Polizeihubschrauber im Einsatz Pro-russischer Autokorso blockiert Bonner Innenstadt
Hupkonzert und Stau in der Bonner City: Eine pro-russische Demonstration fährt durch die Innenstadt. Ziel der hunderten Fahrzeuge war ein Friedhof in Duisdorf.
Ein Autokorso mit mehreren hundert Fahrzeugen ist am Sonntagmittag aus Köln kommend zu einem sowjetischen Ehrenmal auf dem Friedhof in Bonn-Duisdorf gefahren. Es handele sich um eine pro-russische Kundgebung, sagte ein Bonner Polizeisprecher.
Die Teilnehmer legten Blumen an dem Ehrenmal ab. "Die Aktion steht in Zusammenhang mit dem russischen Angriff auf die Ukraine", hieß es in einer Mitteilung der Polizei. Auf dem Weg vom Parkplatz eines Baumarkts zu dem Friedhof durch ein Wohngebiet skandierten die Teilnehmer "Rossiya!", aber auch "Deutschland! Russland! Deutschland!"
Bei der Kundgebung sollte auch an im Osten der Ukraine getöteten Kinder aus der russlandfreundlichen Donbass-Region erinnert werden, hieß es. Das Narrativ ziviler Opfer des Konflikts in den selbsterklärten Volksrepubliken Donezk und Luhansk diente Putin zur Rechtfertigung des Angriffskreigs. Tatsächlich waren dort in den vergangenen drei Jahren jeweils zwischen 25 und 27 Zivilisten getötet worden, teilweise durch Minen und Munitionsreste.
In einem Aufruf zu der Kundgebung war dennoch angeregt worden, Fotos getöteter Kinder mitzubringen. Als Ziel war zunächst das Russische Generalkonsulat angegeben, das über die Fahrt angeblich nicht informiert worden war. Auch dort traf ein kleine Gruppe ein. Auf Twitter waren einige der Fahrzeuge am Mittag zu sehen. Die Polizei begleitete den Autokorso auch mit einem Hubschrauber.
Die Initiatoren der Aktion waren zunächst unklar. Seit Anfang der Woche hatte es Aufrufe gegeben. Wie der Bonner "General-Anzeiger" berichtet, wurde allerdings am Sonntagmorgen dann kurzfristig von einer Person eine Demonstration angemeldet.*
Pro-Russland-Kundgebung in Bonn: Initiatoren unklar
Die Polizei warte vor erheblichen Verkehrsbehinderungen in Bonn: Betroffen seien vor allem die Bonner Innenstadt und die Ortsteile Duisdorf und Lessenich-Meßdorf im Stadtbezirk Hardtberg. Vor der Demonstration hatte das Lew Kopelew Forum Russlanddeutsche vor einer Teilnahme an der Kundgebung gewarnt.
Auf der Facebookseite des Verbands, der sich für den kulturellen Austausch zwischen Russland und Deutschland einsetzt, hieß es über die geplante Kundgebung: "Zynischer geht es kaum." Man habe die Polizei im Vorfeld vor dem Autokorso gewarnt und rate, sich von der Demonstration fernzuhalten.
Auf Facebook und in russischen Netzwerken dafür geworben worden, sich dem "friedlichen Ereignis" anzuschließen. Es war die zweite derartige Kundgebung in Deutschland.
Über den ersten Protest im pfälzischen Donnersbergkreis mit einigen dutzend Autos war auch in russischen Medien berichtet worden. Bei dem Korso in Kirchheimbolanden waren auch an Autos "Z"-Symbole angebracht, die als Unterstützung für den russischen Angriffskrieg verstanden werden.
CDU und SPD in NRW hatten am Samstag gefordert, das Symbol zu verbieten. Zuvor hatten die Bundesländer Bayern und Niedersachsen erklärt, das Zeigen als Straftaten verfolgen.
*Der Text wurde mit dieser Information aktualisiert, dass die Demonstration kurzfristig angemeldet worden ist.
- Pressemitteilung der Polizei Bonn
- ga.de: "Autokorso mit Hunderten Fahrzeugen fährt derzeit durch Bonn"
- Facebook-Beitrag des Lew Kopelew Forum
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa