Freude am Max-Planck-Institut Leipziger Forscher werfen Nobelpreisträger in Teich
Wissenschaftliche Zurückhaltung? Nicht bei der Nobelpreisfeier des Max-Planck-Instituts: Den Triumph von Svante Pääbo feierte man dort ausgelassen.
Erst erhielt Svante Pääbo die größte wissenschaftliche Ehrung seines Lebens, dann bekam er nasse Füße. Pääbo, der als Begründer der Paläogenetik gilt und seit 1997 am Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie (MPI-EVA) in Leipzig arbeitet, hatte am Montag den Medizin-Nobelpreis gewonnen.
Einen echten Scherz nach einer Pressekonferenz und einem Umtrunk am Nachmittag nahm Pääbo mit Humor: Einige Kollegen warfen ihn im hohen Bogen in ein Wasserbecken im Innenhof des Max-Planck-Instituts. Pääbo planschte ein wenig mit den Füßen und lachte über die Aktion, bevor er herauskrabbelte und klatschnass im Institut verschwand.
Am Dienstagabend veröffentlichte das Leipziger Institut dann auch Bilder der kuriosen Feier im Kollegenkreis.
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- Leipziger Preisträger Svante Pääbo: Schon sein Vater gewann einen Nobelpreis
Forscher aus Leipzig freut sich über Nobelpreis
Am Montag hatte Jean-Jacques Hublin, langjähriger Kollege Pääbos und ebenfalls Wissenschaftler am MPI-EVA, den Preis als "lange erwartete und höchst verdiente Auszeichnung" bezeichnet. "Ich habe es noch nicht ganz verdaut", sagte Pääbo der Deutschen Presse-Agentur in Leipzig. "Das Handy spielt seit einigen Stunden verrückt."
Die Auszeichnung sei "natürlich supertoll", auch für die Arbeitsgruppe und das Forschungsfeld. Nach der Nachricht habe er alkoholfrei mit seiner Frau, den beiden Kindern und ein paar Nachbarn angestoßen. Zunächst habe er das alles nicht glauben wollen und angenommen, er solle hereingelegt werden, ergänzte der 67-Jährige. "Ich dachte zuerst: Kann das jetzt ein Scherz sein?"
Neandertaler-Spuren in der DNA des Menschen
Zu den wesentlichen Forschungsergebnissen Pääbos gehört die Erkenntnis, dass Erbgut-Spuren des Neandertalers noch heute in der DNA des Menschen zu finden sind – die beiden Arten hatten sich in ihrer gemeinsamen Zeit auf der Erde untereinander vermehrt. Ein weiterer Meilenstein seiner Karriere war die Entdeckung des sogenannten Denisova-Menschen, eines anderen ausgestorbenen Verwandten des modernen Homo sapiens.
Die Erbgut-Spuren unserer ausgestorbenen Verwandten beeinflussen bis heute die Gesundheit des Menschen. So gebe es etwa Neandertaler-Gene, die auf die Immunantwort bei verschiedenen Infektionen wirkten, so das Nobelkomitee.
Homo sapiens und Homo neandertalensis hatten Kinder miteinander
Pääbo hatte sich bereits früh in seiner wissenschaftlichen Karriere mit der Möglichkeit beschäftigt, DNA von Neandertalern zu untersuchen. Das Problem: DNA ist ein recht instabiles Molekül und zerfällt im Laufe der Zeit in immer kleinere Bruchstücke. Zudem erschweren Verunreinigungen die Analyse. Dennoch gelang es dem Ausnahmeforscher, Erbgut des Neandertalers aus alten Knochenfragmenten zu isolieren und zu analysieren.
2010 stellte er eine erste Version des Neandertaler-Genoms vor. Vergleiche mit dem Erbgut des modernen Menschen zeigten unter anderem, dass bei Menschen mit europäischer oder asiatischer Herkunft etwa 1 bis 4 Prozent des Genoms auf den Neandertaler zurückgehen. Homo sapiens und Homo neandertalensis mussten also Kinder miteinander gezeugt haben – eine bahnbrechende Erkenntnis.
Ähnliches gilt für den Denisova-Menschen: Ein winziges, 40.000 Jahre altes Fingerknochenfragment war 2008 in der Denisova-Höhle in Sibirien gefunden worden. Untersuchungen der daraus gewonnen DNA zeigten, dass sich diese von der des Menschen und von der des Neandertalers unterschied – damit hatte Pääbo eine bisher unbekannte Frühmenschen-Form entdeckt.
Pääbo ist nicht der erste Nobelpreisträger seiner Familie: Sein Vater Sune Bergström erhielt die Auszeichnung 1982 gemeinsam mit zwei weiteren Wissenschaftlern, ebenfalls in der Kategorie Medizin. Ob ihn das oder die Bekanntschaft mit anderen herausragenden Forschern in seiner Arbeit beeinflusst habe, fragte das Nobelkomitee den frisch Gekürten. "Ich habe gemerkt, dass auch diese Menschen normale menschliche Wesen sind und dass das alles nicht so eine riesige Sache ist", antwortet der 67-Jährige, selbst Vater von zwei Kindern.
- Twitter-Beitrag der Max Planck Society
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa