Aidshilfe Köln Kampf gegen HIV: "Wir fangen immer wieder bei null an"
Die Aidshilfe Köln kämpft gegen eine Pandemie, die seit den 80er Jahren um sich greift. Die Corona-Krise hat die Arbeit des Vereins ausbremst – doch es gibt auch wieder Hoffnung.
Das Coronavirus hat in den letzten anderthalb Jahren den Alltag der Menschen bestimmt. Dabei gibt es ein weiteres Virus, das schon seit Jahrzehnten grassiert und verheerende Folgen hat – HIV. Anders als gegen das Coronavirus gibt es gegen HIV keinen Impfstoff. Die Kölner Aidshilfe unterstützt Betroffene. Der Verein setzt sich aber auch für Aufklärung ein, denn HIV-Infizierte sind heutzutage immer noch Opfer von Anfeindungen und Diskriminierung.
Viele Vorurteile haben sich festgesetzt. "Seit 30 Jahren hat sich kaum etwas verändert", sagt Erik Sauer, Sprecher der Aidshilfe. Wenn der Verein in Schulen gehe, um dort aufzuklären, merke er, dass Schülerinnen und Schüler immer noch wenig über das Virus wüssten.
Am Spendenstand der Aidshilfe in der Kölner Innenstadt bekämen die Ehrenamtlichen auch schon mal "sind doch alle selber schuld" an den Kopf geworfen. Sauer erzählt von einer Mutter, die HIV-positiv ist und deren Porträt bei einer Ausstellung zu sehen war. Daraufhin seien ihre Kinder in der Schule bespuckt worden. "Die Anfeindungen sind in den letzten Jahren sogar schlimmer geworden", sagt er. "Das hat viel mit Unwissenheit zu tun."
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Aber auch viele Betroffene kämpften mit Scham und Schuldgefühlen sowie der Frage, wie sie Freunden und Familie von ihrer Infektion erzählen sollen, so Sauer. Gerade deshalb sei die Arbeit der Aidshilfe und ihrer Ehrenamtlichen so wichtig: "Wir fangen bei der Aufklärung in jeder Generation wieder bei null an."
Das Gegenmittel der Aidshilfe gegen Stigmatisierung: Aufklärung – und Sichtbarkeit. Dabei bieten die Aidshilfe und ihre teils ehrenamtlichen Mitarbeitenden nicht nur Information über die Infektion oder die Krankheit an. "Der Aidshilfe geht es um sexuelle Gesundheit", sagt Sauer.
"Run of Colours" Köln: Ein besonderer Benefizlauf
Eine wichtige Einnahmequelle ist der "Run of Colours". Der Benefizlauf findet jährlich Mitte September in Köln statt. Die Veranstaltung wurde jüngst von der Stadt Köln mit dem Ehrenamtspreis ausgezeichnet. Für die Aidshilfe ist der Lauf, dessen Einnahmen in Projekte der Aidshilfe fließen, mehr als nur Finanzierungshilfe. "Mit dem Lauf erreichen wir Leute, die sonst mit dem Thema nicht in Berührung kommen", sagt Sauer. "Wir wollen die Menschen animieren, einen allgemein gesunden Lebensstil zu leben."
Die Corona-Pandemie hat drastische Auswirkungen auf die Mittel und Möglichkeiten der Aidshilfe gehabt, wie Sauer sagt. "Stiftungsgelder konnten nicht fließen. Unternehmen haben Hilfen eingestellt." Waren im Jahr 2019 noch 1.600 bis 1.800 Teilnehmende gemeldet, sind es in diesem Jahr bislang nur 800 Personen. Das entspräche aber den Erfahrungen anderer Laufevents.
Die Lage der Aidshilfe ist wegen Corona dramatisch
Ehrenamtssprecher Matthew Wynne bestätigt die "prekäre Lage" für die Aidshilfe. Dem Verein fehlten 450.000 Euro, sagt Wynne. Er hofft auf viele kurzfristige Anmeldungen zu dem Lauf, der in diesem Jahr für geimpfte, genesene oder getestete Läuferinnen und Läufer fast ohne Corona-Einschränkungen stattfinden kann.
Der Benefizlauf "Run of Colors" zugunsten der Aidshilfe Köln findet in diesem Jahr am 18. September statt. Dabei können Läuferinnen und Läufer zwischen den Strecken 5 Kilometer, 10 Kilometer oder Staffellauf wählen. Für die Teilnahme gilt die 3G-Regel. Die Überschüsse der Einnahmen kommen diversen Hilfsangeboten der Aidshilfe zugute. Dazu zählen das Frauen- und Familienzentrum, Youthwork, bei dem Aufklärung in Schulen angeboten wird und Checkpoint, das Beratungs- und Testangebot der Aidshilfe. Eine Anmeldung ist bis zum 12. September möglich. Nachmeldungen am Tag der Veranstaltung sind vor Ort auch möglich.
"Es ist schön, dass wieder etwas passiert", freut sich Wynne, der auch schon selber mitgelaufen ist. "Kein anderer Lauf hat diese Stimmung wie der 'Run of Colours'", sagt er. Der Lauf habe neben einer schönen Strecke am Rhein auch jenes bunte und offene Klima, das alle Menschen einschließt.
Er selbst sei für das Event am 18. September diesmal "als Mädchen für alles" eingeteilt und werde vor allem andere Helfer koordinieren und versorgen. "Ich weiß noch nicht, ob ich selber laufen kann", sagt Wynne. Seine Laufsachen nimmt er jedoch mit. "Für den Fall, dass ich mich freispielen kann."
Disclaimer: Das Nachrichtenportal t-online ist ein Angebot der Ströer Content Group, die ehrenamtliches Engagement in Zusammenarbeit mit der Stadt Köln unterstützt. Jeden Monat werden abwechselnd Motive verschiedener Ehrenamtlichen auf digitalen Plakatwänden in der ganzen Stadt präsentiert.
- Gespräche mit Erik Sauer und Matthew Wynne
- Webseite "Run of Colours"
- Eigene Recherche