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Krieg könnte Kölsch teurer machen – unter Umständen


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Krieg und gestiegene Kosten
Gaffel-Chef: Kölsch-Preis könnte auf 2,10 Euro klettern


21.03.2022Lesedauer: 3 Min.
Zapftisch in einem Kölner Brauhaus (Symbolfoto): Die Preise für Kölsch im Glas ziehen ein wenig an. Damit hat aber der Krieg in der Ukraine zumindest in erster Linie nichts zu tun.Vergrößern des Bildes
Zapftisch in einem Kölner Brauhaus (Symbolfoto): Die Preise für Kölsch im Glas ziehen ein wenig an. Damit hat der Krieg in der Ukraine aber zumindest in erster Linie nichts zu tun. (Quelle: Winfried Rothermel/imago-images-bilder)

Die Folgen des Kriegs in der Ukraine zeigen sich schon jetzt in den Supermärkten. Das Speiseöl wird knapp. Müssen auch Kölsch-Trinker bald um ihr Lieblingsgetränk fürchten?

Alles wird teurer, in manchen Geschäften werden Lebensmittel knapp. Insbesondere Speiseöl wird in Kölner Supermärkten derzeit gehamstert. Preisanstiege für Getreideprodukte könnten ebenfalls mit dem Krieg zusammenhängen, denn die Ukraine ist einer der größten Weizenexporteure der Welt. Getreide steckt auch im Bier. Heißt das, dass sich Kölnerinnen und Kölner Sorgen um ihr Kölsch machen müssen?

Dem Geschäftsführer des Kölner Brauerei-Verbandes Christian Kerner zufolge besteht für die Kölsch-Produktion noch kein Grund zur Sorge. "Gerstenmalz, Weizen und Hopfen kommen zum größten Teil aus EU-Ländern und den USA. Da muss sich im Moment keiner Sorgen um den Biernachschub machen", erklärt er.

Das belegen auch die Daten des Statistischen Bundesamtes. Demnach waren Tschechien und Polen 2021 mit weit über 300.000 Tonnen die größten Gerstenimportländer für Deutschland. Frankreich liefert ebenfalls viel Getreide nach Deutschland. Bei Weizen sieht es nicht anders aus. Hopfen produziert Deutschland zum großen Teil selbst und exportiert davon mehr, als es importiert.

Köln: Gedrosselte Gaslieferungen könnten Bierproduktion treffen

Eine andere wichtige Zutat fürs Bier macht Christian Kerner dagegen größere Sorgen. "Wenn Putin die Gaslieferungen nach Deutschland drosselt, dann könnte sich das auch auf die Bierproduktion auswirken", befürchtet er. "Die Lage ist nicht absehbar." Brauen sei ein sehr energieintensiver Prozess. "Die Zwischenprodukte vom Rohstoff zum fertigen Bier müssen je nach Biersorte mehrmals auf bis zu 100 Grad erhitzt und dann wieder stark heruntergekühlt werden", sagt Brian Gibson.

Er forscht zum Thema Brauen an der TU Berlin. Vielfach wird fürs Aufheizen Gas genutzt. Sollte weniger Gas aus Russland in Deutschland ankommen, könnte das für die gesamte Industrie ein großes Problem werden. In diesem Fall müsste priorisiert werden, welche Industriezweige noch Gas bekommen und welche nicht.

"Ich fürchte, dass Brauereien dann nicht bevorzugt beliefert werden", so Kerner. Seine Hoffnungen ruhen derweil auf der Erfahrung aus dem Kalten Krieg. Auch damals habe die Sowjetunion ihre Lieferverträge immer eingehalten. Kerner wünscht sich zwar, dass wir Gas künftig aus anderen Quellen beziehen und langfristig ersetzen, aber im Moment sei die Abhängigkeit noch da.

Gestiegene Bierpreise durch Transport- und Lohnkosten

Wenn aber Gas, Getreide und Hopfen derzeit noch in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, stellt sich die Frage, warum die Kölsch-Preise anziehen. Das ist keine direkte Folge des Krieges, sondern liegt an den insgesamt gestiegenen Kosten. Neben höheren Strom- und Gaspreisen machen vor allem die Transportkosten den Brauereibetrieben zu schaffen.

Noch immer sind infolge der Corona-Pandemie Lieferketten gestört, Container stauen sich aufgrund von Personalengpässen. Wenn ein wichtiger Lieferant ausfalle und man auf andere umschwenke, steigere das die Nachfrage. Das treibe die Preise zusätzlich. "Hat ein Überseecontainer vor zwei Jahren noch 2.500 Euro gekostet, sind es heute 16.000 Euro für eine Überfahrt", rechnet Christian Kerner vor. Dazu kämen gestiegene Lohnkosten, die insbesondere Gastronomen treffen würden. Die Corona-Kontrollen würden zu einem erhöhten Personalbedarf führen, darüber hinaus seien die Löhne zuletzt insgesamt gestiegen.

Das bestätigt auch Gaffel-Geschäftsführer Heinrich Philipp Becker im Interview mit t-online. Alles in allem geht er ab April von einem Kölsch-Preis zwischen 1,90 Euro und 2,10 Euro aus. Die letzte Preiserhöhung für das Glas Kölsch habe es im Übrigen vor vier Jahren gegeben. Von den Preisanstiegen unberührt ist Bier im Einzelhandel. "Der Kasten Bier kostet hier genauso viel wie vor zehn Jahren. Das hängt mit dem Wettbewerb der großen Brauereien zusammen", erklärt Kerner.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Christian Kerner, Geschäftsführer Kölner Brauerei-Verband
  • Heinrich Philipp Becker im Interview mit t-online: Warum Kölsch bald teurer wird
  • Statistisches Bundesamt
  • Eigene Recherche
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