t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalKöln

Köln: Die Mobilitätswende muss "Fahrt" aufnehmen


Interview
Unsere Interview-Regel

Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.

Beigeordneter Ascan Egerer
Die Mobilitätswende muss Fahrt aufnehmen

InterviewVon Carlotta Cornelius

Aktualisiert am 27.12.2021Lesedauer: 4 Min.
Ascan Egerer, Beigeordneter für Mobilität der Stadt Köln: "Wir müssen mutig sein und Dinge auch mal ausprobieren."Vergrößern des Bildes
Ascan Egerer, Beigeordneter für Mobilität der Stadt Köln: "Wir müssen mutig sein und Dinge auch mal ausprobieren." (Quelle: Martina Goyert)

Auch auf kommunaler Ebene macht sich der grüne Umschwung in der Bundespolitik bemerkbar: Für Ascan Egerer, Beigeordneter des Mobilitätsdezernats Köln, steht 2022 im Zeichen der Mobilitätswende.

Was mit dem Verkehrskonzept Altstadt begann, soll im neuen Jahr weiter vorankommen: Ascan Egerer, Beigeordneter des Dezernats für Mobilität der Stadt Köln, möchte die Lebensqualität in der Stadt durch autoarme Mobilität verbessern.

Wie das gelingen kann, welche Erfolge 2021 bereits verbucht wurden und was das Dezernat im kommenden Jahr beschäftigen wird, erklärt Egerer im Gespräch mit t-online.

Herr Egerer, Sie sind erst seit Kurzem im Amt. Welche Fortschritte hat Köln aus Ihrer Sicht 2021 in Sachen Mobilität gemacht?

Ascan Egerer: Köln setzt auf den öffentlichen Nahverkehr, mehr Raum für den Rad- und Fußverkehr sowie die innovative und umweltfreundliche Weiterentwicklung seiner Mobilitätsangebote. Wie aus der Jahresbilanz hervorgeht, haben wir in Köln in Sachen Mobilität trotz Pandemie einiges geschafft. Man muss hier das große Ganze sehen. Viele kleine Schritte wie die Ausweitung autofreier Gebiete führen letztendlich zur wahrnehmbaren Veränderung.

Damit Köln künftig CO2-neutral sein kann, muss sich im Mobilitätssektor noch einiges tun. Wo sehen Sie die größten Baustellen?

Es liegen bereits sehr gute Konzepte zur Verbesserung der Mobilität in unserer Stadt vor. Um die – auch politisch im breiten Konsens getragenen – Ziele der Mobilitätswende zu erreichen, heißt es nun, den bereits begonnenen Weg hier in Köln konsequent fortzusetzen und in der Umsetzung Fahrt aufzunehmen. Wir werden daher auch verstärkt auf Verkehrsversuche setzen, wie zum Beispiel bei der Einrichtung einer Einbahnstraße auf der Venloer Straße oder Verkehrsberuhigung auf der Deutzer Freiheit.

Zuletzt sorgte der Impf-Drive-in an der Lanxess-Arena für Verärgerung, da er zunächst nur Autofahrern zur Verfügung stand. Wie zeitgemäß ist es, Angebote ausschließlich für Autofahrer zu konzipieren?

Dieser konkrete Fall hat damit nichts zu tun. Am Anfang gab es für die Bürger und Bürgerinnen, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind, keinen Aufenthaltsraum nach der Impfung, sodass kurzfristig nur der Drive-in möglich war. Mittlerweile bieten wir am gleichen Standort ein Walk- und Bike-in-Impfangebot an.

Woran hakt es in Sachen Mobilität und Nachhaltigkeit in Köln?

Die Mobilitätswende ist ein sehr interdisziplinäres Thema. Es geht nicht mehr nur um den Verkehr, sondern auch um die Stadtplanung, die Nutzung der öffentlichen Räume. Auch Sicherheit spielt hier eine Rolle. Das braucht Zeit.

Was sind Ihre Ideen, um Bus und Bahn noch attraktiver für Kölner Bürger zu machen? Oder sehen Sie die Verantwortung diesbezüglich bei den KVB?

Der ÖPNV ist das Rückgrat der Mobilitätswende. Grundsätzlich gibt es sowohl bei der KVB als auch bei der S-Bahn ein Angebot, mit dem man hier im Stadtgebiet sehr gut unterwegs sein kann. Dennoch gilt es, dieses Angebot auch weiterhin attraktiver zu machen.

Deshalb möchten wir zusammen mit anderen Großstädten in Nordrhein-Westfalen beim Land dafür werben, den Kommunen neue Finanzierungsmöglichkeiten zu ermöglichen, um die Ticketpreise auf ein niedrigeres Preisniveau zu senken. Der ÖPNV bleibt dabei aber Teamarbeit. Gemeinsam mit der KVB werden wir wichtige Projekte der ÖPNV-Roadmap wie die Nord-Süd-Stadtbahn, die Ost-West-Achse und andere vorantreiben.

Unfälle mit Autos und Radfahrern kommen nach wie vor sehr häufig vor. Wie wollen Sie Radfahrende und Fußgänger besser vor schweren oder tödlichen Unfällen schützen?

Neben dem Vermeiden unnötiger Verkehre in der Stadt, das Verlagern auf Bus, Bahn, Rad und zu Fuß, geht es bei der Mobilitätswende auch darum, die Verkehrsführung weiter zu verbessern und damit die Anzahl der Unfälle zu reduzieren. Dabei kann nur die "Vision Zero" [Sicherheitsstrategie des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR), Anm. d. Red.] für null Verkehrstote unsere Richtschnur sein.

Wir dürfen es nicht länger akzeptieren, dass Menschen unschuldig im Verkehrswesen unserer Stadt verletzt und getötet werden. Mit dem Rückbau der freilaufenden Rechtsabbieger haben wir dazu bereits einen wichtigen Prozess begonnen, den ich auch weiter vorantreiben werde.

Bonn plant, in den kommenden vier Jahren eine autofreie Innenstadt zu verwirklichen. Wäre ein solches Szenario auch in Köln vorstellbar?

Mit dem Verkehrskonzept Altstadt haben wir bereits ein Konzept für eine autoarme Altstadt vorliegen, das wir weiter umsetzen werden. Wir werden dabei stadträumliche Qualität durch autofreie und autoarme Straßen schaffen. Dafür haben wir einen politischen Auftrag. Wir können Autos nicht einfach aus dem Stadtbild verbannen und die Menschen damit alleine lassen. Wir müssen gute Angebote schaffen, die es ermöglichen, auf das eigene Auto zu verzichten.

Viele beklagen, dass verschiedene Mobilitätsformen gegeneinander ausgespielt werden. Radfahrer gegen Autofahrer, Autofahrer gegen ÖPNV-Nutzer. Wie könnten die verschiedenen Arten der Mobilität versöhnt werden? Geht das überhaupt?

Das Ziel ist, Köln zu einer zukunftsfähigen, lebenswerten und attraktiven Stadt zu machen, in der die Menschen gerne leben und arbeiten. Das können wir nur gemeinsam schaffen. Für mich ist entscheidend, dass die meisten Menschen in Köln das wirklich wollen. So wollen wir zum Beispiel eine durchgängige und sichere Radverkehrsinfrastruktur schaffen. Von einer qualitativ hochwertigen Infrastruktur und einer klaren Verkehrsführung profitieren alle Verkehrsteilnehmenden.

Zum Abschluss ein Fazit: Was sind Ihre wichtigsten Baustellen für das kommende Jahr?

Wir müssen in die Umsetzung kommen. Dafür werde ich die organisatorischen Voraussetzungen schaffen. Wir müssen mutig sein und Dinge im Rahmen von Verkehrsversuchen auch mal ausprobieren.

Herr Egerer, vielen Dank für das Gespräch!

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Ascan Egerer via E-Mail
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Themen



TelekomCo2 Neutrale Website