Polizei sucht Zeugen Bei rechter Demo: "Querdenker" fährt mit Auto in Sitzblockade
Während einer rechten Demo in Leipzig soll ein Mann mit seinem Auto linke Gegendemonstranten angefahren haben. Er berichtet, bedrängt worden zu sein.
Während der als rechte Großdemo angekündigten "Ami-go-home"-Demonstration am Sonnabend in Leipzig soll es zu mehreren Zwischenfällen gekommen sein. Einige davon werden erst jetzt bekannt.
So soll ein Mann mit seinem Auto in eine Sitzblockade gefahren sein und dabei einen Demonstranten angefahren haben. In einem Gespräch mit der Leipziger Volkszeitung bestätigt der Mann den Vorfall, stellt ihn aber anders dar, als Demonstranten ihn schildern.
Besonders pikant: Der mutmaßliche Fahrer des Pkw soll ein bekannter rechter Lokalpolitiker mit Querdenker-Programm aus einer Kleinstadt bei Leipzig sein. Die "Leipziger Volkszeitung" sprach am Montag mit ihm und gab seinen Namen an: "Gebhard Berger aus Altenburg".
Mann im Auto offenbar ein bekannter rechter Lokalpolitiker
Dass es einen "Zwischenfall zwischen einem Fahrzeug und Versammlungsteilnehmenden" gegeben hatte, bestätigte die Polizei Leipzig in einer Mitteilung und im Gespräch mit t-online. "Wir stehen noch ganz am Anfang der Ermittlungen", sagte eine Polizeisprecherin zu t-online. Was genau geschehen sei, können man noch nicht sagen.
"Bei uns hat sich bisher kein verletzter Beteiligter des Vorfalls gemeldet", sagte die Sprecherin zu t-online. Sie bestätigt aber, dass der Vorfall von Beamten beobachtet und aufgenommen wurde.
Zuvor hatte es Berichte in sozialen Medien gegeben, dass ein Mann mit seinem Auto in eine Sitzblockade gefahren sei. Eine Nutzerin schrieb: "Verletzt wurde keiner, aber Bullen haben daneben gestanden und zugeschaut wie der mehrere Personen angefahren hat."
Der Leipziger Grünen-Stadtrat Jürgen Kasek schrieb auf Twitter: "Am Rande der gestrigen Demonstrationen kam es zu versuchten Totschlag/gefährliche Körperver. Auto, Altenburger Kennzeichen, anhand der Aufkleber Querdenker, fuhr in eine Sitzblockade wodurch ein Demonstrant auf der Motorhaube landete."
Die Polizei Leipzig gab dazu am Montag noch keine klare Einschätzung: "Den ersten Erkenntnissen der aufnehmenden Einsatzkräfte zufolge soll ein Pkw-Fahrer versucht haben, die Versammlung, deren Teilnehmende auf der Straße saßen, zu umfahren", schrieb sie vorsichtig. Und: "Die Schilderungen des betroffenen Fahrers zum Geschehen weisen deutliche Unterschiede zu den Aussagen einzelner Twitter-Accounts auf."
Auf Twitter wird Dramatischeres berichtet. So soll es am Sonnabend auf der Friedrich-Ebert-Straße im Leipziger Zentrum eine Sitzblockade eher linksgerichteter Demonstranten gegeben haben, die den Zweck hatte, die rechte "Ami-go-home"-Demonstration aufzuhalten. Hier sei der Zwischenfall passiert.
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Der "Leipziger Volkszeitung" berichtete Stadtrat Kasek weitere Details: Die Sitzblockierer hätten eine Rettungsgasse freigehalten, durch die der Pkw-Lenker fahren wollte. Plötzlich, "habe das Fahrzeug eine 'Ausscherbewegung' gemacht, 'als wollte es auf die Demonstranten zufahren'", sagte Kasek der LVZ.
"Ein junger Mann stieg auf die Motorhaube"
Gebhard Berger, der Mann im Auto, berichtete der LVZ, er habe die rechte "Ami-go-home"-Demo besucht – und sei in seinem Auto sitzend von Gegendemonstranten bedrängt worden. Als einer der Gegendemonstranten auf seine Motorhaube gestiegen sei, habe er Gas gegeben, sagte Berger der LVZ. "Ein junger Mann stieg auf die Motorhaube – damit war der Weg frei, und ich bin weiter gefahren", zitiert ihn die Zeitung.
Berger kandidierte 2021 als parteiloser Kandidat für den Bundestag und forderte unter anderem einen "Stopp der Aggression gegen Russland" und einen "Stopp des Abbaus des Rechtsstaates unter dem Vorwand einer pharmaabsatzfördernden aufgeblasenen Seuchen-Bedrohung", wie er auf der Plattform abgeordnetenwatch.de selbst schrieb.
Auf der Facebook-Seite des Brillengeschäftes von Gebhard Berger in Altenburg werden regelmäßig impf- und maskenkritische Inhalte mit "Querdenker"-Flair veröffentlicht. Dort findet sich auch ein Bild von einem VW-Bus, dazu steht – offenbar mit Bezug auf den Anschlag auf den Berliner Breitscheidplatz – geschrieben: "Mit einem deutschen Fahrer fährt dieser Bus zum und nicht in den Weihnachtsmarkt."
Verletzt wurde bei dem Vorfall in Leipzig offenbar niemand, zumindest dies stehe laut Polizei fest. Die Beamten ermitteln nun unter Hochdruck, was genau vorgefallen war am Sonnabend am Rande der rechten "Ami go home"-Demonstration in Leipzig.
Die Polizei bittet dringend um Aussagen von Zeugen des Geschehens in der Friedrich-Ebert-Straße. Zeugen werden gebeten, sich bei der Kriminalpolizei, Dimitroffstraße 1 in Leipzig oder unter der Telefonnummer 0341-966 4 6666 zu melden.
- Telefonat mit der Polizei Leipzig
- LVZ: "Rechtsextreme Demo in Leipzig: Vorfall zwischen Pkw und Gegendemonstranten wird unterschiedlich dargestellt" (Stand 14 Uhr)
- Mitteilung der Polizei Leipzig per Mail
- Eigene Recherchen
- Facebook: Profilseite von "Berger Brillen" Altenburg
- Abgeordnetenwatch.de: Antwort von Gebhard Berger auf eine Frage zu seinen politischen Zielen