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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kandidaten im Check Wer ist Kölns Twitter-König oder Königin?
Twitter ist für Politiker ein beliebtes Sprachrohr. Kurz vor der Bundestagswahl hat ein Forschungsprojekt untersucht, wie gut Kandidatinnen und Kandidaten aus Köln das für sich nutzen.
Wie intensiv nutzen Kölner Kandidatinnen und Kandidaten für den Bundestag den Kurznachrichten-Dienst Twitter? Studierende der HMKW Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft haben in einem Forschungsprojekt festgestellt, dass der SPD-Politiker Karl Lauterbach der unangefochtene Twitter-König ist. Im Master-Studiengang Digitaler Journalismus beschäftigen sie sich auch mit der Frage, woran das liegt.
Er hat die höchste Follower-Zahl, das liegt auf der Hand. Karl Lauterbach spielt eine bundesweite Rolle, spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie. Er kommt aus der medizinischen Wissenschaft, was auch ein Grund ist, dass er ständig in journalistischen Medien und in Fernseh-Talkshows auftritt.
Er nutzt die Plattform mit außergewöhnlichem Fleiß: Bis zu sieben Tweets schickt er jeden Tag in die digitale Öffentlichkeit. "Ich will aufklären und etwas erreichen", sagt er. "In erster Linie für die Gesundheit der Bevölkerung".
Nach eigenen Angaben verfasst er seine Twitter-Nachrichten selbst. Private Einblicke gibt er dabei aber nur selten.
Er ist auf Twitter hinter Lauterbach die Nummer zwei
Für das Projekt wurden zunächst die Followerzahlen der Bundestags-Bewerber aus Köln erfasst. Diejenigen, die jeweils von einer Partei den meisten Zuspruch ernteten, wurden näher untersucht. Mit deutlichem Abstand hinter Lauterbach folgt der Grüne Sven Lehmann. Als Privatmensch tritt auch er selten bei Twitter in Erscheinung. Lehmann punktet vor allem mit seinem Einsatz für die queere Community.
Serap Güler (CDU) spielt ebenfalls im Mittelfeld der Twitter-Nutzer unter Kölns Kandidaten mit . Das liegt auch an der überschaubaren Anzahl ihrer Twitter-Einträge. Gleichwohl setzt sie Akzente mit klaren politischen Standpunkten, etwa mit ihrem Zuspruch zum Zeigen der Regenbogenflagge bei der Fußball-Europameisterschaft.
Für Güler ist Twitter anders als Facebook oder Instagram der wichtigste Social-Media-Kanal für Politik und Journalismus. Man bekomme aber, so Güler, das Gefühl, "dass die Welt von Twitter eine andere ist, als die da draußen".
Zuweilen ginge es auf Twitter zu wie bei einer "politischen Inquisition". Mit einer Followerzahl knapp hinter Güler wurde Roger Beckamp von der AfD registriert. Er wollte keine Auskünfte über sein Online-Werbeverhalten geben.
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Abgeschlagen auf den hinteren Plätzen sind die Vertreterinnen und Vertreter kleinerer Parteien zu finden. Matthias W. Birkwald (Linke) twittert recht selten, beschäftigt sich meist mit seinem Lieblingsthema Rentenpolitik. Für ihn sind vor allem Journalisten die Hauptzielgruppe, die er mit Twitter erreichen will.
Reinhard Houben (FDP) teilt vor allem Beiträge von anderen, gibt dazu manchmal eigene Kurzkommentare. Rebekka Müller, immerhin bundesweite Spitzenkandidatin der proeuropäischen Bewegung Volt, ist erst im Juni Twitter beigetreten. Entsprechend übersichtlich ist ihre Followerzahl, und sie auf Twitter mäßig aktiv. Auch Müller ist davon überzeugt, eher nicht Bürger, sondern Multiplikatoren über den Kurznachrichtendienst zu erreichen.
Aktivität zahlt sich aus, wenn man bei Twitter erfolgreich sein will, lautet das Fazit des Kölner Projektes. Wer viel postet und auch Einblicke ins persönliche Denken gibt, hat eine Chance auf mehr Zuspruch. Letztlich hänge Popularität bei Twitter aber immer auch mit der Bekanntheit in der realen und journalistischen Öffentlichkeit zusammen.
Disclaimer: An dem Projekt unter Leitung von Journalismus- und Politik-Professor Frank Überall nahmen an der HMKW Hochschule in Köln Lara Grewe, Benedikt Kaninski, Larissa König, Jil Peitz und Greta Spieker teil.
- Eigene Recherche