Astronaut Matthias Maurer "Zum Glück haben die russischen Kollegen das direkt angesprochen"
Nach 177 Tagen im All ist Matthias Maurer zurück in Köln. Nun spricht der Astronaut über Weltraumtourismus, Zimmertausch auf der ISS und warum die Gewichte im Fitnessstudio plötzlich schwerer scheinen.
Ungefähr ein halbes Jahr, genauer 177 Tage, war Matthias Maurer nicht auf der Erde. Jetzt ist er zurückgekehrt von der Internationalen Raumstation (ISS). Vor ihm waren bereits 599 Menschen im Weltall, aber erst elf Deutsche.
Der 52-Jährige landete mit drei US-Kollegen an Bord einer Dragon-Kapsel des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX vor der Küste Floridas im Meer und flog dann an Bord einer Luftwaffenmaschine nach Deutschland.
Nun gewöhnt sich Maurer erst einmal wieder an die Schwerkraft und an die Erde. "Zurück im Fitnessstudio – die Gewichte scheinen schwerer zu sein, als ich sie in Erinnerung habe", twitterte der Astronaut zu seinen Muskeln, die in der Schwerelosigkeit offenbar zum Teil abhandengekommen sind.
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Auch ein bisschen mehr Platz und ein ganz eigenes Bett dürfte Maurer aller Voraussicht nach auf der Erde haben. Auf der Raumstation ist der Platz naturgemäß begrenzt – und seine Kajüte hat er probeweise mit einem russischen Kollegen getauscht, wie er erzählt. "Ich hatte eine neue Kajüte im Columbus-Modul. Da sagten die russischen Kollegen, da würde ich auch mal gerne schlafen, machen wir mal einen Zimmertausch", sagte Maurer.
Maurer in Köln: Der Krieg war auch im Weltall ein großes Thema
Der Krieg, der im Februar in der Ukraine ausbrach, war auch auf der ISS ein Thema, nicht nur wegen der mitreisenden russischen Kosmonauten. Dennoch: Unmittelbar nach Kriegsbeginn habe auf der ISS zunächst eine gewisse Unsicherheit geherrscht, wie mit dem Thema umgegangen werden sollte.
"Zum Glück waren es die russischen Kollegen, die das direkt angesprochen haben", sagte Maurer. "Oben waren wir alle einer Meinung: Dass wir alle entsetzt und betroffen waren über das, was auf der Erde vorgefallen ist, da gab es keinen Unterschied zwischen uns."
Wenige Tage nach seiner Rückkehr hat er auch ein erstes Fazit über die Besuche von Touristen auf der Internationalen Raumstation ISS gezogen – und das fiel gemischt aus. Während der Aufenthalt des japanischen Weltraumtouristen Yusaku Maezawa im Dezember "hervorragend" verlaufen sei, hätten die Weltraumtouristen aus den USA viel Hilfe gebraucht, sagte Maurer am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Köln. Zu acht sei es eng geworden auf der ISS.
Touristen bräuchten "einfachere Infrastruktur"
"Im Endeffekt mussten wir sie sehr stark unterstützen, das hat natürlich für uns bedeutet: Unsere Arbeit blieb liegen", sagte Maurer. Für acht Menschen habe es nicht genug Forschungsmöglichkeiten gegeben, auch eine ausreichende Unterstützung von der Erde aus sei nicht möglich gewesen. Die Touristen bräuchten insgesamt eine "einfachere Infrastruktur, die weniger fehleranfällig ist".
Gleichzeitig habe der Weltraumbesuch der drei Unternehmer unter Leitung eines früheren Astronauten auch eine positive Seite gehabt: "Diese Weltraumtouristen haben natürlich ein ganz anderes Netzwerk dadurch, dass sie einer anderen Bevölkerungsschicht angehören", sagte Maurer.
Auch privat würden die Unternehmer viel Geld für Forschung spenden. Auf der ISS hätten die Astronauten plötzlich Zugang zu Wissenschaftlern und Experimenten gehabt, "die über den klassischen Weg der Raumfahrt nicht so schnell oben angekommen wären". Er sei sich sicher, dass die Raumfahrt der Zukunft kommerziell ablaufen werde.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und AFP
- Twitter-Account von Matthias Maurer
- Eigene Recherchen