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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Konzerte nach Corona Peter Brings: "Die Angst wird immer mit dabei sein"
Der Kölner Musiker Peter Brings ist es eigentlich gewohnt, vor Tausenden von Menschen für Stimmung zu sorgen. Aber sind die Fans es auch noch?
Wir haben monatelang auf eine solche Nachricht gewartet: Konzerte sind wieder erlaubt. Und nun scheint es so weit zu sein. Aber wie wird das aussehen? Ist es an der Zeit, mal wieder einen Song zum Feiern zu schreiben, oder steckt uns allen diese bleierne Zeit noch zu sehr in den Knochen?
Die holländische Band Bots hat ja schon gesungen: "Was sollen wir trinken, sieben Tage lang?" Ich frage mich aber gerade: "Was sollen wir singen, sieben Tage lang?" Wird alles so wie früher, oder geht's erst mal wieder ganz langsam los?
Brings spielten zuletzt ein Konzert in Xanten vor 1.000 Zuschauern. Dabei galten die 3G-Regeln: Nur geimpfte, genesene oder getestete Fans durften teilnehmen. "Wir sind zurück im Leben", kommentierten Brings das Konzert später auf Instagram.
"Die Leute sind heiß" höre ich von überall. Sind sie das? Oder müssen wir erst wieder lernen, uns zu trauen? Zusammen zu sein und zu feiern heißt ja, in den Sälen zu singen und zu schunkeln. Die Angst wird aber wohl erst einmal immer mit dabei sein. Oder wird es ganz anders? Also so richtig alles nachholen und Party ohne Ende machen. Helm lackieren, Bütze, "Driess jet drop!"
Umso mehr ich darüber nachdenke, kommt mir der Gedanke, genau darüber zu singen. Ich bin sicher, eine ganze Menge Menschen machen sich ähnliche Gedanken. Die letzten Konzerte waren schon fast wieder wie früher. Doch wir merken, dass unser Publikum noch so eine eingebaute Bremse hat. Die trauen dem Braten noch nicht, genau wie wir.
An dem einem Tag müssen noch alle coronakonform sitzen und am nächsten sieht es vor der Bühne aus wie auf der CSD-Aftershowparty. 1.200 Menschen direkt vor der Bühne. Ich konnte es fast nicht glauben. Keine Masken, kein besonderer Abstand. Aber volle Energie! Nur Tanzen war verboten. Das Leben kommt zurück. Noch nicht in Siebenmeilenstiefeln, aber wir gehen zumindest wieder. So wie ein Baby, das laufen lernt. Ich hoffe, dass unser Baby auch ganz schnell wieder tanzen lernt – denn laufen kann eh jeder.
"Zu Hause sitze ich stundenlang und arbeite an Songs"
Ich habe mein Zimmer unterm Dach in unserm Haus. Das ist eine Mischung aus Büro und Studio. Hier sitze ich oft stundenlang und arbeite an unseren Songs. Das Leben vor meinem Fenster ist meistens meine Inspiration. Aber im Moment fällt es mir wirklich schwer zu sagen, was ich denke und fühle – und was ich teilen möchte. Die Ereignisse prasseln ja nur so auf einen herab. "Früher war alles besser." Ich weiß, dass das ein Märchen ist.
Aber dieses Märchen hat uns schon mal einen Hit beschert. Ich werde ja so oft gefragt, wie man Lieder schreibt und ich weiß es bis heute nicht wirklich. Warum funktioniert ein Song und der nächste nicht? Aber das ist genau die Magie, die unseren Job ausmacht.
Dem Volk aus dem Herzen zu singen ist halt nicht so einfach. Am Ende geht das auch nur, wenn man noch einer von ihnen ist.
Euer Pitter