Wegen Krieg in der Ukraine Köln legt Beziehung zu Wolgograd auf Eis
Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) hat zusammen mit CDU, Grünen und Volt die Städtepartnerschaft mit der russischen Stadt Wolgograd ausgesetzt. Das stößt nicht nur auf Gegenliebe.
Mit scharfer Kritik hat Eva Aras, Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Köln-Wolgograd, auf den Beschluss von Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) und den Bündnispartnern von CDU, Grünen und Volt reagiert, die Städtepartnerschaft mit Wolgograd auf Eis zu legen.
"Wir sind entsetzt, empört und fassungslos, dass die Stadt Köln so plötzlich und über unsere Köpfe hinweg beschlossen hat, die Partnerschaft mit Wolgograd, dem ehemaligen Stalingrad, auf Eis zu legen", so Aras zu t-online. "Gerade jetzt" sei der Kontakt "im Sinne der Völkerverständigung von fundamentaler Bevölkerung", heißt es weiter. Nicht die russische Bevölkerung habe die Ukraine überfallen, sondern der russische Präsident Wladimir Putin.
"Eine Partnerschaft mit einer Stadt in einem Staat, der einen Angriffskrieg führt, ist ausgeschlossen. Deshalb ruht die offizielle Verbindung zwischen den Städten ab sofort", hatte Bürgermeister Andreas Wolter (Grüne) am vergangenen Donnerstag mitgeteilt.
Köln: "Partnerschaftsverein verurteilt Angriff Russlands entschieden"
Der Partnerschaftsverein, so die Vorsitzende Aras, verurteile entschieden den Angriff Russlands auf die Ukraine. Er widerspreche diametral dem Vereinsziel zur Völkerverständigung. Aras: "Gerade jetzt treten wir für eine Fortsetzung des Dialogs mit der Zivilgesellschaft in Wolgograd ein."
Auch aus der SPD wurde der Beschluss kritisiert. Christian Joisten, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Rat, teilte mit, es seien nicht die russischen Bürger, die Krieg gegen die Ukraine führten, "sondern der Autokrat Putin". Man halte es daher für falsch, "die Verbindung zur Bürgerschaft von Wolgograd zu kappen", heißt es weiter. "Dass im Einzelfall Verbindungen zu staatlichen Stellen auf Eis gelegt werden, ist richtig und notwendig, aber doch nicht die Städtepartnerschaft als Ganzes."
Ein Projekt des 1989 gegründeten Vereins ist der sozial-medizinische Hilfsdienst für ehemalige Zwangsarbeiterinnen, die 1942 nach Deutschland verschleppt wurden. "Viele der 116 älteren Frauen leben in Wolgograd in sehr ärmlichen Verhältnissen. Sie sind dringend auf unsere Hilfe angewiesen." Im professionellen Hilfsdienst sind ein Arzt und sechs Sozialarbeiterinnen tätig, die individuelle medizinische, pflegerische und soziale Hilfe anbieten.
Umfrage: Krieg belastet deutsch-russische Partnerschaften
Sechs ehrenamtlich tätige Frauen aus der Wolgograder Vereinigung ehemaliger Zwangsarbeiterinnen organisieren einen Besuchsdienst, führen Gespräche, kümmern sich um Bettlägerige, machen Besorgungen und helfen bei Krankenhausaufenthalten.
Dem Kölner Verein zufolge hoffe man in Wolgograd auf ein baldiges Ende des Krieges. Die Angst vor Geldentwertung und Teuerung der Lebensmittel sei weit verbreitet.
Inzwischen belastet der Krieg immer mehr Partnerschaften zwischen deutschen und russischen Städten. Laut einer Umfrage des "Spiegel" ist bereits jede vierte der deutsch-russischen Kooperationen ausgesetzt. Auch Chemnitz hat seit 1988 eine Partnerschaft mit Wolgograd – dort habe man diese allerdings nicht aussetzen wollen. Es sei "Putins Krieg und nicht der des russischen Volkes", so die Stadt.
- Stadt Köln
- Eigene Recherche
- Pressemitteilung der Kölner SPD vom 3.3.22
- Partnerschaftsverein Köln-Wolgograd
- "Der Spiegel: "Jede vierte deutsch-russische Städtepartnerschaft ist ausgesetzt"