei sich aber nicht mehr sicher, ob über oder unter dem T-Shirt. Der antisemitische Vorfall habe sich unabhängig davon so zugetragen, wie er es bei Instagram bekannt machte.

Gil Ofarim – vom Opfer zum Täter in zwei Wochen

Plötzlich sind die Zweifel da. Hat es sich so zugetragen oder nicht? Die Beweislast liegt jetzt offensichtlich beim Geschädigten – Gil Ofarim. Vom Opfer zum Täter in zwei Wochen, so schnell kann es gehen. Die Reaktionen in den sozialen Netzwerken und den Medien zeigen deutlich: Antisemitismus ist und bleibt ein Problem. Und anscheinend ist man in Deutschland immer noch schnell dabei, "dem Juden" nicht zu glauben.

Wer offen Kippa oder Davidstern trägt, wird schief angeschaut, beleidigt und im schlimmsten Fall angegriffen. Beispiele gibt es genug, wie die schwere Körperverletzung bei einer Mahnwache in Hamburg oder der Angriff auf einen Kippa-Träger in Köln. Fälle wie der geplante Anschlag auf eine Synagoge in Hagen zu Jom Kippur oder das Attentat in Halle 2019 nicht eingerechnet.

Antisemitismus ist mehr als offen sichtbare Angriffe

Wenn dann aber plötzlich ein Jude kommt und sich wehrt, muss er mit scharfem Gegenwind rechnen. Und egal wie sich die Sache weiterentwickelt, an Gil Ofarim wird ein Makel haften bleiben. Wie sollen weniger prominente Juden in Deutschland noch den Mut finden, antisemitische Straftaten anzuzeigen oder öffentlich zu machen, wenn ihnen am Ende doch nicht geglaubt wird?

Am Ende ist die Causa Ofarim ein Lehrbeispiel in Sachen Antisemitismus in Deutschland. Und das zeigt eines deutlich: Wir haben aus der Geschichte offenbar nichts gelernt.

Verwendete Quellen
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