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Gaskrise: Angst vor der Gasrechnung? So reagieren Verbraucher wirklich


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"Man muss sich nur zu helfen wissen"
Angst vor der Gasrechnung? So reagieren Verbraucher


Aktualisiert am 07.10.2022Lesedauer: 3 Min.
Sie hat einen Festpreisvertrag und wusste schon vorher, dass ihre Heizung teuer ist: Silvia Ungebauer aus Leipzig.Vergrößern des Bildes
Sie hat einen Festpreisvertrag und wusste schon vorher, dass ihre Heizung teuer ist: Silvia Ungebauer aus Leipzig. (Quelle: NEWS5/Grube)

"Die Leute verlieren die Nerven", sagte Sachsen-MP Kretschmer jüngst im Morgenmagazin. Tasächlich? t-online hat sich in der Leipziger City umgehört.

Die Menschen würden beim Thema Energiekosten "die Nerven verlieren", klagte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer am Mittwoch im ZDF-Morgenmagazin.

Er tat dies auch angesichts der Energiepolitik-Demonstrationen, die seit einigen Wochen in Ostdeutschland Zehntausende auf die Straße bringen. Sie richten sich nicht nur gegen hohe Energiepreise, sondern auch gegen die Russlandpolitik der Regierung; gefordert wird, angeheizt von rechten Akteuren, sogar der Systemsturz.

Doch bei einer kleinen Fragerunde an einem ganz normalen Mittwochnachmittag in der Innenstadt von Leipzig zeigt sich ein anderes Bild: Die Befragten reagieren gelassen auf die Herausforderungen, sie vertrauen auf den Staat und haben sich im Privaten gut vorbereitet.

"Ich habe keine Angst vor der Abrechnung"

"Wir haben vor ein paar Monaten schon angefangen, etwas mehr Miete zu zahlen, darum haben wir da einen ganz guten Puffer", sagt Lisa Lange, eine junge Mutter aus Leipzig. "Ich habe keine Angst vor der Abrechnung."

Lange kann verstehen, dass die Energieunternehmen die Preise erhöhen müssen, meint aber: "Es ist trotzdem nicht fair dem normalen Verbraucher gegenüber." Den geplanten Energiepreisdeckel findet sie gut, viele würden sich sonst die Preissteigerungen nicht leisten können.

"Ob der Preisdeckel dann auch wirklich in Kraft tritt, ist noch so 'ne Frage", sagt wenige Meter weiter eine andere Frau, die ihren Namen lieber nicht nennen will. Sie ist ein wenig skeptisch, ob auch alle angekündigten Hilfen der Regierung eintreffen. Was sie aber eigentlich stört, ist, dass "diejenigen, die nicht arbeiten gehen und auf der faulen Haut liegen, höher bezahlt werden als wir Rentner."

"Einige sind nicht gut informiert oder lassen sich Angst machen"

David Hortig dagegen vertraut auf den Staat. Ob er Angst vor der Nebenkostenabrechnung hat? "Nein, nicht wirklich", sagt der junge Mann. "Wenn man Mindestlohn verdient oder arbeitslos ist, kann man Hilfe vom Staat erwarten."

Warum Existenzangst haben, wenn man unterstützt werde, fragt er. Deutschland sei schließlich ein Sozialstaat. "Man muss sich nur zu helfen wissen und die entsprechenden Anträge stellen."

Für die derzeitigen Proteste in Sachsen hat er wenig Verständnis. "Das sind offenbar Leute, die Langeweile haben und sich dann über Dinge echauffieren, die sie eh nicht ändern können", meint er. "Ich glaube", meint Horting, "einige sind vielleicht nicht gut informiert oder lassen sich von den Massenmedien Angst machen."

Und letztlich, meint der junge Mann, hätten wir es in diesem Land ja eigentlich ganz gut. "Wir hatten hier doch noch nie etwas wirklich Schlimmes auszuhalten, so etwas wie Krieg oder so", sagt er und geht.

"Die Großwetterlage ist ja nicht so besonders gerade"

Silvia Ungebauer steht auf der anderen Straßenseite, und auch sie sieht dem, was da kommen mag, gelassen entgegen. Auf die Frage, ob sie Angst vor ihrer Nebenkostenabrechnung hat, antwortet sie mit einem entschiedenen "Nein".

"Wir haben einen Festpreisvertrag, zu Hause heizen wir mit Öl", sagt sie und lacht. "Das ist sowieso teuer, das wussten wir schon vorher. Und darum ... was soll's?" Ungebauer zuckt mit den Schultern. Den 200-Milliarden-Euro Rettungsschirm findet sie prima: "Es wird Leute geben, die darauf angewiesen sind. Ja, und darum finde ich das gut."

"Die Großwetterlage ist ja nicht so besonders gerade", sagt ein älterer Mann auf dem Marktplatz und kneift die Augen zusammen, Hartmut Pahl ist sein Name. Im Augenblick habe er noch keine Angst vor der Gasrechnung. "Aber es kann passieren, man weiß ja nicht, was uns erwartet" , sagt er.

Den 200-Milliarden-Preisdeckel sieht er mit gemischten Gefühlen. "Es wird ja immer viel beschlossen, aber wie betrifft mich das persönlich?", fragt er sich. "Was wird das? Was bedeutet das? Das ist ja das Entscheidende", meint er.

Er fragt sich auch, wo die Regierung das viele Geld hernimmt. "Da werden vermutlich mörderische Schulden aufgenommen", befürchtet er. "Wie wirkt sich das später aus? Ich habe Kinder, ich habe Enkelkinder. Das ist das, was mich eigentlich viel mehr interessiert."

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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